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Geschichte: Für Frieden und Freiheit

Geschichte

Für Frieden und Freiheit

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    „Das Denkmal ist wichtig, gerade in der heutigen Welt, die sich leider noch immer gegen rechtsradikale Tendenzen zur Wehr setzten muss.“Leo Schrell
    „Das Denkmal ist wichtig, gerade in der heutigen Welt, die sich leider noch immer gegen rechtsradikale Tendenzen zur Wehr setzten muss.“Leo Schrell

    Von Stephanie Sartor

    Mein Name war nicht von Bedeutung, ebenso wenig mein Leben. (...). Schaut nie wieder weg! Lasst so etwas nie wieder geschehen. Das ist meine Bitte, das ist euer aller Pflicht.

    Lauingen Auf einer schlichten Tafel, getragen von einer Frau mit verbunden Augen, um ihre Beine herum Stacheldraht, stehen diese Worte geschrieben. Sie sind Teil der Inschrift des Mahnmales, das gestern Vormittag im Garten des Elisabethenstift eingeweiht wurde – zur Erinnerung an 176 psychisch kranke Frauen, die 1940 aus der Einrichtung deportiert wurden. Zwei Tonnen wog der Steinblock, aus dem Bildhauer Martin Barfuß die Skulptur geschaffen hat. „Mir war es wichtig, einen Menschen darzustellen. Deswegen spricht die Figur auch direkt zu ihrem Betrachter. Eine Tafel alleine wäre zu wenig gewesen“, sagte Barfuß. Er habe einen Ort der Ruhe und des Trostes kreieren wollen, ohne Vorwürfe. Die Augenbinde verdeutliche, dass den Menschen zu Zeiten des Nationalsozialismus ihre Identität genommen wurde, zugleich sei sie aber auch symbolisch für das Wegschauen vor den Gräueltaten.

    Dass nicht wieder weggeschaut wird, dass sich die braune Vergangenheit nie wiederhole – dafür stehe der Gedenkstein, sagte Gernot Römer, ehemalier Chefredakteur unserer Zeitung, und derjenige, der den gedanklichen Anstoß für das Mahnmal gegeben hatte, bei der Einweihung. Römer dokumentierte in seine Buch „Die grauen Busse in Schwaben“ die Deportation der Heimbewohner im Zuge des NS-Euthanasieprogramms, berichtet von Frauen, die weinend in die fensterlosen Busse stiegen, ahnend, dass ihre Reise im Tod enden würde. Das Leben der meisten Frauen endete in den Lagern in Linz oder Grafeneck. Nur ein knappes Dutzend überlebte. Den Angehörigen wurde berichtet, die Frauen seien an Blinddarm- oder Lungenentzündung gestorben.

    Über den Umgang der Nazis im mit geistig behinderten Menschen berichtete auch Dr. Jürgen Schübel, Leiter des Psychiatrie am Bezirkskrankenhaus in Günzburg. Dort seien im Dritten Reich fast 400 Menschen zwangssterilisiert worden.

    Zur Einweihung war auch Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert gekommen, um die Bedeutung des Mahnmals zu würdigen: „Wir müssen uns mit den dunklen Seiten unserer Vergangenheit auseinandersetzen. Denn nur wenn wir bereits sind, auch auf diese Seiten zu schauen, können wir dazu beitragen, dass dieses Geschehen sich niemals wiederholen kann.“

    Das Mahnmal solle für Menschenwürde, Frieden und Freiheit stehen, sagte Landrat Leo Schrell in seiner Rede. Die Bedeutung könne nicht hoch genug geschätzt werden. Das Denkmal ist wichtig, gerade in der heutigen Welt, die sich leider noch immer gegen rechtsradikale Tendenzen zur Wehr setzten muss.“

    Stiftungsdirektor Helmuth Zengerle dankte allen, die am Projekt beteiligt waren. Stadtpfarrer Raffaele De Blasi weihte am Ende der Feier das Mahnmal mit den Worten: „Gott möge uns stärken, Ungerechtigkeiten entgegen zu treten.“

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