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Dillingen/Wertingen: Windkraftgegner wider Willen

Dillingen/Wertingen

Windkraftgegner wider Willen

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    Die jungen Finalisten des Regionalwettbewerbs „Jugend debattiert“ finden beim Regionalwettbewerb in Dillingen für ihren Standpunkt schlagkräftige Argumente. Die Jury achtet darauf, dass alle zu Wort kommen.
    Die jungen Finalisten des Regionalwettbewerbs „Jugend debattiert“ finden beim Regionalwettbewerb in Dillingen für ihren Standpunkt schlagkräftige Argumente. Die Jury achtet darauf, dass alle zu Wort kommen. Foto: Andrea Baumann

    Ein Abend im Johann-Michael-Sailer-Gymnasium in Dillingen, der Vortragsraum ist proppenvoll. Unter den Schülern und Lehrern der umliegenden Schulen finden sich auch die wortgewandtesten Mädchen und Jungen aus dem Wertinger Gymnasium. Sie alle unterhalten sich gut gelaunt und essen Kuchen am Büfett hinter dem Zuschauerbereich, die Bühne davor ist noch leer.

    Alle warten gespannt auf die Ergebnisse der Vorrunden von „Jugend debattiert“, die über den Nachmittag stattgefunden haben. Die besten Schüler werden in wenigen Minuten im Finale gegeneinander antreten. Es liegt Nervosität in der Luft.

    Zu einer guten Leistung gehört nicht nur Sachkenntnis

    Beim Regionalwettbewerb empfangen die Dillinger Gastgeber die besten Debattierer aus den umliegenden Schulen und lassen sie in zwei Runden gegeneinander antreten. Die Sieger in den beiden Altersstufen werden dann zum Landeswettbewerb in München weitergeleitet. Für die Jury geht es bei der Bewertung der Debatte vor allem um Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Um eine gute Leistung zu erzielen, müssen die Teilnehmer aber auch Fairness und Ausdauer beweisen.

    Als die Finalisten des Abends verkündet werden, hört man zuerst Jubel von den Mitschülern. Dann werden in letzter Minute noch einmal die eigenen Aufzeichnungen zu den Themen durchgelesen. Eine Kandidatin sagt: „Ich krieg’ gleich einen Nervenzusammenbruch“, wird aber sofort von ihren Mitschülern und Konkurrenten ermutigt.

    Windräder nähe an Wohnsiedlungen? Pro und contra

    Das Thema für die erste Altersgruppe: „Sollen Windräder näher an Wohnsiedlungen gebaut werden?“ Jeweils zwei Finalisten nehmen die Pro- und die Contra-Seite auf der Bühne ein. Was jetzt beginnt, ist ein Ping-Pong-Spiel der Argumente: Eine Verringerung des Abstands sei nicht umsetzbar, da dafür die Akzeptanz in der Bevölkerung fehle. Die Anwohner klagen schon jetzt über gesundheitliche Beschwerden. Die Pro-Seite kontert, dass durch die Abstandsregelung der nötige Ausbau erneuerbarer Energien gehemmt werde. Der Energiebedarf müsse schließlich auch bei Abschaltung von Atomkraftwerken weiter gedeckt werden.

    Die seriöse Sprache der Schüler und ihr fundiertes Faktenwissen bringen ihnen nach der Debatte begeisterten Applaus vom Publikum ein. Sofort wird das Thema von den Zuschauern in Gesprächen aufgegriffen und vertieft. Auch die Lehrer sind von der Qualität der Debatte begeistert. Die Teilnehmer selbst zeigen sich sehr erleichtert und auch ein bisschen stolz auf ihre Leistung. Von den Mitschülern gibt es Schulterklopfen und das eine oder andere „High-Five“. Als die Jury jedem Debattierenden Feedback und Verbesserungstipps gibt, überwiegt bei allen das Lob.

    Trotz der Wettbewerbssituation scheinen viele Schüler einen großen Mehrwert aus den Debatten zu ziehen. Jonas Wießner, Schüler am Gymnasium Wertingen, sagt: „Beim Debattieren lernt man, anders auf die Dinge zu schauen. Man muss ja Pro- und Contra-Argumente vorbereiten. Beim Thema Windkraft zum Beispiel fallen einem aber zuerst nur Pro-Argumente ein.“

    Eine Schülerin sieht den Wettbewerb als echte Bereicherung

    Kurz darauf werden die Finalisten der zweiten Altersstufe auf die Bühne gebeten. Die letzte Debatte des Tages behandelt das Thema „Soll unsere Stadt den Klimanotstand ausrufen?“ Auch hier liefern beide Seiten schlaue Argumente und einen fairen Wettstreit.

    Gerade beim hochaktuellen Thema Strukturwandel und Klimaschutz herrscht bei den Debattierenden Einigkeit darüber, dass etwas getan werden muss. Nicht so allerdings bei der konkreten Umsetzung von Klimazielen. Für Anna Schuller vom Christoph-Scheiner-Gymnasium Ingolstadt ist das Thema auch im Freundes- und Familienkreis wichtig. Sie sieht den Wettbewerb als echte Bereicherung: „Man eignet sich bei der Vorbereitung so viel Wissen an und gewinnt beim Debattieren vor Publikum auch an Selbstbewusstsein.“ Ihre Mitschülerin Isabell Balassa stimmt ihr zu: „Letztes Jahr war ich viel nervöser. Jetzt bin ich zwar auch noch aufgeregt, aber ich habe viel mehr Selbstvertrauen.“

    Und die Gewinner sind:

    Am Ende des Abends werden endlich die Sieger bekannt gegeben. Die Dillinger Lehrerin Ute von Egloffstein, die den Wettbewerb mitorganisiert hat, betont noch einmal ihre Anerkennung für die Teilnehmer: „Wir hatten heute eine sehr spannende Debatte mit unglaublich gutem Fachwissen. Die Debattierenden haben sich sehr gut vorbereitet. Uns freut es, dass die junge Generation beim Thema Klima eben nicht nur den Zeigefinger hebt, sondern auch selbst sehr gute Lösungsvorschläge macht.“

    Über die Weiterleitung zum Landeswettbewerb in München dürfen sich schließlich die beiden Ingolstädter Anna Schuller und Jakob Bruckmaier freuen.

    Anscheinend gibt es an diesem Abend aber weder Gewinner noch Verlierer. Im Mittelpunkt steht vor allem die faire und sachliche Debatte.

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