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Gundelfingen: "Irrsinn": Kritik an Planungen für Gundelfinger Reservekraftwerk

Gundelfingen

"Irrsinn": Kritik an Planungen für Gundelfinger Reservekraftwerk

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    Wie wird die Energieversorgung sichergestellt, wenn das AKW Gundremmingen vom Netz geht?
    Wie wird die Energieversorgung sichergestellt, wenn das AKW Gundremmingen vom Netz geht? Foto: dpa (Symbol)

    Beim Thema Reservekraftwerk spielt sich nach wie vor vieles im Verborgenen ab. Es gilt eine Verschwiegenheitsklausel, Beteiligte lassen keine Informationen nach draußen – oder sind selbst kaum darüber im Bilde. Es geht um ein Projekt, das auch nach dem Aus des Atomkraftwerks Gundremmingen für die Sicherheit der Energieversorgung sorgen soll. Ein Reservekraftwerk würde einspringen, um Spitzenlasten auszugleichen und Engpässe zu vermeiden – auch, weil die Gewinnung von regenerativen Energien Schwankungen unterliegt.

    Reservekraftwerk Gundelfingen würde deutlich kleiner werden

    Drei Projekte aus der Region bewerben sich um den Zuschlag – oder haben sich zumindest bislang darum bemüht: Gundremmingen, Leipheim und Gundelfingen. Zwei Ausschreibungsrunden wurden ohne Ergebnis eingestellt. Seit Mai läuft offenbar eine dritte Runde. Dass sich im Vergleich zum Projektstart einiges verändert hat, wurde in der jüngsten Sitzung des Gundelfinger Stadtrats deutlich. Für das Vorhaben auf Gundelfinger Flur, hinter dem das Unternehmen PQ Energy aus München steckt, besteht bereits seit Jahren ein rechtskräftiger Bebauungsplan. Im Gremium angesprochen wurde ein sogenannter „Antrag auf Vorbescheid zum Bundesimmissionsschutzgesetz“.

    Wichtigste Neuerung: Das Kraftwerk würde deutlich kleiner werden als zunächst geplant. Ursprünglich ging man von einer Leistung von 1200 Megawatt aus, heißt es von der Stadt. Jetzt würde das Kraftwerk nur noch auf eine Leistung von 300 Megawatt kommen – also nur noch ein Viertel dessen, was einmal angedacht war. Laut Heinz Gerhards, Geschäftsstellenleiter der VG Gundelfingen, haben sich die politischen Rahmenbedingungen geändert. Konkrete Einblicke in das Vorhaben hätte aber selbst die Stadt Gundelfingen nicht, betont Gerhards. Parallel zur Größe ändert sich auch die Energieform des geplanten Kraftwerks. Bislang sollte dieses laut Gerhards sowohl mit Gas als auch mit Flüssigbrennstoff betrieben werden. Angesichts der geringeren Größe sei Gas jedoch nicht mehr rentabel. Also würde ein Reservekraftwerk nur noch mit Flüssigbrennstoff betrieben werden.

    Das Bewerbungsverfahren läuft nach wie vor

    Laut Bürgermeisterin Miriam Gruß ändert sich nichts am Bebauungsplan. Der Stadtrat werde lediglich über das Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz informiert und könne Stellung nehmen. Das Gremium billigt die Pläne einstimmig. Laut Gruß läuft das Bewerbungsverfahren über die Bundesnetzagentur nach wie vor. „Wir wissen allerdings nicht, was Stand der Dinge ist, und ob wir zum Zug kommen“, sagt die Bürgermeisterin. Auf Anfrage unserer Redaktion blockt ein Verantwortlicher des Betreibers PQ Energy ab. „Wir sind derzeit aufgrund der umfangreichen Vertraulichkeitsverpflichtungen nicht in der Lage, zu Ihren Fragen Stellung zu nehmen“, heißt es.

    Nach wie vor kritisch blickt Johannes Strasser auf den Fortgang des Projekts – und die damit einhergehende Verschwiegenheit. „Es müsste doch möglich sein, das Verfahren etwas transparenter zu gestalten“, sagt Strasser. Die Bevölkerung habe einen Anspruch darauf. „Ein solches Durcheinander habe ich in meiner politischen Karriere noch nicht erlebt. Man bekommt langsam den Eindruck, dass das Kraftwerk gar nicht gewollt ist.“

    "Das ist Technik von gestern"

    Der ehemalige Landtagsabgeordnete aus Gundelfingen, der sich mittlerweile dem Feld der erneuerbaren Energien verschrieben hat, spricht angesichts der Umstellung auf den ausschließlichen Betrieb mit Flüssigbrennstoff von „Irrsinn“. „Das ist Technik von gestern“, so Strasser. Dass ein neues Reservekraftwerk ausschließlich damit betrieben werden soll, passe überhaupt nicht in die heutige Zeit der Klimaschutzbewegung. Ein solches Kraftwerk müsste stattdessen besser mit synthetischem Erdgas oder mit Wasserstoff betrieben werden, ist sich der Ex-Politiker sicher.

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