Von Simone Bronnhuber
Gundelfingen So viele Rote Karten würde es gar nicht geben. Auch nicht so viele Flitzer. Und erst recht nicht so viele schlechte Bayernspieler. Oliver Hofer und seinen Freunden fällt kein einziger Grund ein, warum Samstagabend der Sieger Borussia Dortmund heißen sollte. Für die Gundelfinger Bavarian Eagles ist klar: FC Bayern München gewinnt die Champions League 2013. „Das ist die Krönung einer überragenden Saison. Es gibt keinen Zweifel“, sagt Hofer. Um diesen vermeintlich sicheren Sieg live zu erleben, schauen sich die eingefleischten FCB-Fans das Spiel natürlich nicht zu Hause vor dem TV-Bildschirm an. Sie fahren oder fliegen gemeinsam nach London und fiebern im Wembley-Stadion mit ihren Idolen mit.
Insgesamt 25 Mitglieder des Fanclubs sind in den Genuss einer Eintrittskarte gekommen. „Da hatten wir wirklich großes Glück“, erzählt Eagles-Chef Bernd Reichenberger. Für den Fanclub gab es acht der wertvollen Karten, jedes der Mitglieder hat dann für sich noch mal zwei bestellt. Zwischen 60 und 330 Pfund (70 bis 385 Euro) haben die Eintrittskarten gekostet – ohne Flug- oder Zugticket, ohne Übernachtung. Für dieses eintägige Fußballerlebnis würde mancher Urlaub in der Sonne buchen.
Was da die Frauen zu Hause gesagt haben? „Nichts. Da wird nicht gefragt“, sagt Oliver Hofer und lacht. Ein anderer Fan sagt: „Die haben uns so kennengelernt und geheiratet.“ Bernd Reichenberger meint aber: „Also, ich habe schon ein wenig überlegt. Ganz so einfach ist es ja dann doch nicht immer.“ Jetzt freuen sich die Münchner Anhänger aber auf das Spiel in London.
Ob mit Bus, Zug, Auto oder Flugzeug. Seit Freitag pilgern nicht nur die Gundelfinger, sondern viele weitere Fußballfans aus dem Landkreis, Richtung England. Da, so erzählen die Eagles, die Sonderzüge oder -flüge schnell ausgebucht waren, musste man kreativ sein. „Wir sitzen auch nicht alle zusammen im Stadion. Aber das macht ja nichts. Sind ja überall Bayernfans“, sagt Michael Hitzler, der sich das neue Fan-T-Shirt, auf dem ein großer Pokal mit der Nummer fünf abgebildet ist, schon lange gekauft hat. Fast alle haben sich ausgestattet, reisen mit Fahne, Schal, Trikot und Lederhose – natürlich in Rot-Weiß – in das Königreich.
Fast alle. Denn ein Eagle, Oliver Hofer, verzichtet darauf. Ganz bewusst. „Das hat jetzt schon ein paar Mal Unglück gebracht, wenn ich mein Fanoutfit anhatte. Deshalb ziehe ich in London keine Bayern-Sachen an. Nicht mal einen Schal.“ Ob der FC Bayern also doch noch ein wenig Glück für heute Abend brauchen kann?