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Dillingen: Was passiert mit dem Traube-Anbau in Dillingen?

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Was passiert mit dem Traube-Anbau in Dillingen?

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    Seit Wochen ist das sogenannte Ledertor – die Zufahrt von der König- zur Vorstadtstraße – gesperrt, weil der einsturzgefährdete Traube-Anbau gesichert werden musste.
    Seit Wochen ist das sogenannte Ledertor – die Zufahrt von der König- zur Vorstadtstraße – gesperrt, weil der einsturzgefährdete Traube-Anbau gesichert werden musste. Foto: Berthold Veh

    Ledertor, so heißt in Dillingen die Zufahrt von der Königstraße zur Vorstadtstraße. Einheimische nennen die Verbindung mitunter auch Rager-Berg – nach dem früheren Inhaber einer ehemals dort angesiedelten Bäckerei. Seit Juli ist diese Straße nun gesperrt. Der Grund: Der Giebel des Anbaus der Gaststätte Zur goldenen Traube drohte einzufallen und in Richtung Vorstadtstraße hinunterzustürzen.

    In den vergangenen Wochen wurde das marode Gebäude nun notdürftig gesichert. Doch jetzt gibt es eine neue Entwicklung, die am Montagabend in der Sitzung des Dillinger Stadtrats präsentiert wird. Eigentümer Benedikt Rapp, der selbst ein Mandat im Gremium hat, darf einen Teil des stadtbildprägenden Anbaus abreißen. Dies hat die Dillinger Stadtverwaltung nach Rücksprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege genehmigt.

    Der Giebel des Anbaus der Dillinger Traube drohte einzufallen

    Eigentümer Benedikt Rapp, der selbst die Traube von 2008 bis 2013 geführt hat, hatte bereits vor etwa zehn Jahren Pläne, an der Stelle des Anbaus Wohnungen zu errichten. „Das war aber wirtschaftlich nicht machbar“, erläuterte der Grünen-Stadtrat jüngst unserer Zeitung. Jetzt soll es einen zweiten Anlauf geben. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte bereits 2017 auf den „besorgniserregenden baulichen Zustand des Anbaus“ hingewiesen und 2019 den fortschreitenden Verfall des Anwesens thematisiert. Im Juni 2020 stellten Experten fest, dass der Anbau einstürzen könne. Grund für den desolaten Zustand seien nicht fachgerechte Reparaturen in früheren Zeiten vor allem am Dachstuhl und ein jahrzehntelang unterlassener Bauunterhalt, urteilte das Landesamt. Die südliche Giebelwand sei inzwischen „stark ausgebaucht“ und gefährde die Nachbarbebauung. Selbst bei einer denkmalgerechten Sanierung müssten weite Teile der stark geschädigten Bausubstanz ausgetauscht werden.

    Die Denkmalschützer stimmen deshalb dem Antrag Rapps auf einen Teilabriss des Traube-Anbaus zu. Sie fordern allerdings die Untersuchung, ob in der südlichen Außenwand Teile der ehemaligen Stadtmauer enthalten sind. Das Kreuzgewölbe und das Untergeschoss müssten jedoch erhalten bleiben, eine Fotodokumentation des Anbaus sei vor dem Abriss anzufertigen. Der untere Teil des Gebäudes soll bis zu 300 Jahre alt sein, der obere Teil sei vor rund 150 Jahren errichtet worden, schätzt Rapp.

    Altstadtensemble in Dillingen ist denkmalgeschützt

    Der Anbau der Traube ist kein Einzeldenkmal, es gehörte allerdings zum „weitläufigen denkmalschutzrechtlichen Ensemble Altstadt Dillingen“. Das Gebäude muss deshalb bei einem Wiederaufbau in den alten Ausmaßen wiederhergestellt werden, informiert Rapp. Dies sei nachvollziehbar. „An der Ecke zur Vorstadtstraße prägt dieser Anbau das Stadtbild“, sagt auch der Investor.

    Der Eigentümer hat folgende Pläne: Zuerst muss der Anbau neu gegründet werden, denn in den Fundamenten habe es Verschiebungen gegeben. Das Erdgeschoss (vom Innenhof der Traube aus gesehen) mit dem Kreuzgewölbe soll renoviert werden und der Gastwirtschaft als Gastronomiefläche dienen. Im ersten und zweiten Geschoss könnten Gästewohnungen entstehen – ein „Boardinghouse“, wie Rapp erklärt. Für Wohnungen mit Dauermietern sei diese Stelle der Dillinger Altstadt möglicherweise zu belebt, denn es herrsche ja im Umfeld auch auf zwei Seiten Biergartenbetrieb. „Das ist keine ganz ruhige Ecke“, sagt Rapp. Für touristische Zwecke könnte der Ort aber ideal sein, glaubt der Eigentümer. Der Ausblick von oben in Richtung Süden sei großartig.

    Der Investor will in zwei Schritten vorgehen – zuerst Teilabriss und Gründung des Gebäudes, dann der Neubau der Wohnungen für Gäste. Der Dillinger ist sich bewusst, dass der finanzielle Aufwand beträchtlich sein wird. „Mit einer Million Euro ist man da schnell dabei“, sagt der Dillinger, der nun aufs Tempo drücken will. Er habe zwar die Genehmigung noch nicht vorliegen, aber in zwei, drei Wochen soll der Abbruch starten, kündigt Rapp an. Autofahrer und Radler dürfte diese Nachricht freuen: Ende Oktober, so der Stadtrat, soll die Sperrung am Ledertor Vergangenheit und die Zufahrt zur Vorstadtstraße wieder frei sein.

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