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Höchstädt: Bäume versetzen mit der Berufsschule Höchstädt

Höchstädt

Bäume versetzen mit der Berufsschule Höchstädt

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    Wie versetzt man Bäume? Für große Exemplare ist schweres Gerät nötig.
    Wie versetzt man Bäume? Für große Exemplare ist schweres Gerät nötig. Foto: Christina Brummer

    Nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie wird der eigene Garten wieder wichtiger. Im besten Fall passen ein Trampolin, ein Obst- und Gemüsebeet und eine repräsentative Terrasse hinein. Oder noch mehr. Mit der Staatlichen Berufsschule Höchstädt stellen wir in einer losen Serie verschiedene Möglichkeiten vor, wie man seinen Garten gestalten kann. Für Kinder, für Naschkatzen, für Fleißige und für Faule …

    Im Kreisobstlehrgarten wird kräftig gerodet. Doch was an das kopflose Abholzen großer Waldflächen denken lässt, ist in Wahrheit ein behutsames Stechen, Schaufeln und Graben. Drei Dreierteams sind nach einer kurzen Vorführung von Fachlehrerin Petra Motzek eifrig dabei, Sträucher und Bäume im Kreisobstlehrgarten auszugraben. „Roden“, das bedeutet im Fachjargon der Baumschuler nämlich schlicht „Bäume versetzen“. Dabei ist einiges zu beachten.

    Bäume können öfter versetzt werden

    Bei größeren Bäumen wird der Wurzelballen mit einem Metallnetz gesichert.
    Bei größeren Bäumen wird der Wurzelballen mit einem Metallnetz gesichert.

    Eine Erkenntnis an diesem Tag: Bäume können auch häufiger gerodet werden. Je öfter, desto besser, wie Andreas Leitner erklärt. Er ist Berufsschüler in Höchstädt, kommt aber aus der Nähe von Garmisch-Partenkirchen. „Die Wurzeln bilden neue Verzweigungen, wenn sie gekappt werden. Das macht die Pflanzen robuster.“ Leitner ist ein spät berufener Gartler. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann und acht Jahren im Büro hat es dem 31-Jährigen gereicht mit dem Rumsitzen.

    Er wollte lieber draußen arbeiten. Jetzt macht er eine Ausbildung zum Baumschuler. Wie ihm geht es vielen hier. Sie haben zunächst in anderen Berufen gearbeitet, sich dann aber irgendwann fürs Draußensein entschieden. „Da gehört viel Idealismus dazu“, sagt Petra Motzek. Zum Beruf gehöre viel Handarbeit und eine eher niedrige Bezahlung. Im Kreis Dillingen gibt es vergleichsweise viele Baumschulen, erklärt Fachbetreuer Gerhard Sandtner. Die Böden seien gut. Doch geeignete Fachkräfte seien dringend gesucht. Die Ausbildung zum Baumschuler gibt es also mit Jobgarantie.

    Die richtige Größe des Wurzelballens

    Petra Motzek bildet seit drei Jahren in Höchstädt aus. Sie macht vor, wie man einen hüfthohen Eibenbusch richtig ausgräbt: Erst kommt die obere Erdschicht mit dem Unkraut weg, dann stellt man sich dicht an den Stamm, fasst die Zweige zusammen und klemmt sie sich zwischen die Beine. Mit dem Spaten dreht man sich nun um den Stamm herum und sticht kranzförmig oberflächlich den Wurzelballen ab. Dann schaufelt man die obere Erdschicht weg, ehe man tiefer einsticht, leicht schräg, aber nicht zu weit oben. „Aufpassen bei einem Spaten mit Holzgriff“, sagt Motzek. „Nicht zu viel hebeln.“ Denn der Griff könne so schneller brechen.

    Man lupft den Wurzelballen also eher rundherum heraus. Die Kür besteht darin, dass es ein fester, zusammenhängender Erdballen ist. Doch wie groß ist ein passender Ballen? „Da gibt es keine genauen Vorgaben, das geht eher nach Gefühl, auch bei den Profis“, sagt die Lehrerin. Ist der Ballen zu klein, sind nicht genug stammnahe Wurzeln mit dabei, ist er zu groß, dann wird er zu schwer und hält nicht mehr zusammen.

    Einmal kräftig gießen reicht bis ins Frühjahr

    Im Kreisobstlehrgarten Höchstädt lernen die Berufsschüler, wie man Bäume verpflanzt.
    Im Kreisobstlehrgarten Höchstädt lernen die Berufsschüler, wie man Bäume verpflanzt. Foto: Christina Brummer

    Wer einen Baum im eigenen Garten versetzen will, macht das laut Motzek am besten im Herbst. Denn dann ist das Laub abgefallen und der Saft im Stamm und in den Wurzeln. Trennt man die dann ab, verzweigen sie sich schneller und in Ballennähe, was den Baum robust macht. Wichtig beim neuen Standort ist ein ausreichend großes Pflanzloch: Eine Hand breiter als der Durchmesser des Wurzelballens, rät Motzek. Ist der Baum eingesetzt, dann das Loch mit Erde füllen und gut gießen. „Einmal zwei bis drei Gießkannen reichen bis zum Frühjahr“, so die Expertin. Bei einem trockenen Herbst wie diesem könne man aber auch noch mal nachlegen.

    Danach müsse man den Baum noch anbinden, um ihn gegen Wind zu sichern. Fürs Umpflanzen könne man sich ans Sprichwort „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“ halten. Alt, das sind für einen Baum in einem Privatgarten etwa zehn Jahre. „Der Baum hat dann schon weit gewurzelt, das Umsetzen wäre zu stressig.“ Ist eine Pflanze aber fünf bis sieben Jahre alt, geht das noch. Wer einen Baum in einer Baumschule kauft, der erwirbt meist mehrfach umgepflanzte Exemplare. Die Zahl der Umpflanzungen sagt dabei etwas über die Qualität aus. Mehr ist aber nicht immer gleich besser. Es kommt aufs richtige Verhältnis zur Baumgröße an. „Wurden kleine Pflanzen sehr häufig umgepflanzt und große Pflanzen sehr wenig, dann passt etwas nicht“, sagt Petra Motzek.

    In Höchstädt soll ein Baumlehrpfad entstehen

    Im Kreisobstlehrgarten stehen Bäume verschiedener Altersklassen. Einige sind den Baumschulern schon über den Kopf gewachsen. Für so hohe Stämme ist schweres Gerät nötig. Die Maschine sticht die Erde rund um den Wurzelballen ab, dann schneidet ein Messer die Wurzeln ab. Der Vorgang erinnert an einen Eisportionierer. Die ausgegrabenen Bäume werden aber nicht zum Spaß gerodet. Sie werden an die Stadt Höchstädt verschenkt, die daraus einen Baumlehrpfad pflanzen will. Mit QR-Codes an den einzelnen Bäumen können Interessierte dann etwas über die einzelnen Gewächse lernen.

    Auch die Bezeichnung „Baumschule“ kommt aus der Idee, Gewächse so zu „beschulen“, dass sie sich für gewisse Verwendungen eignen, erklärt Fachbetreuer Sandtner. Die Pflanzen werden so gezogen, veredelt und beschnitten, bis sie die entsprechende Form haben. Etwa bei Alleebäumen in der Stadt. Doch auch Privatkunden hätten spezielle Vorstellungen, wie Bäume in ihrem Vorgarten aussehen sollten. „Das ist das Risiko der Baumschulen“, sagt Sandtner, denn wenn sich Trends ändern, bleiben über Jahre gezogene Bäume dann manchmal Ladenhüter.

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