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Gundelfingen: Kein Personal: Der Neuhof in Gundelfingen kämpft ums Überleben

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Kein Personal: Der Neuhof in Gundelfingen kämpft ums Überleben

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    Verwaist ist heuer der Biergarten in Neuhof am See bei Gundelfingen. „Uns fehlt das geeignete Personal, um auch diesen Bereich unseres Gastronomieangebots nutzen zu können“, sagt Pächter Hendrik Ketter, weshalb er den Pachtvertrag Ende des Jahres nicht mehr verlängern werde.
    Verwaist ist heuer der Biergarten in Neuhof am See bei Gundelfingen. „Uns fehlt das geeignete Personal, um auch diesen Bereich unseres Gastronomieangebots nutzen zu können“, sagt Pächter Hendrik Ketter, weshalb er den Pachtvertrag Ende des Jahres nicht mehr verlängern werde. Foto: von Weitershausen

    Hendrik Ketter möchte kämpfen. Fünf Jahre lang haben er und sein Team den Neuhof am See in Gundelfingen betrieben. „Mit Herzblut“, wie er sagt. „Es würde uns nicht leicht fallen, das Erreichte hier einfach aufzugeben.“ Der Gastronom hat ein Problem. Nicht etwa, dass sein Betrieb nicht läuft. Im Gegenteil. Der Neuhof ist, was Veranstaltungen angeht, für die nächsten eineinhalb Jahre ausgebucht. Zu schaffen macht dem Gastronomen der Personalmangel.

    Neuhof am See in Gundelfingen: Pächter findet kein Personal

    „Der Biergarten musste für diese Saison geschlossen bleiben, da uns das Personal für diesen wichtigen Gastro-Bereich fehlt“, berichtet Ketter. Trotz intensiver Suche habe man keine geeigneten Mitarbeiter bekommen, deshalb musste Ketter in Bezug auf den Biergarten schon kapitulieren. Doch die Personalnot betrifft den Betrieb im Ganzen. Der Neuhofpächter erwägt deshalb, seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.

    Neben den vorhandenen fünf bis sechs Mitarbeitern seien für die Gastronomie, wie er sie sich vorstelle, noch drei bis vier Fachkräfte notwendig. „Aber Fachpersonal für die gehobene Gastronomie ist hier in der Region einfach schwer zu bekommen“, sagt Ketter. Weder vom Arbeitsamt noch über andere Wege, etwa mit „Headhuntern“, professionellen Personalvermittlern also. Junge Menschen sähen hier in der ländlichen Umgebung oft nicht ihren zukünftigen Lebensmittelpunkt, wodurch auch die Bezahlung kein Argument darstelle. Darüber hinaus sei die Fachpersonaldecke im Dienstleistungsbereich überhaupt äußerst dünn, so Ketter. „Ich weiß, wovon ich als gelernter Koch rede.“

    Bis Ende des Jahres Zeit, um Lösungen zu finden

    Im Biergarten Zum Schützen in Gundelfingen wird die Pächterfamilie zum Ende September aussteigen. Die Gründe sind laut Betreiber „Bobo“ Veh vielschichtig.
    Im Biergarten Zum Schützen in Gundelfingen wird die Pächterfamilie zum Ende September aussteigen. Die Gründe sind laut Betreiber „Bobo“ Veh vielschichtig. Foto: Weitershausen

    Um sich selbstständig zu machen, seien viele Lehrjahre und Erfahrungen notwendig, wie er im ersten Jahr Neuhof am See selbst erfahren musste. Doch trotz eines seit rund fünf Jahren gut laufenden Restaurants und eines prall gefüllten Veranstaltungskalenders muss er sich überlegen, wie es weitergeht. Dabei hänge seine Entscheidung nicht von der Wirtschaftlichkeit ab, sagt Ketter. Im Gegenteil, denn im Neuhof müsse eben auch noch ein großes Außengelände gastgerecht gepflegt werden, was wiederum das Problem Personal spürbar werden lasse.

    Bis Ende des Jahres hat Ketter Zeit, Lösungen zu finden. „Wir probieren derzeit verschiedene Wege aus, um den Neuhof am Leben zu erhalten“, sagt Ketter. Beispielsweise hat er Kontakt zur Lebenshilfe aufgenommen, um eventuell über diesen Weg Personal zu gewinnen. „Es ist aber noch nichts spruchreif“, sagt er.

    Wechsel im Biergarten Zum Schützen Gundelfingen

    „Bobo“ Veh hört im Gundelfinger Schützenbiergarten auf.
    „Bobo“ Veh hört im Gundelfinger Schützenbiergarten auf. Foto: Baumann

    Endgültig Schluss im Biergarten Zum Schützen in Gundelfingen ist dagegen für Markus, genannt „Bobo“, Veh und sein Team am 30. September. Auch für seine Entscheidung spiele das Problem Fachpersonal eine Rolle, jedoch nicht als Hauptgrund. Neben Cousin Joachim Fischer als Mitbetreiber sowie dessen Frau habe die Familie ihn unterstützt. Dennoch, so Veh, der die Biergartenwirtschaft Ende April 2017 eröffnet hatte – für Privatleben und Freizeit habe es keinen Raum mehr gegeben. Auch habe ihn die Mentalität mancher Gäste gestört, die mit viel Hektik zum Essen kamen und für die hauptsächlich der Zeitfaktor von Bedeutung war. „Das mindert auch die Wertschätzung für unsere Arbeit“, sagt Veh. Die Auflagen, verbunden mit einem enormen Aufwand an Bürokratie, hätten das Übrige zu seiner Entscheidung beigetragen.

    Und obwohl er auch Freude an dem Betrieb hatte, habe ihn gerade die Abhängigkeit des Biergartengeschäfts von der Witterung zum Aufhören beeinflusst, sagt Veh, obwohl er eigentlich im letzten und diesem Jahr keinen Grund zum Jammern über das Biergartenwetter gehabt habe. Grundsätzlich laufe das Geschäft im Sommer, im Winter dagegen würden die Kunden fehlen. Darüber hinaus wolle er ein vollkommen anderes Lebensziel ansteuern, das sich mit dem Führen eines gastronomischen Betriebes nicht vereinbaren lasse. Veh, der ursprünglich aus Finningen stammt, will wieder freiberuflich in den Bereichen Handwerk und Naturschutz tätig werden. Eine Nachfolge für die Gaststätte in der Bahnhofstraße sei bereits gefunden, berichtet Bobo Veh. Nach einer zweiwöchigen Übergangszeit, in der der Betrieb geschlossen hat, wird das Gundelfinger Traditionshaus am 16. Oktober wiedereröffnen. (mit ands)

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