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Erziehung: In der Corona-Krise mehr vor der Glotze

Erziehung

In der Corona-Krise mehr vor der Glotze

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    In der Corona-Krise sitzen Kinder vermutlich mehr vor der Glotze.
    In der Corona-Krise sitzen Kinder vermutlich mehr vor der Glotze. Foto: Kaya

    Machen Sie sich kein schlechtes Gewissen!“, rät Antje Werner von der KJF-Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Dillingen allen Eltern, die in diesen Tagen ihre Kinder in den eigenen vier Wänden beschäftigen und dabei dem Nachwuchs deutlich mehr Medien-Zeit zugestehen als vor der Corona-Ausnahmezeit. Die Erziehungsberaterin berät Eltern derzeit telefonisch und auch online und berichtet, dass viele Mütter und Väter die Mediennutzung ansprechen und nach dem richtigen Maß fragen. „Wir befinden uns derzeit in einer komplett neuen Situation“, sagt

    Werner: Ausnahmesituation verlangt nach neuen Regeln

    Der Zeitrahmen, den Eltern im Moment mit eigener Kinderbetreuung überbrücken, sei ein ganz anderer als im bisherigen Alltag. Darum sei es aus Sicht der Erziehungsberaterin klar, dass den Kindern mehr Zeit vor dem Fernseher, am Tablet oder Handy zugestanden wird. Wichtig dabei: „Eltern sollten ganz deutlich sagen, dass aktuell eine Ausnahmesituation herrscht und es deswegen in Ordnung ist, dass andere Regeln gelten. Es geht jetzt darum, dass die Familie miteinander gut durch diese schwierige Zeit kommt. Ich erlebe in meinen Beratungen derzeit, dass viele Eltern überlastet sind, wenn sie zum Beispiel selbst von zu Hause aus arbeiten und parallel dazu ein oder zwei Schulkinder in der Heimbeschulung und vielleicht noch ein Kindergartenkind zu betreuen haben.“

    Kochen dabei die eigenen Emotionen hoch, empfiehlt Antje Werner Müttern und Vätern dringend: „Bevor Sie ausrasten und die Kontrolle über ihr Handeln verlieren, setzen Sie Ihr Kind lieber für eine begrenzte Zeit vor einen Film.“ Das sei absolut okay. Die Erziehungsberaterin gibt zu, dass es für Familien nicht einfach werden wird, dieses veränderte Verhalten in der Mediennutzung nach der Corona-Zeit wieder rückgängig zu machen. „Aber darum kümmern wir uns dann, wenn es so weit ist.“

    Tipps für die Mediennutzung in der Krise

    Sprechen Sie mit Ihrem Kind den Zeitrahmen der Mediennutzung vorher ab. Zum Beispiel: Du darfst jetzt so lange einen Film oder deine Lieblingsserie anschauen, bis deine großen Geschwister mit diesen Schularbeiten fertig sind. Oder: bis meine Telefonkonferenz vorbei ist. Danach machen wir dann etwas anderes – zum Beispiel gemeinsam Obst für eine Zwischenmahlzeit schnippeln.

    Wählen Sie Filme, Serien oder Spiele aus, die dem Alter und der Empfindsamkeit des Kindes entsprechen. Das Kind sollte nur dann Dinge alleine sehen, wenn Eltern wissen, dass es damit gut umgehen kann. Im Zweifelsfall sollten Sie zunächst gemeinsam etwas mit Ihrem Kind anschauen und beobachten, wie dieses reagiert. Eltern können so abschätzen, wie mediale Inhalte wirken: Machen sie dem Kind Angst, reagiert es sehr erregt oder hat es besonders viel Spaß?

    Mediennutzung: Vorbildfunktion nicht vergessen

    Achten Sie auf Ihre Vorbildfunktion im Umgang mit Smartphones und Tablets. Schauen Eltern selbst häufig zwischendurch aufs Smartphone, obwohl jetzt eigentlich gerade gemeinsam gegessen, gelernt oder gespielt wird, wirkt das nachteilig. In diesen Situationen sollten Eltern ihrem Nachwuchs, soweit möglich, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.

    Denken Sie über Alternativen zur reinen Berieselung mittels Fernseher und Handy nach. Sie können abwechseln und zum Beispiel Hörspiele anbieten oder eine Vorlesestunde via Videotelefonie mit den Großeltern vereinbaren. Für Schulkinder gibt es Lern-Apps, die das Spielerische mit dem aktuellen Schulstoff verbinden. (pm)

    INFO Für Eltern und Kinder in schwierigen Situationen hat die KJF Kinder- und Jugendhilfe Dillingen ihre Telefon- und Onlineberatung ausgeweitet. Das Angebot ist kostenlos. Eltern erreichen die Experten von Montag bis Donnerstag jeweils zwischen 9 und 12 Uhr sowie von 13 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr unter Telefon 09071/770390 und E-Mail eb.dillingen@kjf-kjh.de. Zusätzlich kann auch die anonyme caritas.de/onlineberatung genutzt werden.

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