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Gundelfingen: Diagnose Leukämie, und plötzlich ist für eine Gundelfinger Familie alles anders

Gundelfingen

Diagnose Leukämie, und plötzlich ist für eine Gundelfinger Familie alles anders

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    Lennart, links, hat Leukämie. Seinen Bruder darf er nur sehen, wenn seine Blutwerte es erlauben.
    Lennart, links, hat Leukämie. Seinen Bruder darf er nur sehen, wenn seine Blutwerte es erlauben. Foto: Familie

    Drei Monate ist es her, dass sich das Leben einer Gundelfinger Familie komplett verändert hat. Am 31. März wurde beim sechsjährigen Lennart eine Leukämie-Erkrankung festgestellt. In den Wochen und Monaten zuvor war die Familie dauernd beim Kinderarzt. Husten, Mittelohrentzündungen und andere Infekte wechselten sich ab. Als dann an einem Wochenende noch Brustschmerzen und Schwindel hinzukamen und „Lenni“ immer schwächer wurde, rief seine Mutter Franziska* einen Bereitschaftsarzt. Das war aber gar nicht so einfach, denn es herrschte gerade Corona-Hochkonjunktur. Schließlich fuhren seine Eltern mit Lenni ins Heidenheimer Krankenhaus. „Das Blutbild dort fiel so dramatisch aus, dass wir direkt mit dem Krankenwagen ins Ulmer Klinikum gebracht wurden.“

    Junge aus Gundelfingen ist an Leukämie erkrankt

    Zwei Tage später stand fest: Lennart leidet an einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL). Noch am gleichen Tag begann die Chemotherapie für den Buben. Seine Mutter berichtet, sie habe anfangs Zeit gebraucht, um die Diagnose zu realisieren und zu akzeptieren. „Beim Wort ‚Leukämie‘ bekommt man erst mal einen Schock.“ Gespräche mit Ärzten und der Kontakt zu anderen Betroffenen zum Beispiel über Facebook-Gruppen halfen ein wenig.

    Die Intensivtherapie, die Ende März begann, dauert etwa ein Jahr. Wenn alles nach Plan läuft, folgen darauf ein Jahr Dauertherapie in Ulm und zehn Jahre engmaschige Kontrollen.

    Lenni musste jeden Tag ins Klinikum

    33 Tage blieb die Mutter fürs Erste mit Lenni im Krankenhaus. In den Therapiephasen danach kann der Patient zwar häufig zu Hause schlafen. Er muss aber jeden Tag mit seiner Mutter zum Ulmer Klinikum fahren, um Medikamente zu bekommen. Morgens um 8 Uhr steht dann schon der Fahrdienst bereit. „Ihm wird jetzt immer schlecht, ich könnte da nicht am Steuer sitzen. Deswegen bin ich sehr dankbar, dass das von der Kasse übernommen wird.“ Im Krankenhaus werden Lennarts Blutwerte gemessen. Das Ergebnis entscheidet über das weitere Vorgehen. Im besten Fall sind die zwei nach drei Stunden zurück in Gundelfingen. Mal bekommt Lenni im Rahmen seiner Chemo eine schnelle Spritze, mal dauert es mehrere Stunden. Sind die Werte zu schlecht, braucht er Spender-Blut. Das wird bestellt, kommt nach etwa drei Stunden an, wird erwärmt und läuft dann wiederum drei bis Stunden lang in seinen Körper.

    „Natürlich ist die Sorge um meinen Sohn das Schlimmste“, so die junge Frau. Dazu muss die Familie aber noch unzählige zusätzliche Belastungen bewältigen: Die Medikamente haben viele Nebenwirkungen. Starke Schmerzen, tägliche Übelkeit, Muskelkrämpfe sind nur eine Auswahl davon. Da das Immunsystem sehr geschwächt ist, müssen Infektionen unbedingt vermieden werden. Soziale Kontakte sind daher weitgehend tabu. Die Bettwäsche muss alle zwei Tage gewaschen, die Böden müssen gereinigt werden. Teppiche, Pflanzen und Deko-Artikel mussten entfernt werden, um Bakterien und Viren möglichst gering zu halten. Ein weiterer Punkt ist die Ernährung – auch hier muss die Mutter streng auf keimarme Kost achten.

    Lennis Familie ist dankbar für die Unterstützung

    „Ohne die Hilfe der Familie würde das alles gar nicht gehen“, sagt Lennis Mutter. Dafür ist sie sehr dankbar. Eine Tante kauft für die Familie ein. Ihre Eltern nehmen ihr vieles ab, damit sie ganz für den Buben da sein kann. Auch Lennis großer Bruder Vincent lebt nun überwiegend bei den Großeltern. Nur wenn der Junior richtig gute Blutwerte hat, kann auch der achtjährige Bruder zu Hause sein, „sonst ist die Gefahr einer möglichen Infektion einfach zu groß“.

    Auch jede Unterstützung von außen gibt der Familie Kraft. So hat der Fahrdienst angeboten, sie zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Ulmer Klinik zu fahren, zum Beispiel, wenn Lennis Körpertemperatur den kritischen Wert von 38 Grad erreicht.

    Die Familie versucht nun, den besonderen Alltag so gut wie möglich zu schaffen, Probleme zu überstehen und kleine Freuden zu genießen: „Wenn Lenni einen guten Tag hat und wir ein kleines Stück Normalität erleben, wird das inzwischen richtig gefeiert.“

    Mutter appelliert: „Gehen Sie Blut spenden!"

    Eines ist der Mutter wichtig, und sie möchte die Menschen um etwas bitten: „Gehen Sie Blut spenden!“ Fünf Mal hat Lennart schon Blutkonserven gebraucht. Insgesamt könnte er bis zu 50 Blut-Gaben benötigen. Das mache ihr die Bedeutung der Blutspende wieder bewusst. Und auch wenn der Kleine bis jetzt keine Stammzellen braucht, viele andere Leukämiekranke seien darauf angewiesen. Die 32-Jährige hat sich längst über www.dkms.de als Stammzellspenderin registrieren lassen und würde sich wünschen, dass sich auch viele andere dazu entschließen würden.

    Jeder kann den betroffenen Familien sehr helfen – durch die Registrierung als Stammzellspender und mit einer Blutspende.

    *Name der Redaktion bekannt

    HINWEIS Die nächsten Blutspendetermine im Landkreis Dillingen sind am Freitag, 26. Juni, von 16.30 bis 20.30 Uhr in der Brenzhalle in Gundelfingen, am Montag, 29. Juni, von 17 bis 20.30 Uhr im Höchstädter Pfarrheim, am Freitag, 3. Juli, von 17 bis 20.30 Uhr in der Volksschule in Wittislingen und am Donnerstag, 9. Juli, von 17 bis 20.30 Uhr in der Grund- und Mittelschule in Bissingen.

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