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Dillingen: Warum der Dillinger Narrensprung ausgefallen ist

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Warum der Dillinger Narrensprung ausgefallen ist

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    Die Dillinger Narrenzunft spielt die Sage von den Biberstehlern nach: Einst sollen Dillinger Wallfahrer im Kloster Maria Medingen Truthühner (Biber) gestohlen haben. Das Foto, das beim Narrensprung 2017 in Dillingen entstand, zeigt die Biber und den Biberstehler. Heuer ist das Narrenspektakel in der Kreisstadt ausgefallen.
    Die Dillinger Narrenzunft spielt die Sage von den Biberstehlern nach: Einst sollen Dillinger Wallfahrer im Kloster Maria Medingen Truthühner (Biber) gestohlen haben. Das Foto, das beim Narrensprung 2017 in Dillingen entstand, zeigt die Biber und den Biberstehler. Heuer ist das Narrenspektakel in der Kreisstadt ausgefallen. Foto: Berthold Veh

    Wann ist denn heuer der Dillinger Narrensprung? Mit dieser Frage hat sich ein aufmerksamer Leser diese Woche an unsere Redaktion gewandt. Er habe noch keine Ankündigung in seiner Heimatzeitung gelesen.

    Das konnte er auch nicht. Denn der Dillinger Narrensprung ist 2019 ausgefallen. Dies teilte am Freitag die kommissarische Dillinger Zunftmeisterin Alexandra Friedberger, die im Krankenstand am Telefon erreichbar war, auf Anfrage unserer Zeitung mit. Eigentlich hätte der Dillinger Narrensprung bereits am Sonntag, 13. Januar, stattfinden sollen. Die Narrenzunft Dillingen musste das Spektakel jedoch absagen.

    Sinkende Mitgliederzahl: 2019 gibt es keinen Narrensprung in Dillingen

    Die kommissarische Zunftmeisterin nennt den Grund. „Wir hätten den Narrensprung wegen unserer niedrigen Mitgliederzahl nicht stemmen können“, sagt Friedberger. In der Vergangenheit habe es in der Narrenzunft, die die Sage von den Dillinger Biberstehlern aufleben lässt, einige Turbulenzen gegeben. Die Zunftmeisterin sei im vergangenen Jahr aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Und viele Mitglieder hätten den Verein verlassen. Nach Informationen unserer Zeitung ist auch Narrenzunft-Gründer und Ehrenvorsitzender Peter Kerschl verärgert. Zu den Gründen des Mitgliederschwunds will sich Friedberger nicht äußern, denn es gehe doch darum, einen Neuanfang zu starten. Die Narrenzunft zähle gegenwärtig etwa 25 Mitglieder. „Wir werden unser Bestes geben und den Verein auf jeden Fall weiterführen“, sagt die kommissarische Zunftmeisterin. Ziel sei es, dass es 2021 wieder einen Narrensprung in Dillingen gibt.

    In der Vergangenheit wechselten sich die Hexen der Lauinger Laudonia-Narrenzunft und die Dillinger Biberstehler jährlich bei der Organisation des Narrensprungs ab, der in dem einen Jahr in Dillingen, im folgenden in Lauingen stattfand. Beim vorerst letzten Narrensprung 2017 in Dillingen verwandelten etwa 3000 Fasnachter die Kreisstadt in ein „Narren-Tollhaus“, wie in der Donau-Zeitung zu lesen war. Die Zahl der Zuschauer blieb allerdings weit hinter der Masse der Aktiven zurück. Es gab Zweifel daran, dass rund 1000 Zuschauer den Narrensprung gesehen haben sollen (Lesen Sie dazu: Wenn die Fastnachter in der Überzahl sind ).

    Geht das Brauchtum verloren?

    Der Ehrenzunftmeister der Laudonia, Rudi Zobel, verfolgt die Entwicklung genau. Bis 2015 arbeitete der Lauinger als Brauchtumsexperte im Bund Deutscher Karneval (BDK) mit. Zusammen mit dem früheren Dillinger Zunftmeister Peter Kerschl hatte es Zobel vereinbart, dass der Narrensprung im Wechsel in Lauingen und Dillingen stattfand. Der Landkreis sei eine Faschingshochburg mit Prinzenpaaren, Garden und Showtanz. „Die schwäbisch-alemannische Fasnacht stagniert dagegen in unserer Region ein bisschen“, sagt Zobel. Am Bodensee und im Schwarzwald sei die alemannische Fasnacht dagegen auf einem Höhenflug. Zobel stellt fest, dass bei uns im Landkreis der Aspekt des Brauchtums verloren gehe. „Es wird zu sehr auf die Partyschiene gesetzt“, glaubt der Ehrenzunftmeister der Laudonen. Auch der Lauinger Hexentanz sei inzwischen eine richtige Party auf dem Marktplatz. Zobel sagt, ihm würde „etwas fehlen“, wenn es den Narrensprung in Dillingen nicht mehr gäbe.

    Stadt sichert Unterstützung zu

    Dazu soll es aber nicht kommen. Daran will auch Oberbürgermeister Frank Kunz mitarbeiten. „Mich würde es freuen, wenn es weiterhin einen Narrensprung in Dillingen gibt.“ Dies sei eine schöne Tradition, sagt der Rathauschef. Die Biberstehler hätten in Dillingen auch viel bewegt und sich immer wieder im gesellschaftlichen Leben der Stadt eingebracht. Die Stadt werde die Narrenzunft, wenn es gewünscht wird, nach Kräften unterstützen.

    Auch die Säckelmeisterin (Schatzmeisterin) der Dillinger Narrenzunft, Elisabeth Hartmann, arbeitet daran mit, dass das Narrenspektakel in Dillingen 2021 wieder über die Bühne gehen wird. Sie will Interessierten die Faszination der Fasnacht vermitteln. Narrensprünge seien eine Sache für die ganze Familie. „Da springen Alte und Junge mit.“ Das älteste Mitglied der Dillinger Biberstehler, das inzwischen gestorben ist, sei 94 gewesen. Die Fasnachtsfreude sei ansteckend. „Wer mit uns als Gastspringer auf einen Narrensprung gehen will“, sagt Hartmann, „ist herzlich willkommen.“

    Info: Interessierte können sich unter der Mail-Adresse alexandrafriedberger@googlemail.com bei der Dillinger Narrenzunft melden.

    Sollte man den Brauch des Narrensprungs in Dillingen wiederbeleben? Lesen Sie dazu den Kommentar von Berthold Veh: Einen Versuch ist es wert

    Die Diskussion über die Zuschauerzahlen nach dem Narrensprung in Dillingen 2017: Wenn die Fastnachter in der Überzahl sind


    Hier unsere Bildergalerie vom Narrensprung in Dillingen 2017:

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