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Herbrechtingen: Organspende: Papa braucht dringend eine Niere

Herbrechtingen

Organspende: Papa braucht dringend eine Niere

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    Heinz und Andrea Dengel aus Herbrechtingen sind vor Kurzem Eltern geworden. Die beiden Zwillinge heißen Maximilien und Felix. Doch zum Schlafzimmer gehört auch das große Gerät zur Heimdialyse. Jede Nacht ist der 32-jährige Familienvater daran angeschlossen, seit vor sieben Jahren seine Nieren versagten.
    Heinz und Andrea Dengel aus Herbrechtingen sind vor Kurzem Eltern geworden. Die beiden Zwillinge heißen Maximilien und Felix. Doch zum Schlafzimmer gehört auch das große Gerät zur Heimdialyse. Jede Nacht ist der 32-jährige Familienvater daran angeschlossen, seit vor sieben Jahren seine Nieren versagten. Foto: KfH

    Die Zahl der Organspenden ist dramatisch zurückgegangen. Vor zehn Jahren wurden etwa über 2900 Nierentransplantationen durchgeführt. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 1921, die dank postmortaler Organspende oder Nierenlebendspende realisiert werden konnten. Die Zahlen stammen von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in Frankfurt.

    Am Samstag, 2. Juni, ist Tag der Organspende. Einer, der sehnlichst auf eine Spende hofft, ist Heinz Dengel aus Herbrechtingen. Die Wartezeit auf eine Nierentransplantation liegt durchschnittlich bei mehr als sechs Jahren, sodass viele nierenkranke Patienten sehr lange auf eine Organspende warten. Mit 25 Jahren versagten seine Nieren. Eine angeborene Harnabflussstörung hatte zu chronischen Nierenveränderungen geführt. Seitdem ist der heute 32-Jährige auf die lebenserhaltende Dialyse angewiesen. Nach ausführlichen Gesprächen mit seiner behandelnden Nephrologin Dr. med. Ulrike Bechtel aus dem KfH-Nierenzentrum Dillingen entschied er sich für die

    „Ein großer Vorteil der Behandlung zuhause ist, dass ich sie nachts durchführen und so weiterhin voll berufstätig sein kann“, berichtet Dengel. Aber trotzdem bedeute die regelmäßige Dialyse viele Einschränkungen, zum Beispiel bei der Urlaubsplanung, aber auch im normalen Alltag, zum Beispiel bei der Ernährung.

    Bestimmtes Obst ist Dialysepatienten zum Beispiel weitestgehend verboten, erklärt Dr. Bechtel, ärztliche Leiterin des KfH-Nierenzentrums Dillingen. Denn wenn die Nieren nicht mehr arbeiten, kann man keinen Urin mehr lassen. Alles, was man trinkt, verbleibt im Körper, bis er sich an die Dialyse anschließt. Doch die sei immer nur ein schmaler Ersatz für eine Niere, die ununterbrochen den Körper entgiftet. Aus diesem Grund sei – wenn der Patient das wolle – die Nierentransplantation immer als das Verfahren mit der höheren Lebensqualität anzustreben, ergänzt die Fachärztin für Nieren- und Hochdruckerkrankungen. „Unsere chronisch nierenkranken Patienten sind aber – wie alle Wartelistenpatienten – darauf angewiesen, dass Menschen bereit sind, nach dem eigenen Tod ihre Organe zu spenden“, erklärt Bechtel anlässlich des Tages der Organspende.

    Vor allem Calium und Phosphat stapeln sich im nierenkranken Körper. Selbst die Dialyse bekomme das Phosphat kaum aus dem Organismus. In diesem Zusammenhang warnt Dr. Bechtel auch gesunde Menschen davor, Softdrinks zu trinken. Jüngere Generationen leiden erheblich früher und stärker an Demenz, was auf das Phosphat in Softdrinks zurückgeführt wird. Und ein Veggie-Day, also ein Tag ohne Fleisch, tut der Niere besonders gut.

    Heinz Dengel ist vor wenigen Monaten Vater von Zwillingen geworden. Eine Nierentransplantation ist sein sehnlichster Wunsch, auch weil er gerne ein ganz normales Leben als Familienvater führen würde. Doch bislang ist er jede Nacht an die Dialysemaschine angeschlossen. Das führt am nächsten Morgen zu Kreislaufproblemen. „Je mehr Wasser dem Körper entzogen wird, umso anstrengender ist das für den Kreislauf“, erklärt Dr. Bechtel. Darunter würden vor allem die Patienten leiden, die täglich zur Dialyse ein paar Stunden ins Krankenhaus gehen. Wesentlich gesünder und entspannter sei es, öfter kurz eine Dialyse durchzuführen als nur einmal am Tag. So könnten die eigenen Nieren oft noch Jahre bewahrt werden, sagt die Expertin. Dennoch ist die Heimdialyse bundesweit nur bei fünf Prozent der Patienten im Einsatz. In Landkreis Dillingen sind es dagegen 20 Prozent. „Das hat etwas mit meiner persönlichen Einstellung zu tun, und dem KfH.“ Das gemeinnützige Kuratorium für Heimdialyse hat seinen Schwerpunkt bei Dialyse und Nierentransplantation. Dr. Bechtel leitet das KfH-Nierenzentrum Dillingen, wo akut und chronisch nierenkranke Patienten behandelt werden. Der Tag der Organspende ist alljährlich am ersten Samstag im Juni. An diesem Tag finden bundesweit vielfältige öffentliche Maßnahmen statt, um die Bevölkerung zu informieren und zu motivieren, sich mit der Frage der Organspende auseinanderzusetzen, eine Entscheidung zu treffen und diese im Organspendeausweis zu dokumentieren. Die Ausweise sind im KfH-Nierenzentrum Dillingen ebenso erhältlich wie in vielen anderen Gesundheitseinrichtungen und Apotheken. Auch wird an diesem Tag besonders allen Menschen gedankt, die nach ihrem Tod mit ihrer Organspende Leben gerettet haben.

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