Es ist kurz vor Mittag, als in der Günzburger Straße die Handys gezückt werden. Zahlreiche Schaulustige bleiben stehen, um das festzuhalten, was nicht alle Tage zu sehen ist: Ein Kran hält eine komplette Brücke in der Luft. Es ist die Brücke, die künftig einen neuen Weg auf die Gundelfinger Bleicheinsel ermöglicht. Am Dienstagmittag kam das Bauteil an seinen neuen Bestimmungsort über die Brenz.
Der Kranführer braucht Fingerspitzengefühl
Ein Lkw liefert das knapp 24 Meter lange und 19 Tonnen schwere Stahlteil an. Helfer befestigen die Schlaufen des Krans an der Brücke. Dann geht es für den neuen Überweg in die Höhe. Während das Bauteil in der Luft schwebt, fahren unter ihm auf der Straße Autos und Laster vorbei. Erste größere Herausforderung des Vorhabens: Eine Weide, über deren Äste der Kran die Brücke hieven muss. Ist dieses Hindernis überwunden, geht es für das Bauteil langsam zurück in Richtung Boden. Dort warten an beiden Seiten der Brenz Fundamente, in die die Brücke verankert werden soll. Kurz über dem Grund benötigen der Kranführer und seine Helfer besonderes Fingerspitzengefühl. Es ist Millimeterarbeit, die Sockel der Brücke in den Fundamenten zu versenken.
Beim ersten Versuch scheitert es noch um Haaresbreite. Der Kran zieht das Bauteil wieder einige Zentimeter in die Luft. Mit einem Bohrer wird das Fundament an einer Seite bearbeitet. Dann wird die Brücke wieder heruntergelassen – und es passt. Rund eine Dreiviertelstunde nach Anlieferung der Brücke wird diese erstmals überschritten. Einer der ersten, der von der Günzburger Straße auf die Bleicheinsel hinübergeht, ist Stadtbaumeister Günter Urban. Er berichtet, dass der neue Überweg die insgesamt 43. Brücke in Gundelfingen ist – nicht umsonst schmückt man sich in der Stadt mit dem Beinamen „Klein-Venedig“.
Alleine die Farbe wiegt eine Tonne
250.000 Euro hat das Bauwerk gekostet, das „Made in Gundelfingen“ ist. Die Firma Stahlbau Wölz hat nach zweimonatiger Vorplanung rund drei Monate an der Brücke gearbeitet, berichtet Geschäftsführer Marcus Wölz. Zum Einsatz kam demnach ein höherwertiger Stahl, der auch tiefen Temperaturen trotzt. Alleine die verwendete Farbe macht eine der insgesamt 19 Tonnen Gewicht aus. Nachdem die Fundamente mit Quellmörtel ausgegossen werden, sollen in den kommenden zwei Wochen LED-Lichter an den Handläufen installiert werden. Sobald die Anbindungen an die Brücke fertig sind, ist diese auch für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der Überweg ist Teil der Neugestaltung der Westlichen Bleiche. Ursprünglich sollte das Vorhaben bis zum Volkstrauertag Mitte November abgeschlossen sein. Doch es gab Lieferschwierigkeiten mit dem Glas für das neue Friedensdenkmal. Deshalb wird die Bleicheinsel wohl erst bis Anfang kommenden Jahres in neuem Glanz erstrahlen.
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