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Dillingen/Wertingen: Pflegekräfte von morgen: So kommt die neue Ausbildung im Kreis Dillingen an

Dillingen/Wertingen

Pflegekräfte von morgen: So kommt die neue Ausbildung im Kreis Dillingen an

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    Seit gut einem Jahr gibt es im Kreis Dillingen eine neue Ausbildung. Sie wird in Wertingen und Dillingen angeboten.
    Seit gut einem Jahr gibt es im Kreis Dillingen eine neue Ausbildung. Sie wird in Wertingen und Dillingen angeboten. Foto: Marijan Murat (Symbol)

    Früher gab es Alten- oder Krankenpflegeschulen. Im vergangenen Jahr änderte sich das: Nach einer dreijährigen Ausbildung kann sich die Pflegefrau oder der Pflegemann aussuchen, ob sie oder er lieber in einem Seniorenheim, in einer Klinik oder bei der Kinderpflege tätig ist. Drei Standorte für diese Ausbildung gibt es im Kreis Dillingen, sie bilden die neue Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe: Die Wertinger Berufsfachschulen für Pflege in der Pestalozzistraße und am Ebersberg und die Berufsfachschule für Pflege in Dillingen.

    Das neue Projekt schlug richtig gut ein: 75 Schülerinnen und Schüler sind vor einem Jahr in die neue Ausbildung gestartet. „Damals wurden wir fast überrannt. Davon waren wir völlig überrascht“, erinnert sich Miriam Brummer, die die Dillinger Schule leitet. Die neue Klasse stieß dort mit 28 Schülerinnen und Schülern an ihre Höchstgrenze.

    Schon zum Halbjahr hörten die ersten wieder auf

    Angelika Wolf leitet die Wertinger Pflegefachschulen.
    Angelika Wolf leitet die Wertinger Pflegefachschulen. Foto: KKH Dillingen

    Doch bereits zum ersten Halbjahr hörten viele auf. Manche aus persönlichen Gründen, andere wegen schlechter Noten. Das sei normal. Dann folgte eine weitere Abbruchwelle in den Sommermonaten.

    Jetzt sei die Klassenstärke in Dillingen wieder so normal wie in den Vorjahren. Auch in Wertingen hörten viele wieder auf, ergänzt ihre Kollegin Angelika Wolf. „2020 aber waren es eher persönliche Gründe, die zu dem großen Schwund führten, lauter einzelne Schicksale. Das war eigentümlich.“

    Die Corona-Pandemie erschwerte einiges

    Kaum hatte der Unterricht vor einem Jahr begonnen, wurde schon im Dezember 2020 coronabedingt ins Homeschooling gewechselt. Praktische Übungen fielen damit aus.

    Miriam Brummer leitet die Dillinger Pflegefachschule.
    Miriam Brummer leitet die Dillinger Pflegefachschule. Foto: KKH Dillingen

    „Einerseits waren wir natürlich froh, als die Schülerinnen und Schüler im Mai wieder persönlich anwesend waren. Andererseits war ich auch begeistert davon, wie der Online-Unterricht zuvor geklappt hatte“, erzählt Wolf. Auch die Lehrer hätten dabei viel gelernt. Doch der Umgang mit den Menschen, gerade in der Langzeitpflege, habe in der Lockdown-Zeit gefehlt.

    Die Herausforderung war auch deswegen besonders, weil die angehenden Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner nicht nur in Wertingen oder in Dillingen geschult werden – sondern auch direkt bei ihren praktischen Einsätzen in den verschiedenen Einrichtungen. Bevor die Ausbildung generalisiert wurde, hatten die Wertinger Pädagogen weitere Wege, weil sie ihre Schülerinnen in den verschiedenen Senioreneinrichtungen besuchen mussten.

    Die Dillinger dagegen mussten nur ins Krankenhaus. Jetzt ist das anders: Rund 30 Kooperationspartner haben die Pflegefachschulen, darunter Sozialdienste, Kindergärten oder Regens Wagner, teils weit verstreut und auch über den Landkreis hinaus. Das sei vor allem ein Problem für minderjährige Schülerinnen. Deswegen schaut eine Koordinatorin darauf, dass die angehenden Pfleger je nach Alter wohnortnah eingesetzt werden.

    Der Einzugsbereich der Pflegefachschulen erstreckt sich bis in die Nachbarlandkreise

    Der Einzugsbereich der drei Schulen erstreckt sich weit über die Region hinaus bis in die Landkreise Günzburg, Heidenheim, Augsburg und den Nördlinger Raum. Die Lehrerinnen und Lehrer haben ein Studium an einer Hochschule für Pflegepädagogik absolviert. „Man kümmert sich um die Qualität in der Ausbildung“, betont Brummer, „da sind die Lehrkräfte das A und O.“

    Diese wiederum besuchen ihre Schüler regelmäßig in den verschiedenen Einrichtungen. Dabei gibt es nicht Kaffee und Kuchen, sondern immer neue praktische Übungen. Die werden bei einem Besuch gezeigt und beim nächsten abgefragt. Dafür gibt es dann eine Note. Die Herausforderung der Übungen steige jedes Mal. Vier bis sechs Stunden dauere jeder Besuch im Schnitt. Für die Lehrkräfte biete der Wechsel zwischen Theorie und Praxis eine attraktive Mischung. Brummer ist stolz, dass selbst im Lockdown alle erforderlichen Besuche stattfinden konnten. Aber nur, weil alle Beteiligten sehr flexibel waren. „Ich hoffe, im neuen Schuljahr wird es nicht so schlimm.“

    Wie eng arbeiten die Schulen in Dillingen und Wertingen zusammen?

    Die beiden Standorte Dillingen und Wertingen seien weitestgehend unabhängig. Nur den Lehrplan vor Beginn der neuen Ausbildung habe man gemeinsam gestaltet. Träger der drei Schulen ist der Landkreis Dillingen – doch bei den angehenden Pflegekräften muss das nicht so sein. Manche sind bereits in einer Einrichtung angestellt – und verbringen dann auch ihre praktische Zeit vorrangig dort. Auch Sozialstationen treten vermehrt als Träger auf.

    Bei der Altenpflege sei es laut Wolf schon früher gängiger gewesen, dass die eine Hälfte der Schüler einen anderen Träger hatte. Gerade diejenigen, die in Dillingen lernten, blieben danach weitestgehend dem dortigen Krankenhaus treu. „Das könnte sich jetzt mit der generalistischen Ausbildung ändern, denn damit haben die Absolventinnen und Absolventen eine größere Auswahl“, sagt Brummer. Doch vor allem in der Altenpflege sei der Bedarf riesig, weiß ihre Kollegin. „Die Corona-Pandemie hat das Personalproblem noch verschärft. Viele sind nach den anstrengenden Monaten müde.“

    Vielleicht bekommen sie bald Unterstützung von sogenannten Fachpflegerhelferinnen und -helfern. Dies Ausbildung dauert nur ein Jahr, und seit 2020 verdienen die Kursteilnehmer auch ihr eigenes Geld. Früher, so Wolf, habe man den Kurs kaum vollbekommen, doch nun sei das anders. „Jetzt kommen vermehrt interessierte Menschen, teils mit Migrationshintergrund, teils auch über das Arbeitsamt.“

    Was sagen die Schülerinnen und Schüler aus Dillingen und Wertingen?

    Pia Strasser hat im September ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen.
    Pia Strasser hat im September ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen. Foto: KKH Dillingen

    Während in Dillingen in der Regel eine Klasse pro Schuljahr entsteht, waren es in Wertingen immer zwei – bis auf dieses Jahr. Daher seien in Wertingen die zwei Standorte bislang sinnvoll gewesen. Die dortige Schulleiterin freut sich jedoch auf die neue Pflegeschule am Krankenhaus. Dann müssten die Lehrkräfte nicht mehr dauernd hin- und herlaufen. In Dillingen sind im ersten Ausbildungsjahr gerade 19 Schülerinnen und zwei Schüler, in Wertingen 27, darunter zwei, drei Männer. Dazu kommen dort noch 25 Altenpflegehelfer – und darunter sind von 23 Teilnehmern zehn Männer, sagt Wolf erstaunt. So einen Schnitt gab es noch nie.

    Zum neuen Schuljahr vor vier Wochen haben unter anderem Topenga Preißler und Pia Strasser in Dillingen angefangen. Letzterer gefällt die neue Form der Ausbildung, weil sie in alle drei Bereiche Einblick erhält. Nach dem Abschluss könnte sie sich vorstellen, in der Kinderpflege zu arbeiten. Weil sie einen kleinen Bruder hat, hat die junge Frau daheim bereits erste Erfahrungen mit Kindern gesammelt. Ihre Kollegin dagegen wollte schon als Kind Krankenschwester werden und hat sich auch später für Gesundheit und Ernährung interessiert. Bislang hatten die beiden jungen Frauen Theorieunterricht. In wenigen Wochen beginnt der praktische Teil. Für die eine in der Inneren, für die andere in der Unfallchirurgie.

    Rene Nowak wollte immer schon im sozialen Bereich arbeiten.
    Rene Nowak wollte immer schon im sozialen Bereich arbeiten. Foto: KKH Dillingen

    Etwas älter als die beiden ist Rene Nowak. Der 30-Jährige wollte immer im sozialen Feld arbeiten. Doch die Physiotherapeuten-Ausbildung war zu teuer. Und die Stelle als Fachkraft für Lagerlogistik habe ihn nicht glücklich gemacht. Umso motivierter ist er vor vier Wochen in die neue Ausbildung gestartet. „Man lernt wirklich viel, aber es klappt gut und man kommt schnell rein“, sagt Nowak. Er will später im Krankenhaus arbeiten. Erste praktische Erfahrungen wird er in der Akutpflege im Wertinger Krankenhaus sammeln. Seine Freunde stehen hinter ihm, sagt er. „Sie freuen sich für mich, weil diese Arbeit schon immer genau meins war.“ Anders als er tendiert Arjeta Mozaqi mehr zur Langzeitpflege. Sie ist bereits in einer Senioreneinrichtung angestellt. „Ich warte aber erst mal ab, was ich in den drei Jahren alles erlebe.“ Mit ihrem Gehalt als baldige Pflegefachfrau sei sie zufrieden, und auch mit dem Dienstplan. Mit ihrem Abschluss in drei Jahren wird sie zudem eine Ausbildung abschließen, die europaweit anerkannt ist.

    Arjeta Mozaqi wird ebenfalls Pflegefachfrau.
    Arjeta Mozaqi wird ebenfalls Pflegefachfrau. Foto: KKH Dillingen

    Das, die begleiteten Praktika und die vielen Wechsel während der drei Jahre könnten viele Menschen für die Ausbildung begeistern, denkt Wertingens Schulleiterin Angelika Wolf. „Aber dass wir alle halten können, das glaube ich nicht. Der Pflegenotstand verschärft sich eher.“ Man könne die Schülerinnen und Schüler noch so gut auf einen tollen und sehr wichtigen Beruf vorbereiten, ergänzt ihre Dillinger Kollegin Miriam Brummer. „Wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, bleiben die Kolleginnen trotzdem nicht.“ Das Problem sei weniger das Gehalt als die Personalsituation. „Es sind einfach zu wenige Pflegerinnen und Pfleger – das empfindet auch der Nachwuchs als belastend.“ Eine Lösung wäre eine Pflegekammer in Bayern, selbstverwaltet, mit dem gleichen Einfluss wie eine Ärztekammer, schlagkräftig und mit Menschen aus der Praxis besetzt. In Bayern habe man sich nur zu einer Vereinigung der Pflegenden durchringen können, die ungleich weniger erreiche.

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