Schnelles Internet auf dem Land, das ist ein Wunsch, den viele Bürger haben. Auch die Menschen in Glött. Mit dem Projekt des Freistaats „Höfebonus“ sollen nun auch die letzten Straßen der Aschberggemeinde mit Glasfaser versorgt werden. Soweit der Plan.
Doch Bürgermeister Friedrich Käßmeyer steht vor einem Problem: Kein Netzanbieter möchte seine Gemeinde versorgen. Er sagt: „Als wir von dem Förderprogramm gehört haben, haben wir uns sofort beworben und auch den Zuschuss erhalten.“ Leider habe sich bisher kein Anbieter gefunden, der die 24 benötigten Anschlüsse im Ort umsetzen und später auch versorgen wolle. So bleiben die Feldbachmühle, Heudorf und der Aussiedlerhof an der Kläranlage die letzten weißen Flecken in Glött, die aktuell unterversorgt bleiben.
Die Verzweiflung in Glött ist groß
Warum die Gemeinde für Telefonanbieter so unattraktiv ist, kann sich der Rathauschef nicht erklären: „Ich kann mir vorstellen, dass die Anbieter lieber Städte versorgen und in einem kleinen Ort wie Glött nicht viel Potenzial sehen.“ Bei der Telekom, wo die Gemeinde einen Großteil ihrer Anschlüsse habe, werde erst ein Angebot ab 30 Anschlüssen abgegeben, informiert Käßmeyer. Bei kleineren Orte würde der Telefonriese schon gar nicht mehr an der Ausschreibung teilnehmen, so der Bürgermeister.
Die Wut der Betroffenen versteht er gut: „Es ist doppelt ärgerlich, dass der Staat zwar kleine Kommunen fördern will, aber es dann an so etwas scheitert.“ Auch Netzdienstleister, die sich auf kleinere Kommunen spezialisiert haben, wie beispielsweise Miecom, hätten kein Interesse – sagt der Glötter Bürgermeister. Obwohl die Binswanger Firma schon die Nachbarkommunen Aislingen und Holzheim versorgt. Und jetzt? Käßmeyer: „Wir warten auf Neuigkeiten vom bayerischen Staatsministerium.“
Beim bayerischen Staatsministerium sucht man nach einer Lösung
Dort versuche man, mögliche Lösungsansätze zu diskutieren, informiert Pressesprecherin Nicole Karl. „Eine Möglichkeit wäre es, Kleinstgebiete in größere Einheiten zusammenzufassen und damit Synergien vor Ort auszuloten“, sagt sie. In einem ersten Anlauf des Förderverfahrens habe Glött bereits 92 Anschlüsse durch die Telekom mit schnellem Internet erschlossen. Bei einem erneuten Antrag habe man für die unterversorgten 24 Anschlüsse leider bisher keinen Netzbetreiber finden können, der ein Angebot abgebe, erläutert die Pressesprecherin. Vonseiten der Telekom heißt es aktuell lediglich, dass das Kundenpotenzial in der Aschberggemeinde zu gering sei und ein Ausbau keinen Sinn mache.
Warum das Problem in der Ausschreibung liegt
Beim Netzservice Miecom weiß man um das Problem in Glött, wie Geschäftsführer Tobias Miessl mitteilt. Er sagt: „Wir haben uns die Ausschreibung schon im vergangenen Jahr angesehen, uns aber dagegen entschieden, ein Angebot abzugeben.“ Der Grund: Die Richtlinien des bayerischen Ausschreibungssystems gäben zwar vor, dass man sich eine Sicherheit vom Netzgeber holen müsse, in Glött sei diese „unfassbar hoch“ und folglich nicht attraktiv für den Anbieter. „Die meisten Gemeinden fordern eine Bankbürgschaft von fünf Prozent, einige wenige 25 Prozent, doch in Glött wollte man gleich 50 Prozent“, sagt Miessl.
In den zehn Jahren, in denen er bereits an Ausschreibungen teilnehme, habe er so etwas noch nie gesehen. Würde Glött das Verfahren neu starten und die Modalitäten anpassen, wäre Miessl bereit, ein Angebot abzugeben. „Durch Glött läuft bereits eine Glasfaserleitung von uns, an die wir anbinden könnten“, sagt er. Bisher habe man in der Gemeinde keinen Fuß fassen können, weil die Telekom den Ort versorge.
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