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Landkreis Dillingen: Ein Dillinger Senior wartet sehnsüchtig auf die Corona-Impfung

Landkreis Dillingen

Ein Dillinger Senior wartet sehnsüchtig auf die Corona-Impfung

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    Ein Wegweiser zeigt zum Parkplatz für ein Impfzentrum. Im Landkreis Dillingen geht das Impfen - wie überall in Deutschland  - nur langsam voran.
    Ein Wegweiser zeigt zum Parkplatz für ein Impfzentrum. Im Landkreis Dillingen geht das Impfen - wie überall in Deutschland - nur langsam voran. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa (Symbol)

    Der Bericht über die Panne am Samstag am Wertinger Impfzentrum hat einige Leser beunruhigt. Ein Dillinger Senior hat Angst, dass er trotz Registrierung nicht drankommt. Und eine Frau aus Lutzingen will wissen, ob sie überhaupt geimpft wird, nachdem sie selbst schon an Corona erkrankt war.

    Am Dienstag meldet sich ein 87-Jähriger aus Dillingen in der Redaktion. Er hatte sich Anfang Januar telefonisch für die Corona-Impfung registriert, sein Sohn auch noch per Mail. Der Senior ist mobil, er würde zum Wertinger Impfzentrum fahren. „Mir wurde per Post mitgeteilt, ich bekäme zeitnah weitere Informationen. Doch ich habe nie mehr etwas gehört.“

    Was den Rentner außerdem beunruhigt, ist, dass er niemanden erreicht. Stundenlang habe er sich die Musik verschiedener Warteschleifen angehört. „Ich habe auf verschiedenen Nummern angerufen. Es ist, als würde ich blockiert. Ist das noch normal?“, fragt der Dillinger besorgt. Seine Bekannten im Landkreis Augsburg seien zum Teil schon zum zweiten Mal geimpft worden. Der Senior hat Angst, dass irgendwann andere an ihm vorbeirücken und er vergessen wird. „Bin ich der Einzige?“

    Das Dillinger Landratsamt vergibt die Impftermine kurzfristig

    Peter Hurler, Sprecher des Dillinger Landratsamtes, bittet um Geduld. Man vergebe keine langfristigen Termine, so lange der Impfstoff gegen das Coronavirus so knapp zugeteilt wird. „Nicht alle Bewohner des Landkreises, die über 80 Jahre alt und mobil sind, haben schon einen Termin bekommen – aber es kann schnell gehen“, erklärt der Pressesprecher.

    Wer sich für eine Corona-Impfung angemeldet hat, egal, ob online oder telefonisch, ist im Bayerischen Impfregister hinterlegt. Erhält der Landkreis Dillingen Impfstoff, werden für die Zahl der möglichen Impflinge Termine freigeschaltet. Das System lost die dann unter den Berechtigten aus. Wer sich telefonisch registriert hatte, wird dann angerufen. „Dafür haben wir ein extra Telefonteam geschaffen“, erklärt Hurler. Alle, die sich online registriert haben, bekommen eine Mail und eine SMS. Dann sollten sie umgehend Termine auswählen. Diese seien dann fix vereinbart. Bleiben Termine frei, rücken andere per System nach. „Gerade vergeben wir Impftermine für kommenden Sonntag und den Montag. Vermutlich erfahren wir erst übermorgen, wie viele Menschen wir nächste Woche impfen können. Deswegen vergeben wir Termine lieber kurzfristig und verlässlich als langfristig und auf Verdacht“, erklärt Hurler. Mal bekomme der Landkreis für 100 Impfungen das Medikament von Moderna, für 400 AstraZeneca und für 1200 von Biontech. Das mache es so schwer, zu planen.

    In Wertingen sollen bald mehr Menschen geimpft werden können

    Doch Hurler ist zuversichtlich, dass im Wertinger Impfzentrum bald wesentlich mehr Menschen geimpft werden können. Laut Prognosen der Hersteller könnte im zweiten Quartal wesentlich mehr Impfstoff zu Verfügung stehen. Deswegen bereitet das Landratsamt wie berichtet gerade die Wertinger Dreifachturnhalle dafür her. Auch dort wird der Dienstleister Ecolog für die personelle Ausstattung sorgen. Wie berichtet, standen am Samstag teils stundenlang die Impflinge vor dem Wertinger Impfzentrum, bis schließlich Bierbänke hinausgestellt wurden. Ecolog selbst hat auf unsere Fragen dazu am Montag nicht reagiert. Läuft es anderswo besser?

    Die Firma Ecolog ist nicht nur im Landkreis Dillingen aktiv

    Im Landkreis Augsburg wird mit Ecolog sowohl im Impfzentrum in Gablingen als auch im Testzentrum in Hirblingen gearbeitet. „Bislang gab es keine Beschwerden, das größte Problem ist wie überall der fehlende Impfstoff-Nachschub“, sagt der Pressesprecher des Augsburger Landratsamtes, Jens Reitlinger. Das Testzentrum sei inzwischen ein Selbstläufer und auch im Impfzentrum laufe alles reibungslos.

    Zu Staus komme es nur, weil manche Impflinge wesentlich früher als nötig eintreffen. Daher appelliere man immer, maximal eine Viertelstunde vorher da zu sein. Im Landkreis Augsburg sind laut Reitlinger rund 17000 Personen über 80 Jahre alt. Diese wurden von der Anstalt für kommunale Datenverarbeitung Bayern auf Grundlage der Zahlen der Einwohnermeldeämter festgelegt und per Zufall eingeteilt. Die Gruppen wurden nacheinander angeschrieben und geimpft. Zwei seien schon komplett geimpft. „Immer wieder fühlen sich Menschen vergessen. Man kann dann nur immer wieder erklären, dass auch sie angeschrieben werden, wenn wir wieder Termine vergeben können“, sagt Reitlinger. Für Ecolog würde er aufgrund der bisherigen Erfahrung eine Lanze brechen.

    Der Landkreis Günzburg hat sich für eine Tochtergesellschaft der Kreiskrankenhäuser entschieden. Diese betreut auch das Testzentrum. Laut Pressesprecherin Jenny Schack laufe das wie das Impfzentrum auch „sehr gut und effizient“ ab.

    Die Dillinger Nachbarlandkreise haben zum Teil schon ein zweites Impfzentrum

    Während der Landkreis Augsburg neben Gablingen bald ein zweites Impfzentrum in Bobingen starten will, hat der Landkreis Donau-Ries längst zwei – doch das wissen nicht alle: Eines in Donauwörth und eines in Nördlingen. „Doch das ist seit 15. Dezember nicht beim bayerischen Gesundheitsministerium hinterlegt“, erklärt Pressesprecher Simon Kapfer. Wer sich für einen Impftermin registriert, und näher an Nördlingen wohnt, wird telefonisch dorthin geschickt, erklärt er. Die Organisation der beiden Impfzentren obliegt dem BRK-Nordschwaben, die Hotline wiederum wird von Ecolog betreut.

    Das bayerische Impfregister sei besser als sein Ruf, meint Kapfer. Ein Experte habe ihm mal erklärt, dass man so eine Software normalerweise in zwei Jahren entwickelt. Da seien Anfangsschwierigkeiten (wir berichteten), normal. Man sei froh über das System. „Es nimmt den Leuten ab, zu entscheiden, wer als Nächstes drankommt“, erklärt Kapfer.

    Lutzingerin will wissen: Werden auch Corona-Kranke geimpft?

    Eine weitere Leserin aus Lutzingen erkundigte sich, ob auch Menschen geimpft werden, die bereits an Corona erkrankt waren, wie sie und ihr Mann. Das betreffe viele Menschen in der Gemeinde.

    Die Leiterin des Dillinger Gesundheitsamtes, Dr. Uta-Maria Kastner, empfiehlt: Betroffene sollten nicht die Antigene (Protein als Teil des Virus) testen, sondern die Antikörper (körpereigene Abwehrstoffe) im Blut bestimmen lassen. „Wichtig ist, dass anhand des positiven Antikörpernachweises (SARS CoV-2 IgG) zwar eine stattgefundene Infektion anzunehmen ist, dies allerdings nicht zwangsweise bedeutet, dass damit ein Infektionsschutz (Immunität) verbunden ist.“ Die für diese Aussage notwendigen Langzeituntersuchungen kann es laut Dr. Kastner aktuell noch nicht geben. Selbst bei Personen, die die Infektion sicher durchgemacht haben, seien aber Antikörper nicht immer nachweisbar. Deshalb sei der Antikörpernachweis bis jetzt immer noch eine privatärztliche Leistung und koste etwa 50 Euro.

    Laut RKI sei davon auszugehen, dass Personen, die von einer SARS-CoV-2-Infektion oder Covid-19 genesen sind, zumindest vorübergehend über einen gewissen Schutz vor einer Erkrankung verfügen. Aufgrund dieser anzunehmenden Immunität nach durchgemachter Infektion, zur Vermeidung überschießender Nebenwirkungen und in Anbetracht des bestehenden Impfstoffmangels sollten ehemals an Covid-19 erkrankte Personen nach Ansicht der Ständigen Impfkommission (STIKO) unter Berücksichtigung der Priorisierung im Regelfall etwa sechs Monate nach Genesung geimpft werden. „Grundsätzlich sollen auch diejenigen, die die Infektion schon hatten, geimpft werden, weil bisher unbekannt ist, wie lange die Immunität anhält“, betont Dr. Kastner.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Corona lehrt auch Geduld

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