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Festakt: Dillingen feiert „Ärzte ohne Grenzen“

Festakt

Dillingen feiert „Ärzte ohne Grenzen“

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    Dr. Volker Westerbarkey (Mitte) hat für die Nothilfeorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ den Ulrichspreis in Dillingen entgegengenommen. Das Foto zeigt ihn mit (von links) seiner Mitarbeiterin Siw Müller, Oberbürgermeister Frank Kunz, Landrat Leo Schrell (Stiftungsvorsitzender) und der Laudatorin Elke Büdenbender.  	„Es braucht in der Tat mehr Unterstützung für die Idee, dass Menschen anderen helfen, weil sie Menschen sind.“
    Dr. Volker Westerbarkey (Mitte) hat für die Nothilfeorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ den Ulrichspreis in Dillingen entgegengenommen. Das Foto zeigt ihn mit (von links) seiner Mitarbeiterin Siw Müller, Oberbürgermeister Frank Kunz, Landrat Leo Schrell (Stiftungsvorsitzender) und der Laudatorin Elke Büdenbender. „Es braucht in der Tat mehr Unterstützung für die Idee, dass Menschen anderen helfen, weil sie Menschen sind.“ Foto: Marcus Merk

    Ein bisschen Promi-Faktor spielt dann bei der Verleihung des Europäischen St.-Ulrichspreises in Dillingen doch mit. Die Auszeichnung geht an die Nothilfeorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, die Lobrede hält Deutschlands First Lady Elke Büdenbender, die Frau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Gegen 10.30 Uhr trifft die Schirmherrin des Unicef-Kinderhilfswerks auf dem Ulrichsplatz ein. Die Sonne scheint vom blauen Himmel herab, die Temperaturen liegen schon bei gut 20 Grad. Die Wood&Brass-Band des Sailer-Gymnasiums und die Lebenshilfe-Gruppe Blas den Blues spielen fetzige Nummern. Und Elke Büdenbender sucht das Bad in der Menge, die größer hätte sein können. Nur etwa 100 Schaulustige verfolgen in der Kardinal-von-Waldburg-Straße und auf dem Ulrichsplatz das Eintreffen der Promis.

    Unter den Zaungästen ist die Dillingerin Rosmarie Kapfer. „Ich wollte unbedingt Elke Büdenbender sehen, das ist eine ganz sympathische Frau“, sagt die Mitarbeiterin des Dillinger Weltladens. Dort habe man auch schon Spendenboxen für „Ärzte ohne Grenzen“ aufgestellt. Die Auswahl des Ulrichspreisträger stößt bei allen auf ungeteilte Zustimmung. Gerlinde Wörle aus Hausen sagt: „Das sind die Ersten, für die ich spende, wenn irgendwo auf der Welt etwas passiert.“ Der Donaualtheimer Konrad Gallenmüller pflichtet dem bei: „Mit Ärzte ohne Grenzen werden Menschen geehrt, die unglaublich viel für andere getan haben.“

    Den Preis nimmt Dr. Volker Westerbarkey entgegen, der mit Mitarbeiterin Siw Müller nach Dillingen gekommen ist. Beim Einzug in die Studienkirche spielen Organist Axel Flierl und die Dillinger Barockbläser Festmusik. Stiftungsvorsitzender Leo Schrell begrüßt unter den 300 Gästen unter anderem Europaabgeordnete Ulrike Müller, Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange, Landtags-Vizepräsidentin Inge Aures und die Landtagsabgeordneten Georg Winter, Johann Häusler und Leopold Herz. Er erinnert daran, dass es die Ulrichsstiftung inzwischen seit 25 Jahren gibt. Sie will die Einheit Europas in christlich-abendländischer Tradition und im Geist des heiligen Ulrich fördern. Vorstand und Kuratorium seien sich einig gewesen, den Ulrichspreis im Jubiläumsjahr an die deutsche Sektion der Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen zu übergeben. Damit soll das verdienstvolle Wirken von mehreren hundert Mitarbeitern, Ärzten, Krankenschwestern, Logistikern und Hebammen in den Einsatzländern in Europa und weit darüber hinaus gewürdigt werden, sagt der Landrat. Weltweit sind rund 42000 Mitarbeiter von Médecins Sans Frontières (MSF, deutsch Ärzte ohne Grenzen) in etwa 70 Ländern im Einsatz. „Sie alle erbringen oft trotz schwieriger Sicherheitslage und damit unter Einsatz ihres Lebens einen vorbildlichen Dienst am Nächsten und setzen somit ein Zeichen für mehr Humanität in bewaffneten Konflikten und Krisengebieten“, betont Schrell. Dieser Einsatz für ein humanitäres Völkerrecht sei „zutiefst christlich“.

    Der Stiftungsvorsitzende warnt vor Rechtspopulisten und der Rückkehr zu einer nationalistischen Kleinstaaterei. „Nur ein einiges, ein vereintes Europa und eine Aussöhnung unter den Völkern Europas kann dauerhaft Frieden, Freiheit, Sicherheit und Wohlstand gewährleisten“, glaubt Schrell. Dies erfordere Toleranz gegenüber anderen Völkern, Rassen, Religionen und Kulturen, dazu Mitmenschlichkeit und Humanität. Und diese Tugenden hätten, so Schrell, ihr Fundement in christlichen Werten und Tugenden wie Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Demut und Barmherzigkeit. Der Einsatz der „Ärzte ohne Grenzen“ für diese Werte, für ein humanitäres Völkerrecht stimme volle mit den Zielen der Ulrichsstiftung überein. Schrell weist darauf hin, dass Teams der Organisation allein im Jahr 2016 mehr als 21000 Menschen im Mittelmeer gerettet haben.

    Als Landrat Schrell Volker Westerbarkey die vergoldete Ulrichsmedaille und die kunstvoll gestaltete Urkunde übergibt, spenden die Gäste in der Studienkirche lang anhaltenden Beifall. Elke Büdenbender würdigt in ihrer Laudatio den „großartigen Einsatz der grenzenlosen Ärzte“. Oft müssten Helfer schwierige Entscheidungen über Leben und Tod fällen, „ob sie für ein Leben mehrere andere aufs Spiel setzen – nicht zuletzt das eigene“. Büdenbender betont: „Wir ehren heute Menschen, die beseelt davon sind, Humanität zu leben.“ „Ärzte ohne Grenzen“, so Büdenbender, füge sich hervorragend in die Liste der bisherigen Ulrichspreisträger ein. Die Organisation stehe für den Einsatz für die Einheit Europas und für die Werte von Nächstenliebe und bedingungsloser Humanität im Dienste von Menschen in Not.

    Nach ihr spricht Westerbarkey selbst. Der Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen strahlt übers ganze Gesicht. „Es ist ein ganz bewegender Moment, hier oben zu stehen“, sagt der 46-Jährige. Der Preis sei sehr überraschend für seine Organisation gekommen, denn Ärzte ohne Grenzen begreife sich nicht als christliche Organisation, und sie sei auch nicht als Beitrag zur Einheit Europas gegründet worden. Doch beim Nachdenken sei ihm klar geworden, dass die Ärzte und die Ulrichsstiftung sehr viel verbinde. Um Hilfe leisten zu können, müssten die Teams von „Ärzte ohne Grenzen“ als neutral und überkonfessionell wahrgenommen werden. Die Ulrichsstiftung wiederum, so Westerbarkey, wolle nicht die humanitäre Idee für eine Religion vereinnahmen, sondern die Gemeinsamkeiten verschiedener Traditionen hervorheben, für die der Mensch im Mittelpunkt steht. Und es brauche in der Tat mehr Unterstützung für die Idee, „dass Menschen anderen helfen, weil sie Menschen sind“.

    Westerbarkey fordert die Besinnung, kritisiert massiv die Asylpolitik in der Europäischen Union, die auf Abschottung setze. Er erhält am Ende stehend dargebrachte Ovationen. Stadtpfarrer Wolfgang Schneck, der sich als „Pfarrer mit Grenzen“ bezeichnet, und der evangelische Dekan Johannes Heidecker spenden den Teilnehmern des Festakts den Segen. Im Arkadenhof der Akademie geht der Austausch beim Stehempfang weiter. Siw Müller, die als Personalbetreuerin bereits in 16 Ländern für die Ärzte im Einsatz war, spricht über ihre Motivation: „Das Wissen, helfen zu können, gibt die Kraft, weiterzumachen.“

    Oberbürgermeister Frank Kunz freut sich über „dieses große Fest der Begegnung“. Und Ulrich Müller, Bürgermeister in Wittislingen, der Heimat des heiligen Ulrich, ist ebenso angetan. „Was die Ärzte ohne Grenzen tun, ist zutiefst menschlich.“ "Bayern/Kommentar/Panorama- Seiten 32/33

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