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Gundelfingen: Sie beschert Kindern einen heiligen Abend

Gundelfingen

Sie beschert Kindern einen heiligen Abend

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    Schwester Maria Elisabeth ist seit 22 Jahren die Leiterin des Gundelfinger Kinderheims.
    Schwester Maria Elisabeth ist seit 22 Jahren die Leiterin des Gundelfinger Kinderheims. Foto: Andreas Schopf

    Der Bayerische Landtag wird im kommenden Februar Maria Elisabeth Marschalek mit der Verfassungsmedaille in Silber auszeichnen. Ein Thema, über das die 63-Jährige nicht gerne spricht. Das sei ihr eher „peinlich“, sagt sie dann. Auch, wenn es um die anderen Auszeichnungen geht, die sie bereits erhalten hat. Das Bundesverdienstkreuz etwa, oder die Ehrennadel in Gold der Stadt Gundelfingen. Schwester Maria Elisabeth ist bescheiden. Dabei ist das, was sie aufgebaut hat, aller Ehren wert.

    Ihr Lebenslauf steht für das, was sie vermitteln möchte

    Seit mittlerweile 22 Jahren leitet die Oberin das Kinderheim in Gundelfingen. Ihr eigener Lebenslauf steht für das, was sie ihren Kindern vermitteln möchte. „Ich bekam nichts in den Schoß gelegt und habe mein Potenzial im Laufe des Lebens entwickelt“, sagt sie. Ursprünglich stammt Marschalek aus dem Kreis Eichstätt. In einem kleinen Ort auf dem Land wuchs sie mit sechs Geschwistern auf. Die Schule war zunächst weniger ihr Ding. Als kleines Mädchen wollte Schwester Maria Elisabeth nicht dorthin gehen. Am Tag der Schuleinschreibung hat sie sich versteckt, ihre Mutter musste alleine losziehen. „Ich habe bei meinem älteren Bruder gesehen, was für einen großen Einschnitt die Schule darstellt.“

    Auch sonst bezeichnet sie sich als „schulischen Spätzünder“. Erst in der 9. Klasse, wenige Monate vor ihrem Abschluss, macht sie sich genaue Gedanken über ihre Zukunft. Sie entscheidet sich für die Berufsfachschule für Kinderpflege in München. Es folgt eine Erzieherausbildung sowie ein Studium der sozialen Arbeit. Die frischgebackene Diplom-Sozialpädagogin weiß nicht, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Um die Gedanken zu sortieren, fliegt sie nach Südamerika. Acht Wochen ist sie mit dem Rucksack in Brasilien und Bolivien unterwegs. „Mir war klar, dass ich etwas Sinnvolles tun möchte“, erinnert sich Marschalek. Nach ihrer Reise entscheidet sie sich, in den Orden der Dillinger Franziskanerinnen einzutreten. Sie lebt in verschiedenen Konventen, in Maria Medingen oder auch in Rom. 1984 wechselt sie an die Berufsfachschule für Kinderpflege Baschenegg in Ustersbach, wo sie zur Leiterin aufsteigt.

    Kinderheim in Gundelfingen ist immer überbelegt

    1997 wird sie nach Gundelfingen versetzt und ist dort seitdem Einrichtungsleiterin. Damals sei die Jugendhilfe an einem tiefen Punkt gewesen, erinnert sich Marschalek. Es habe einen starken Trend zur Pflegefamilie gegeben, nur wenige Kinder seien in Kinderheime aufgenommen worden. „In der Zwischenzeit hat sich viel verändert“, betont die Schwester. Seit vielen Jahren sei die Einrichtung in Gundelfingen immer überbelegt, bayernweit mehr als ein Dutzend Jugendämter arbeiten mit dem Kinderheim zusammen. Dessen Besonderheit ist, dass es auch Kleinst- und Geschwisterkinder aufnimmt. Für die Einrichtungsleiterin kein Risiko, sondern eine Aufgabe. „Wir antworten auf den Bedarf“, sagt Schwester Maria Elisabeth, die dafür bekannt ist, eine Meinung zu haben und diese auch zu vertreten. Ihre Philosophie laute: „Werte sind wichtiger als Geld“. Auch wenn es eine Herausforderung sei, nicht von dieser Grundeinstellung abzuweichen. Eine Schwierigkeit sei etwa, Mitarbeiter für Schicht- und Wochenendarbeit zu finden, sagt sie. Sie selbst hat sich übrigens auch im Alter noch weitergebildet. Berufsbegleitend hat die Schwester mit 51 Jahren in Landshut einen Master in sozialer Arbeit erlangt. „Man darf nicht stehenbleiben“, sagt Marschalek, die früher gerne gepuzzelt hat. Heute fehle ihr für Hobbys die Zeit. Wenn sie mal ein paar freie Tage hat, geht sie wandern.

    In den kommenden Tagen steht im Kinderheim „eine ganz besondere Zeit“ an, so die Leiterin. Weihnachten ist für viele ein Familienfest. Denjenigen, die weniger familiären Rückhalt haben, will man im Kinderheim trotzdem eine schöne Zeit bescheren. Marschalek betont: „Die eigene Familie kann niemand ersetzen.“ Hier müsse man ehrlich bleiben und dürfe nichts vorgaukeln. Man könne nur helfen, gut mit der Situation klarzukommen.

    Jedes Kind bekommt drei Geschenke

    Die Kinder werden in die Vorbereitungen miteinbezogen und schmücken etwa den Baum. An Heiligabend führen sie am eigenen Stall der Einrichtung mit Esel, Pony und Schafen ein Krippenspiel auf. Dann wird gemeinsam mit Schwestern, Mitarbeitern, Freunden und Gästen – aber ohne Eltern – gegessen, bevor es die Bescherung in den Gruppen gibt. Jedes Kind bekommt drei Geschenke, von klein bis groß, die durch einen Sponsor finanziert werden. Eine Unterstützung, die Marschalek freut. „Weihnachtsgeschenke sind wichtig für die Kinder. Sie registrieren, dass ihnen jemand etwas Gutes tun will.“ Manchen Kindern gefalle es am 24. Dezember so gut in der Einrichtung, dass sie sich zum Teil bewusst dafür entscheiden, den Heiligabend dort zu verbringen. Am 25. Dezember aber fahren dann viele Kinder nach Hause.

    Hier finden Sie einen Kommentar: Zu Weihnachten die eigene Familie schätzen

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