Erika und Edgar Sehorz sitzen auf ihrer Terrasse in Hausen und genießen das sonnige Wetter. Sohn Peter und Schwiegertochter Margot sind zu Besuch. Während sie sich unterhalten, schauen sie Hund Mira beim Tollen im Garten zu. So oft wie möglich nehmen die beiden Senioren auf der Terrasse Platz. „Wegen des Coronavirus bleibt uns ja nichts anderes übrig, wir kommen ja fast nicht mehr raus“, sagt der 89-Jährige.
Dabei feiern die beiden in diesem Jahr ein großes, aber auch seltenes Jubiläum: Die Eiserne Hochzeit. Am 4. Juni 1955 haben sich Erika Sehorz und ihr Mann das Ja-Wort gegeben, also vor genau 65 Jahren. Seither haben sie ihr Leben gemeinsam verbracht.
In Dischingen hat sich das Paar damals kennengelernt
Kennengelernt haben sie sich im „Eglinger Keller“, einer früheren Gastwirtschaft in Eglingen bei Dischingen. „Da sind wir immer zum Tanzen hingegangen. Ich konnte ja gut tanzen, und Edgar war einfach der beste Tänzer“, erinnert sich Erika. Sie sei meist mit dem Rad dorthin gekommen – damals noch ohne Gangschaltung – Edgar mit dem Motorrad. „Womöglich hat ihr das auch imponiert“, schmunzelt er, „damals hatte nicht jeder eines, geschweige denn ein Auto.“ Erika lacht: „Mein Vater hat sich immer furchtbar aufgeregt, wenn Edgar mich mit dem Motorrad nach Hause gebracht hat, weil es immer so laut war. Naja, er hatte wohl einfach Angst um mich.“
Noch vor der Umsiedelung lernte der Ehemann den Beruf des Schlossers
Die heute 86-Jährige stammt aus Dattenhausen, ihr Mann Edgar ist Heimatvertriebener. Er wurde 1930 im mährischen Ludwigsthal im Altvatergebirge geboren. „Ich habe noch zwei Jahre lang den Schlosserberuf erlernt, bevor wir dann 1948 umgesiedelt wurden“, erzählt er. Der Transport ging zunächst nach Kornwestheim, dann wurde Heidenheim für ein paar Jahre seine Heimat. Nach der Hochzeit bewohnten die beiden eine Mietswohnung in Dillingen, in dieser Zeit wurde im Oktober 1955 auch Sohn Peter geboren. Einige Jahre später erwarb das Ehepaar Sehorz in Hausen einen Bauplatz, wo das Paar noch heute wohnt.
Nach einem erfüllten Berufsleben – Edgar war unter anderem bei der Firma Ködel und Böhm als Schlosser tätig, Erika über 40 Jahre bei der Firma Bahner – genossen die beiden ab Anfang der 90er Jahre das Rentnerleben. Sie unternahmen viele Reisen, etwa in die Türkei oder nach Zypern. „Eine richtig tolle Zeit. Da waren wir immer mit einem befreundeten Ehepaar, unsere besten Freunde“, sagt Edgar. Besonders gern erinnert sich Erika an die gemeinsame Reise nach Gran Canaria. „Das war wirklich traumhaft. Zwei Wochen haben wir da in Bungalows gewohnt und die Landschaft genossen. Das wilde Meeresrauschen war schon beeindruckend. Und der Wind, der einem die Haare zerzaust hat.“
Das große Hobby der beiden ist der Garten
Der Garten war immer ein großes Hobby der beiden Senioren. Heute macht dort Sohn Peter viel – auch, weil Edgar und Erika nicht mehr so fit sind wie früher. „Aber wir versuchen eben das Beste daraus zu machen“, sagt Edgar. „So alt muss man ja erst mal werden“, bemerkt Erika und lacht.
Auf die Frage, was denn so eine lange Ehe ausmache, antwortet Schwiegertochter Margot: „Vor allem der Zusammenhalt, über so einen langen Zeitraum wächst man einfach zusammen.“ Und Erika sagt: „Es war zwar nicht immer einfach, manchmal hat es schon gescheppert, aber wir haben uns eben immer wieder zusammengerauft.“ Da schaut Edgar sie an und lacht: „Was heißt denn da gescheppert?“
Für die Zukunft wünschen sich beide, noch möglichst lange zusammen- und dabei einigermaßen gesund bleiben zu können. Die Feier zur Eisernen Hochzeit werden sie wohl auf den Herbst mit dem 65. Geburtstag von Peter zusammenlegen. „Vielleicht hat sich die Lage da doch noch etwas gebessert“, sagt er.
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