Gut zwei Wochen ist es her, dass in Bissingen ein Wolf gesichtet wurde. Nun haben sich auch Gerüchte gemehrt, dass sich der Wolf bereits auf Dischinger Gemarkung bewege. Sogar Risse von Weide- und Wildtieren habe es bereits im Nachbarlandkreis Heidenheim gegeben.
Fotos vom Wolf kursieren in den sozialen Medien
In den sozialen Medien kursieren Fotos, die einerseits augenscheinlich einen Wolf zeigen, der in einer ländlichen Region über Wiesen und schmale Straßen geht. Dazu verbreiten sich Bilder, die den Kadaver eines Kalbs zeigen, wie anhand der noch vorhandenen Ohrmarke zu erkennen ist. Außerdem wird das Skelett eines Bibers als Hinweis auf die Existenz des Raubtiers im Egautal angeführt. Ist der Wolf also im Bereich Dischingen angekommen? Vorab: Einen Beleg dafür gibt es nicht.
Das tote Kalb war auf einer Weide nahe Ballmertshofen gefunden worden. Ortsvorsteher Werner Koths kennt die Gerüchte zwar. Es seien bereits mehrmals Jungtiere gerissen worden, sagte er. Dass es sich um einen Wolfsriss gehandelt habe, konnte Koths jedoch nicht bestätigen. Das Polizeipräsidium Ulm erklärte, dass man vermeintliche Wolfssichtungen an das zuständige Landratsamt weitermelde. Dort befasst sich der Förster und Wildtierbeauftragte Andreas Kühnhöfer mit allen Sichtungen von seltenen Wildtieren. Der Fall des Ballmertshofer Kälbchens ist Kühnhöfer gut bekannt. Vor rund drei Wochen sei er gerufen worden, um den Kadaver zu untersuchen. „Einen Wolf konnten wir ausschließen“, sagte Kühnhöfer. Das Muster der Fraßspuren habe nicht auf einen Wolf hingedeutet, so Kühnhöfer.
Wildernde Hunde könnten eine Rolle gespielt haben
Derzeit würden noch Proben des Jungtiers im Labor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) untersucht, um die Todesursache zu ermitteln. Kühnhöfer will nicht ausschließen, dass wildernde Hunde eine Rolle gespielt haben. Mehrere Tierhalter in der Region bleiben da skeptisch. Sie verweisen auf angeblich mehrere Risse und Sichtungen und sind überzeugt, dass es sich jeweils um einen Wolf handelte. Es sei nicht der erste Fall getöteter Jungtiere gewesen, sagte ein Geschädigter. Bereits 2020 habe er ein offenbar gerissenes Schaf auf der Weide gefunden. Erst vorige Woche hätten seine Tiere in Ballmertshofen erneut einen Zaun durchbrochen, was darauf hindeute, dass „etwas sie gejagt hat“. Er wünsche sich mehr Unterstützung vonseiten der offiziellen Stellen, um nicht weiter auf seinen Kosten sitzen zu bleiben.
Im Fall des stark verwüsteten Biberskeletts, das ganz in der Nähe des Kalbs lag, sei nichts mehr festzustellen gewesen, so der Wildtierbeauftragte. Kühnhöfer hält es für möglich, dass der Biber zunächst überfahren wurde oder einer Krankheit erlag, bevor Aasfresser auf ihn aufmerksam wurden. Die übrigen kursierenden Bilder könnten Kühnhöfer zufolge der Region um Bissingen und dem dort festgestellten Wolf zugeordnet werden.
Es sind nur 20 Kilometer Luftlinie nach Dischingen
Ausgeschlossen ist es freilich nicht, dass der Bissinger Wolf die Dischinger Gemarkung gekreuzt hat – immerhin ist die Gemeinde in unserem Landkreis nur rund 20 Kilometer Luftlinie vom baden-württembergischen Dischingen entfernt. Von aktuellen Sichtungen oder konkreten Hinweisen auf einen Härtsfeld-Wolf ist Kühnhöfer jedoch nichts bekannt.
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