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Einkaufen: Hohe Auflagen bedeuten das Ende der Lauinger Fischzucht

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Hohe Auflagen bedeuten das Ende der Lauinger Fischzucht

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    Daniel Ostertag muss die Fischzucht auf der Bleiche in Lauingen schließen. Die Auflagen waren zu hoch.
    Daniel Ostertag muss die Fischzucht auf der Bleiche in Lauingen schließen. Die Auflagen waren zu hoch. Foto: Homann

    Es ist die viel gescholtene Bürokratie: Im Juli 2016 hatten Daniel Ostertag und seine Frau die Fischzucht der Schwiegereltern auf der Bleiche in Lauingen übernommen. Das Geschäft wurde nach Auskunft des 46-Jährigen immer erfolgreicher, als sie umdachten. „Ein Hofladen für Fische als Hauptgewerbe bringt nicht viel. Selbst Stammgäste kommen maximal ein Mal im Monat oder alle sechs Wochen. Aber neue Vertriebswege haben super funktioniert“, erzählt Ostertag.

    Seit eineinhalb Jahren haben der Lauinger Cap-Markt und die Rewe-Supermärkte in Lauingen, Sonderheim und Gundelfingen die Fische der Ostertags im Angebot. „Das ging so schnell und unkompliziert, dafür waren wir sehr, sehr dankbar“, schildert der Familienvater die Anfänge. Er habe sich gefreut, wenn Kunden und Verkäufer schon auf die Ware warteten. Es sei ein tolles Gefühl gewesen.

    Neue Richtlinien waren der Auslöser für den Lauinger Unternehmer

    Das Interesse weiterer Supermärkte aus dem Landkreis Dillingen und dem angrenzenden Baden-Württemberg stieg. Aber genau das ist jetzt das Problem: Als Direkterzeuger darf ein Fischhändler maximal 33 Prozent seines Geschäfts über Fisch verdienen. Andernfalls braucht er eine EU-Schlachtzulassung. „Das wusste ich vorher nicht“, sagt Ostertag. Um den neuen Richtlinien gerecht zu werden, müsste er viel investieren: „In diesem Raum hier müsste alles abwaschbar sein“, zeigt Ostertag bei einer kleinen Führung an der Theke vorbei in die hinteren Räume. Mit der Neonröhre an der Decke – und der vorhandenen Decke – wäre es vorbei. Der Schlacht- und der Verarbeitungsbereich müssten getrennt sein. Umgesetzt werden müssten Temperaturlisten an den Kühlschränken, aufwendige Dokumentationen, ein Putzplan und Hygienevorschriften. Allein die Büroarbeit ließe einen verzweifeln. Und so richtig sicher, was genau der EU-Richtlinie entspricht, sei sich auch niemand. Müsste die Decke gefliest werden oder reicht ein besonderer Anstrich? „Es würde sich zwar jetzt richtig rentieren, umzubauen. Dann könnte man auch eine Lösung für die Vögel und die Biber auf dem Gelände umsetzen.“

    Besonderes Futter für die Lachsforellen

    Doch die Familie hätte dafür entweder einen Kredit aufnehmen oder das eigene Vermögen investieren müssen. Das erschien riskant. Dazu kam der tägliche Zeitaufwand – der im Nebenerwerb nicht zu leisten sei. „Wir sind ein Zulieferbetrieb. Jetzt um die Zeit würden wir den Besatz für das ganze Jahr, im Prinzip bis Ostern, kaufen.“ Das waren immer 10000 Forellen und 2000 bis 3000 Saiblinge. Ein Teil der Forellen wurde durch besonderes Futter zu Lachsforellen. „Die kommen in der Natur kaum vor, das sind reine Zuchtfische“, erklärt Ostertag. Füttern ist aber nur das eine. „Wie bei jeder Mast sind gute Lebensbedingungen für die Tiere das Wichtigste“, klärt der gebürtige Augsburger auf. Also Teiche sauber halten, das Gelände, gut zwei Hektar, pflegen, den Rasen mähen. Den Hofladen führen, schlachten, räuchern. Räuchern ist aufwendig, erklärt der Familienvater.

    Jetzt ist er Betriebsleiter im Dillinger Cafesito

    Der Prozess ziehe sich über eineinhalb Tage. „So schön die Arbeit im Familienbetrieb ist, sie ist auch schädlich. Man hat einfach kaum Zeit für die Familie.“ Parallel dazu hat der 46-Jährige ein verlockendes Stellenangebot entdeckt, sich beworben und ist genommen worden: Der gelernte Koch ist jetzt Betriebsleiter im Dillinger Cafesito. „Das war so ein Angebot – da musste ich mich einfach bewerben.“ Für den Hofladen hofft er auf eine baldige Lösung. Deswegen will er die Anlagen weiterpflegen. Vielleicht findet sich ja ein Pächter? Spruchreif sei noch nichts. Jetzt müssen die übrigen Fische weg: 500 Kilo. Am heutigen Freitag, 21. Februar, hat der Hofladen von 16 bis 18 Uhr geöffnet und am Aschermittwoch, 26. Februar, von 9 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr. Dann ist es vorbei.

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