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Dillingen/Wertingen: Kreiskrankenhäuser: Das Defizit steigt, vorerst

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Kreiskrankenhäuser: Das Defizit steigt, vorerst

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    Die beiden Krankenhäuser des Landkreises Dillingen schreiben rote Zahlen. Bislang ist das Defizit für 2018 besonders hoch.
    Die beiden Krankenhäuser des Landkreises Dillingen schreiben rote Zahlen. Bislang ist das Defizit für 2018 besonders hoch. Foto: Jakob Stadler, Archivbild

    Kreisrat Siegfried Wölz beschwert sich: „Seit 2015 ist das Defizit unserer Krankenhäuser um das Dreifache gestiegen. In vier Jahren!“

    Es ist Mittwochnachmittag. Uli-Gerd Prillinger, Geschäftsführer der beiden Kreiskliniken Dillingen und Wertingen, legt seinen Bericht vor. Und schiebt gleich vorweg: Die Wirtschaftsprüfung habe zu keinen Einwendungen geführt. „Von so einer Prüfung erwarte ich mehr als das“, beschwert sich Wölz im Krankenhausausschuss des Landkreises. 2015 belief sich das Defizit noch auf 1,4 Millionen, 2018 waren es 4,1 Millionen: 563335 Euro beträgt das Minus in Wertingen, 3,6 Millionen Euro sind es in Dillingen. 2019 soll das Finanzloch nicht größer als 3,1 Millionen Euro groß sein. Prillinger und Landrat Leo Schrell, Aufsichtsratsvorsitzender der beiden Kliniken, gehen davon aus, dass das Defizit für 2018 auch noch sinkt. Schließlich hatte der Freistaat eine Unterstützung für die Geburtshilfen versprochen. Einen Verlust von einer Million Euro könnten, so hofft Prillinger, 800000 bis 850000 Euro Fördermittel mildern. Das Dillinger Haus erfülle alle Kriterien für den Zuschuss – nur gibt es den noch gar nicht. Die vorübergehende Schließung der Geburtshilfe hatte zu Einbußen in Höhe von einer Million Euro geführt, und die Anstellung neuer Mitarbeiter noch mal eine Million Euro gekostet. Die bayerische Förderrichtlinie steht noch nicht. Doch der Landrat ist sich sicher, dass die 850000 Euro kommen.

    Die Einnahmen reichen nicht für die Ausgaben

    Die Lage der beiden Krankenhäuser ist verzwickt: Die Einnahmen in Höhe von 39,4 Millionen Euro in Dillingen und knapp 30,6 Millionen Euro in Wertingen gleichen weder da noch dort die Ausgaben aus: 41,8 Millionen an der Donau und 31,3 Millionen an der Zusam. Größter Ausgabeposten mit 27,6 beziehungsweise 19,5 Millionen Euro: die Personalkosten. Über 900 Mitarbeiter sind in den beiden Häusern tätig. Aufgrund von Tarifsteigerungen verdienen sie mehr. Doch Prillinger freut sich über jeden. Denn sowohl Pflegepersonal als auch Ärzte seien rar. Nächstes Problem: Wird mehr geleistet, als zuvor vereinbart, werden die Leistungen nicht mehr vergütet – sondern es drohen Abschläge: „Leisten wir so viel wie im vergangenen Jahr, fehlen uns über 400000 Euro“, sagt der Geschäftsführer der beiden Krankenhäuser. Für Landrat Schrell ist es eine „Sauerei“, wie die Finanzen gesteuert würden. Vor allem kleine Häuser würden darunter leiden. Kreisrat Walter Fuchsluger findet auch, das kann nicht sein.

    Geld könnte schnell gespart werden - doch für welchen Preis?

    Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz lobt die Häuser: „Wir sollten uns freuen über die exzellente Arbeit, die dort geleistet wird. Die Fallzahlen steigen, die Qualität auch.“ Gesundheit koste Geld. Aber ein Krankenhaus könne man nicht leiten wie ein Unternehmen, und an den Personalkosten könne und wolle man nicht schrauben. Auf die Bürger im Landkreis Dillingen umgerechnet betrage das Defizit laut Kunz nur 30 bis 40 Euro pro Jahr. „Das sollte uns die Gesundheitsversorgung in kommunaler Trägerschaft wert sein.“ Der Landrat ergänzt, wie schnell Geld gespart werden könnte: Eine Notaufnahme, die Geburtshilfe und eine Krankenpflegeschule schließen, schon wären zwei Millionen Euro mehr übrig.

    Die Ausbildung kostet, hilft aber andererseits auch bei der Personalsuche

    Doch gerade die Krankenpflegeschulen seien wichtig. „Ich wüsste gar nicht, wo das Personal sonst herkommen soll“, sagt Landrat Leo Schrell. In Dillingen sind es 26, in Wertingen maximal 22 Schüler. Jedes Jahr werden laut Prillinger mehr aufgenommen, falls Schüler abspringen. Zwischen 30 bis 40 machen erfolgreich ihren Abschluss – und bekommen damit auch meist direkt einen Arbeitsvertrag in den beiden Häusern.

    Landrat Schrell betont an der Stelle, auch die Ausbildung koste Geld. Es sei eine rein politische Entscheidung, an den Häusern und ihrer Ausstattung festzuhalten. Während der Freistaat dies auch unterstütze, forciere der Bund mehr die Schließung kleiner Krankenhäuser. Dr. med. Herbert Nuber beklagt, dass die Beitragszahler gar nicht wissen wollen, was mit den Krankenkassenbeiträgen passiert. „Die Bertelsmannstiftung bekommt hunderte Millionen Euro, aber den Beitragszahlern ist es egal.“ Wölz schlägt vor, den Direktor der AOK Günzburg einzuladen und sich genau erklären zu lassen, wo das Geld der Krankenkassen hinfließt.

    Bei der Ausbildung tut sich etwas

    Prillinger erklärt zum Schluss noch das neue Pflegeberufegesetz. Darin werden Altenpflege- und Krankenpflegegesetz zusammengeführt. Alle Auszubildenden machen ab nächstem Jahr drei Jahre lang eine gemeinsame Ausbildung und können freiwillig nach zwei Jahren einen Schwerpunkt wählen, etwa Alten- oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflege.

    Und künftig könne auch ein Altenheim, eine Sozialstation oder ein Pflegedienst ausbilden – die Theorie würde in den Schulen an den beiden Kreiskrankenhäusern unterrichtet. 2020 soll es losgehen. Fehlt nur noch das Personal: An beiden Schulen werden demnächst neue Leitungen gesucht. Bislang sei noch keine einzige Bewerbung eingetroffen. Dafür aber hätten sich drei Pflegekräfte aus München beworben. Sie würden lieber in einem kleinen Krankenhaus arbeiten, freut sich Prillinger.

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