Nicht nur bei Katholiken in Dillingen hat die Nachricht am Donnerstagnachmittag Überraschung und Bedauern ausgelöst: Stadtpfarrer Wolfgang Schneck wird die Kreisstadt verlassen und zum 1. September die Leitung der Priesterseelsorge im Bistum Augsburg übernehmen (wir berichteten).
Sogar im Facebook-Auftritt unserer Zeitung gab es zu dieser Personalie mehrere Kommentare der Betroffenheit. „Sehr, sehr schade und traurig, Wolfgang Schneck ist der tollste Pfarrer, den ich je kennengelernt habe“, schreibt eine Nutzerin. Gleich in zwei weiteren Beiträgen heißt es, dass der 65-Jährige „endlich mal ein Pfarrer sei, bei dem Kirche Spaß gemacht hat“. Von erfrischenden Gottesdiensten ist die Rede, eine Schreiberin bezeichnet den Seelsorger gar als Engel.
Bei der Priesterseelsorge war laut Bischof immer schon "ein Geheimtipp"
Wer den Leiter der Pfarreiengemeinschaft Dillingen mit seinen etwa 9400 Katholiken kennt, weiß, dass ihn derartige Lobbekundungen eher verlegen machen. Schneck selbst hat am Donnerstagnachmittag am Ende der Kuratoriumssitzung der Europäischen St.-Ulrichs-Stiftung im Dillinger Landratsamt angemerkt, er habe noch etwas Persönliches mitzuteilen. Nahezu gleichzeitig veröffentlichte die Pressestelle des Bistums Augsburg über ihren Mail-Verteiler die Nachricht, dass Schneck Leiter der Priesterseelsorge in der Diözese wird. Und Bischof Bertram Meier sagte, dass der Geistliche für seine Mitbrüder bei dieser Aufgabe immer schon „ein Geheimtipp“ gewesen sei. Stiftungsvorsitzender Leo Schrell war sich ebenso wie manch anderer im Saal anfangs nicht ganz sicher, ob er denn recht gehört habe. „Mich hat die Nachricht überrascht“, sagt Schrell am Freitag. Er habe mit Schneck im Stiftungsvorstand und darüber hinaus außerordentlich gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. „Ich bedauere es, dass er nun eine andere Aufgabe übernimmt.“
Christoph Balzer, den Pastoralratsvorsitzenden der Pfarreiengemeinschaft Dillingen, der die Pfarreien St. Peter Dillingen, St. Ulrich Dillingen, St. Peter Hausen, St. Vitus Donaualtheim und Maria Rosenkranzkönigin Schretzheim angehören, hat die Entwicklung ebenfalls überrascht. Auch wenn er ein bisschen früher davon mitbekommen hat, wie Balzer erläutert. Er habe wie Schneck selbst noch an dessen 65. Geburtstag im vergangenen Jahr damit gerechnet, dass der Stadtpfarrer bis zu seinem Siebzigsten im Schwäbischen Rom bleibe. „Aber wenn der Bischof um etwas bittet, dann tut das Pfarrer Schneck auch“, sagt Balzer, der auch Pfarrgemeinderatsvorsitzender der Dillinger Pfarrei St. Peter ist. In den vergangenen Stunden habe ständig das Telefon geklingelt. Alle Anrufer bedauerten den Schritt. Balzer sagt: „Ich habe noch nie einen Menschen erlebt, der so authentisch ist. Was Pfarrer Schneck predigt, lebt er auch selber vor.“ Er sei Seelsorger mit Leib und Seele. „Er ist für alle da, die ihn brauchen“, betont der Pastoralratsvorsitzende.
Gleichzeitig freue er sich sehr auf Schnecks Nachfolger, den scheidenden Generalvikar Harald Heinrich, und Kaplan Florian Stadelmayr, der im Pastoralkurs bereits zwei Jahre in Dillingen tätig war. Denn Schnecks zentrale Botschaft sei „Jesus in der Mitte“. Und wenn dies berücksichtigt werde, sei es gar nicht so entscheidend, wer dann Pfarrer sei.
Dennoch überwiege erst einmal das Bedauern. Pfarrsekretärin Kandida Link etwa gibt zu: „Wir sind überrascht und betroffen.“ Sie sei fest davon ausgegangen, in den nächsten Jahren mit Pfarrer Schneck zusammenzuarbeiten. „Aber ich kann die Personalentscheidung des Bischofs absolut verstehen“, sagt Link. Schneck habe bereits weltweit die Priesterseelsorge für die Fokolar-Bewegung übernommen. Bischof Bertram habe sich für diese Aufgabe „den Besten geholt“, ist die Sekretärin überzeugt.
Stadtpfarrer Schneck hat während seines neunjährigen Wirkens in Dillingen viele Menschen beeindruckt. Legendär sind seine meist kurzen Predigten. Anfangs gab es bei einigen Kirchenbesuchern Bedenken, ob da das theologische Level nicht sinke. Inzwischen zählt die Kurzpredigt, die Christi Botschaft auf den Punkt bringt, zu den Markenzeichen des 65-Jährigen. Seine Vespa, mit der Schneck einst durch Dillingen düste, ist inzwischen verkauft. Aber die Ziehharmonika, die der Seelsorger unter anderem auf Seniorennachmittagen spielte, gibt es noch.
Kunz: Pfarrer Schneck hat bleibende Spuren in Dillingen hinterlassen
Auch Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz bedauert Schnecks Weggang. „In den zurückliegenden neun Jahren hat Pfarrer Schneck bleibende Spuren bei uns hinterlassen.“ Mit seiner stillen und humorvollen Art spreche der Seelsorger viele Menschen – besonders auch die jüngeren Mitbürger – auf eine besondere Weise an. „Mit Schlichtheit und Bescheidenheit lebt er vor, wie moderne Kirche vor Ort gelingt“, sagt Kunz. Neben dem seelsorgerischen Wirken werde Schneck auch etwas ganz „Greifbares“ hinterlassen. „Die aufwendige Sanierung der Basilika St. Peter war eine gewaltige Aufgabe, die ihn seine gesamte Zeit in Dillingen begleitet hat.“ Er hinterlasse seinem Nachfolger ein im wahrsten Sinne des Wortes gut bestelltes Haus. Kunz betont: „Monsignore Harald Heinrich werden wir in Dillingen herzlich und offen empfangen – ebenso wie Florian Stadelmayr, der bei uns in der Stadt ja schon bestens bekannt ist.“
Wolfgang Schneck scheint von dem beachtlichen Echo auf die Nachricht überrascht. „Ich bin sehr, sehr gerne in Dillingen“, betont er. Über die Pfarreiengemeinschaft hinaus liege ihm die Mitgestaltung der Stadt am Herzen. Die letzte Entscheidung über seine Aufgaben treffe aber der Bischof. Schneck sagt, dass er sich bisher schon in seiner Freizeit um die Mitbrüder gekümmert habe. „Mir ist dies ein Herzensanliegen“, erläutert der Stadtpfarrer. Es gehe dabei auch darum, die psychische Widerstandskraft der Seelsorger gegen Stress und Depressionen zu stärken.
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