Bis Silvester sind es noch zweieinhalb Monate. Das, was am Samstag bei Gundelfingen am Himmel zu sehen sein wird, dürfte zumindest ansatzweise an den Jahreswechsel erinnern. Aus ganz Deutschland kommen 400 Beteiligte der Pyrotechnik-Branche, um auf einem Schotterweg am Fetzer-See, beim Neuhof, Raketen abzuschießen. Unter Tier- und Umweltschützern löst die Aktion scharfe Kritik aus. Es geht auch um die Frage, ob Behörden so etwas zulassen sollen.
Feuerwerk am Fetzer-See: Das steckt dahinter
Die Veranstaltung ist als Produktvorführung zu verstehen. Offiziell spricht man von einem sogenannten „Vorschießen“. Fünf deutsche Hersteller von Pyrotechnik zeigen, was ihre Produkte können, um damit Fachhändler zu überzeugen. Los geht es planmäßig um 16.50 Uhr mit einem fünfminütigen Tagesfeuerwerk. Zwischen 19.15 und 22 Uhr werden einzelne Raketen abgefeuert. Um 22 Uhr steht ein großes Abschlussfeuerwerk an.
Die Tierschutzorganisation Peta kritisiert die Veranstaltung scharf. „Alle Tiere leiden unter Feuerwerk“, so Birgitta Pilgrim, Kampagnenleitung bei Peta. Es bestehe demnach insgesamt eine hohe Verletzungsgefahr. Der bedrohliche Lärm und die unnatürlichen Lichter würden immer wieder für verzweifelte Suchen nach verängstigten tierischen Mitbewohnern sorgen. Auch Unfälle, beispielsweise mit Pferden oder Rehen, und entsprechende Todesfälle seien keine Seltenheit. „Die Überreste eines jeden Feuerwerks verschmutzen außerdem unsere Umwelt und schaden dadurch allen Lebewesen“, heißt es in einer Mitteilung der Organisation. Sie appelliert an Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß, Pyrotechnik künftig zu untersagen.
Es lagen keine Einwände vor
Die Stadt Gundelfingen teilt auf Anfrage mit, dass die Genehmigung nicht von ihr ausging. Dafür war die Regierung von Schwaben zuständig. Von dort heißt es: „Gewerbliche Feuerwerke, die von professionellen Feuerwerkern ausgeführt werden, bedürfen nach den sprengrechtlichen Vorgaben lediglich der fristgerechten Anzeige und keiner weiteren förmlichen Genehmigung.“ Professionelle Feuerwerker würden demnach für die Ausübung ihrer Tätigkeit eine allgemeine behördliche Erlaubnis nach dem Sprengstoffgesetz benötigen. Ihre Zuverlässigkeit und Fachkunde werde regelmäßig durch die Gewerbeaufsicht überprüft. Die vorliegende Feuerwerksanzeige habe man auf sprengstoffrechtliche Sicherheitsbelange überprüft. „Diesbezüglich ergaben sich keine Einwände“, heißt es. Die örtliche Polizei und die Stadt Gundelfingen habe man als Träger weiterer öffentlicher Belange beteiligt. Einwände lagen keine vor.
Mit den Vorwürfen von Tier- und Umweltschützern werde man regelmäßig konfrontiert, sagt Ulrich Mohl. Er organisiert das Event für die Pyrotechnik-Hersteller. Dieses findet jedes Jahr in einem anderen Bundesland statt. Heuer ist der Fetzer-See bei Gundelfingen der Standort für Bayern, wie übrigens schon einmal vor einigen Jahren, sagt Mohl. Das Areal habe man ganz bewusst ausgewählt, weil es ringsum wenig Zivilisation gibt. Im Umfeld von 1,5 Kilometern leben nach Mohls Angaben drei Anwohner, die er im Vorfeld persönlich besucht und informiert hat. Im Umkreis von zehn Kilometern hat er 13 Gemeinden angeschrieben. Informiert wurden außerdem unter anderem die Polizei sowie das Atomkraftwerk Gundremmingen. Außerdem spreche für das Areal, dass es sich nicht um ein Naturschutzgebiet handelt. Zudem gibt es Parkplätze, Toiletten und „To-go“-Gastronomie vom Neuhof.
Es handelt sich um zeitlich begrenzte Lärmbelästigung
Mohl räumt ein, dass es sich bei der Veranstaltung um eine Lärmbelästigung handelt, wenn auch zeitlich begrenzt. Die einzelnen Raketen seien in einem Kilometer Entfernung in der Lautstärke eines vorbeifahrenden Autos zu hören. Das große Abschlussfeuerwerk sei deutlich lauter und noch in einer Entfernung von fünf bis sieben Kilometer Entfernung zu sehen – vergleichbar mit großen Feuerwerken im Günzburger Legoland, sagt Mohl.
Ihm ist es wichtig, zu betonen: „Das ist keine Spaß-Veranstaltung, sondern es geht um Berufsausübung. Dahinter stecken Arbeitsplätze in Deutschland.“ Man habe eine Erlaubnis für das Vorschießen und verwende lediglich geprüfte und zertifizierte Artikel. Zu den Vorwürfen bezüglich des Tierschutzes sagt er: „Man kann nicht behaupten, dass es nicht so ist.“ Die Tiere würden durch das Feuerwerk jedoch weder krank werden noch sterben. Mohl, der hauptberuflich als Arzt arbeitet und nebenberuflich solche Veranstaltungen organisiert, sagt: „Die Tiere halten das aus.“ Außerdem habe man bewusst die Brutzeit umgangen und die Veranstaltung mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt.
Veranstalter sucht sich künftig einen neuen Standort
Von dort heißt es, dass man zwar Bedenken hatte, der Anfrage des Feuerwerksbetreibers jedoch zugestimmt hat. „Die Zustimmung ist erfolgt, da nach Einschätzung der Unteren Naturschutzbehörde die gegebene Störung unterhalb der Erheblichkeitsgrenze liegt“, heißt es. Folgende Faktoren spielten in die Entscheidung hinein: Demnach wurde auf die ursprünglich geplante Abschussposition des Feuerwerks auf der Insel des Sees verzichtet. Stattdessen ist nun der Schotterweg vorgesehen. Es gebe bereits Vorbelastungen im näheren Umfeld, etwa durch das Kieswerk, die B16 oder die Gaststätte Neuhof. Das Areal liege außerdem nicht im Vogelschutz- oder FFH-Gebiet, auch nicht im Landschaftsschutzgebiet, und das Feuerwerk findet nicht in der Fortpflanzungs- und Vogelbrutzeit statt. In der näheren Umgebung fanden in den vergangenen Jahren bereits mehrere Feuerwerke statt. Nun habe man sich eine Zusicherung des Veranstalters eingeholt, dass sich dieser künftig einen anderen Standort sucht.
Mohl macht deutlich, dass es sich bei der Veranstaltung am Samstag um eine geschlossene Gesellschaft handelt. Jeder Teilnehmer ist mit Name erfasst und hat einen zugewiesenen Sitzplatz. Weitere Zuschauer sind nicht zugelassen. Spaziergängern mit Hunden rät er, das Gebiet zu den entsprechenden Zeiten zu meiden.
Lesen Sie hierzu einen Kommentar: Pyro-Branche am Fetzer-See: Veranstaltung hat Berechtigung
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