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Hausärztemangel in der Region trifft nun auch die Stadt Höchstädt. Die Politik soll nun helfen.

Höchstädt

Höchstädt braucht dringend einen weiteren Hausarzt

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    Nach dem Tod von Dr. Sigurd Mackenrodt fehlt in Höchstädt dringend ein Hausarzt. Weil die Praxis von Mackenrodt in Höchstädt aber nur als Nebenstelle registriert ist und kein offizieller Kassensitz ist, darf sich momentan kein weiterer Hausarzt in der Donaustadt niederlassen.
    Nach dem Tod von Dr. Sigurd Mackenrodt fehlt in Höchstädt dringend ein Hausarzt. Weil die Praxis von Mackenrodt in Höchstädt aber nur als Nebenstelle registriert ist und kein offizieller Kassensitz ist, darf sich momentan kein weiterer Hausarzt in der Donaustadt niederlassen. Foto: Ralf Lienert

    Die aktuelle Situation wollen die Höchstädter nicht länger hinnehmen. Es muss sich schnellstmöglich etwas verändern, besser verbessern. Doch so einfach ist das nicht. Und das ist „ziemlich frustrierend“, wie Bürgermeister Gerrit Maneth am Montag bei der Stadtratssitzung sagt. Dabei sei dieses Thema elementar wichtig und derzeit für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, Stadtteile und auch in der Verwaltungsgemeinschaft nicht zufriedenstellend. Mehr noch: Es sei ein echtes Problem.

    Jeder Patient wird in Höchstädt versorgt

    Um was es geht? Höchstädt fehlt dringend ein weiterer Hausarzt. Unzählige Patienten haben derzeit keinen festen Allgemeinmediziner – diese Zahl umfasst dabei, so Maneth, „nur“ die Höchstädter. Aber, und dafür könne er nicht oft genug Danke sagen: „Kein Patient bleibt auf der Straße. Wer Hilfe oder ein Medikament braucht, bekommt es von den Hausärzten, die wir momentan haben. Nur können unsere Ärzte keine weiteren Patienten fest im Stamm aufnehmen. Diese Kapazitäten haben sie schlicht nicht“, erklärt der Bürgermeister.

    Die Situation in der Donaustadt sei eklatant. Ausgelöst wurde sie, nachdem im Frühjahr 2021 der langjährige und beliebte Hausarzt Dr. Sigurd Mackenrodt (†79) plötzlich gestorben ist. Der Mediziner hatte im Bachtal und in Höchstädt je eine Praxis. Das Problem, so erklärt es Gerrit Maneth: Die Praxis in Höchstädt war als Nebenstelle gemeldet und damit kein offizieller Kassenarzt-Sitz. Den braucht es aber, um einen neuen Hausarzt für Höchstädt zu gewinnen und vor allem zu bekommen.

    Immer mehr junge Familien und Senioren leben in Höchstädt

    Die Zuteilung der Sitze, die die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) übernimmt, basiert unter anderem auf der Bevölkerungsentwicklung der Stadt. Und auch wenn die Altersstruktur, die Maneth präsentiert, einen dringenden Handlungsbedarf zeige, so könne der Wegfall von Dr. Mackenrodt derzeit aufgrund des fehlenden Hausarztsitzes nicht kompensiert werden. Auch die Argumente, dass es in der Stadt immer mehr Senioren und junge Familien gebe, die Stadt aufgrund von neuen Kindergärten, Sanierung der Schule oder Neubau der Berufsschule wachse, haben bislang nichts gebracht. Oder anders: „Wir als Stadt schieben alles an, was geht. Aber wir können leider nichts entscheiden“, so Maneth. Aber wer dann?

    Der Bürgermeister erklärt dem Stadtrat, dass er intensive Gespräche mit allen zuständigen Verantwortlichen sucht und führt. Bei einer Videokonferenz mit zwei Vertretern der KVB und der Unterstützung des Höchstädter Arztes Dr. Jürgen Arnhardt und des Sprechers aller Mediziner im Landkreis Dillingen, Dr. Alexander Zaune, habe er die ganze Problematik vorgetragen, alle gewichtigen Argumente erklärt, die unzureichende medizinische Versorgung dargestellt und dringend um Abhilfe gebeten.

    „Wir bekommen vollstes Verständnis, aber die KVB sagt deutlich: Wir können nichts machen, wenden Sie sich an die Politik“, so Maneth. Und diesen Aufschlag, wie er sagt, werde er jetzt machen. Noch in diesem Jahr müsse ein weiterer Hausarztsitz für Höchstädt kommen. Von Landrat bis Landtagsabgeordneter – der Höchstädter Bürgermeister wolle alle Hebel in Bewegung setzen, wie er sagt.

    Ein junger Mediziner hätte Interesse an einer Praxis in der Stadt

    Seit Januar 2021 gibt es nur noch vier Hausärzte, die für die Höchstädter Bürgerinnen und Bürger da sind. Auf jeden Mediziner fallen mehr als 1800 Patienten bei einer Einwohnerzahl von rund 7300. Maneth: „Und die Zahlen sind ausschließlich von Höchstädt. Die VG ist da noch gar nicht eingerechnet.“ Er rechnet weiter vor, dass sich der Anteil der über 60-Jährigen, also der Menschen, die tendenziell öfter eine medizinische Versorgung brauchen, in den vergangenen zehn Jahren um 26 Prozent erhöht habe – Tendenz weiter steigend.

    Dass es dringend Handlungsbedarf gibt, da ist sich der Stadtrat Höchstädt einig. Und wie Jan Waschke (SPD) sagt, schon lange. Er habe sich 2014 intensiv des Themas angenommen und wisse um die Problematik. „Die Not ist da. Wir müssen den Druck auf die Politik erhöhen.“

    Das sieht auch Hans Mesch (Freie Wähler) so. Deshalb würde er auch den zuständigen Bundestagsabgeordneten mit ins Boot holen, „bevor es dann wieder in einem Ping-Pong-Spiel endet, wer für was zuständig ist“. Mesch dankt auch Ulrike Bechtel, ärztliche Leiterin des Dillinger Nierenzentrums, die immer wieder Praktikanten zu Ärzten nach Höchstädt schicken würden.

    Und bei Dr. Arnhardt in der Praxis arbeite derzeit ein junger Mediziner, der sich eine Niederlassung in Höchstädt vorstellen könnte. Aber, so Gerrit Maneth: „Dafür brauchen wir einen Kassensitz.“ Schnellstmöglich.

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