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Dillingen: Was für eine Aussicht! Das ist im Christa-Hochhaus geboten

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Was für eine Aussicht! Das ist im Christa-Hochhaus geboten

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    Die Vorbereitungen für den Tag der offenen Tür am BIB in Dillingen im Christa-Hochhaus laufen. Dazu gehört auch, dass die große Terrasse wieder hergerichtet wird. Dort können die Besucher sich das Mittagessen schmecken lassen.
    Die Vorbereitungen für den Tag der offenen Tür am BIB in Dillingen im Christa-Hochhaus laufen. Dazu gehört auch, dass die große Terrasse wieder hergerichtet wird. Dort können die Besucher sich das Mittagessen schmecken lassen. Foto: Cordula Homann

    Blumen werden gepflanzt, Bänke lackiert, Kübel montiert: Die Vorbereitungen für den besonderen Tag laufen. Dann können die Besucher die große Terrasse mitten in Dillingen genießen. Außerdem wird über das umfangreiche Angebot auf mehreren Etagen des Dillinger Christa-Hochhauses, Große Allee 32, informiert: Am Samstag, 6. April, veranstaltet die BIB Dillingen (gemeinnützige Gesellschaft für Bildung, Integration und Beruf) einen Tag der offenen Tür. Wer hier betreut wird, dem fehlt eine Arbeit, eine Tagesstruktur oder noch mehr.

    EU-Projekt im Christa-Hochhaus Dillingen

    „Keine Arbeit zu haben, ist die schlechteste Variante“, sagt Roland Dirr. Er leitet „Kette und Kurbel“, die älteste Einrichtung der BIB. Dort werden Räder, die gespendet oder weggeworfen wurden, hergerichtet und an Bedürftige für einen kleinen Obolus verkauft. Dirr weiß: Wer erst seinen Job verliert und dann Hartz IV bekommt, verliert schnell jeden sozialen Kontakt. Das Selbstvertrauen sinkt, die Gefahr für Depressionen steigt. In der Werkstatt lernen die Menschen nicht nur den Umgang mit verschiedenen Geräten, sondern erfahren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Die Aussichten auf eine Vermittlung lägen bei 30 bis 35 Prozent. „Das schwankt mit dem Klientel, das wir bekommen“, sagt Dirr. „Darunter ist aber ganz selten ein faules Ei.“

    Ein Stockwerk weiter oben arbeitet Jolanda Palanga. Im Rahmen eines EU-Projekts namens „Finde Deinen Weg“ bekommen Jugendliche bis 23 Jahre, die entweder obdachlos sind, oder keine Ausbildung und keine Arbeit haben, Hilfe. Zwei wurden bereits erfolgreich in eine Ausbildung vermittelt. Neun weitere sollen bis zum Sommer soweit sein. Das Projekt läuft noch zwei Jahre. Die junge Frau kümmert sich zudem um die assistierte Ausbildung (ASA). Während es in Augsburg oder Günzburg Wartelisten dafür gibt, werden in Dillingen aktuell nur vier Lehrlinge einzeln für vier Stunden pro Woche kostenlos betreut. Sie bekommen Nachhilfe für die Schule oder Coachings. Arbeitgeber können sich über das Projekt beim Tag der offenen Tür informieren. In allen Bereichen arbeitet das BIB sehr eng mit dem Jobcenter beziehungsweise der Agentur für Arbeit zusammen. Sie weisen die Teilnehmer zu und finanzieren die Projekte mit, vor allem etwa Paul: „Projekt Arbeiten und Lernen“ für Geflüchtete. Sie bekommen nicht nur Deutschhilfe, Bewerbungstraining und lernen Pünktlichkeit und Co., sondern können bei den Werkstätten mitanpacken. Dazu gehört neben Kette und Kurbel die Manufaktur der schönen Dinge, mit Holzbearbeitung und Handarbeiten. „Der Fokus liegt bei uns nicht auf dem Verkauf von Waren, sondern auf der Beschäftigung der Menschen“, sagt Jolanda Palanga. Nicht alle Menschen könnten einem Vollzeitjob nachgehen. Sie haben körperliche oder Sprachprobleme, acht bis zwölf Kinder daheim oder nie eine Schule besucht. „Wir sind sehr froh, wenn diese Menschen eine Arbeit finden, aber nicht auf Biegen und Brechen“, sagt Tanja Böhm. Die Tagesstruktur sei wichtig.

    Gemeinsam kochen und essen

    Es geht durch das bemerkenswert finstere Treppenhaus zwei Stockwerke höher zu Alexandra Ebner. Sie bietet im Rahmen von „Scout“ einmal pro Woche Einzelcoachings an. Daran nehmen Menschen teil, die zum Beispiel keine Wohnung, aber Schulden haben. Die an einer Sucht leiden. Schon mal straffällig geworden sind. Oder Alleinerziehende ohne Ausbildung, ohne Arbeit, ohne Freunde, aber mit Angststörungen. „Ich versuche, die Menschen an das Netzwerk mit Hilfseinrichtung, Ärzten, Ämtern und Behörden anzuschließen“, sagt Ebner. In solchen Fällen gehe es mehr darum, lebensfähig zu werden, weniger um einen Job.

    Immer dienstags und donnerstags kochen die Teilnehmer der BIB und alle essen gemeinsam. Auch Kino-Abende, Radelausflüge oder Stadtführungen unternehmen sie. Den BIB-Standort Dillingen leitet Ulrike Franken. Rund 60 Menschen jeden Alters und verschiedener Herkunft werden dort von 14 Mitarbeitern und fünf Dozenten betreut. Viele von ihnen werden auch am Tag der offenen Tür anpacken: Es gibt eine Kinderbetreuung mit Hüpfburg und Kinderschminken und viel Feines zum Essen – auf der schönen, großen Terrasse mit der tollen Aussicht.

    Mehr zu den Projekten finden Sie hier.

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