In der Fortsetzung der Vortragsreihe „Berühmte Wittelsbacher des 18. und 19. Jahrhunderts“ im Großen Saal des Dillinger Collegs erhielten die Besucher einen interessanten Einblick, als Katharina Weigand von der Ludwigs-Maximilians-Universität München Leben und Wirken des bayerischen Herzogs Carl Theodor vorstellte.
Zu Beginn ging Arnold Schromm als stellvertretender Vorsitzender des Historischen Vereins Dillingen einleitend auf die Besonderheit Carl Theodors (1839-1909) ein, der zu seinen Lebzeiten als Koryphäe auf dem Gebiet der Augenheilkunde galt, heute aber weitgehend in Vergessenheit geraten ist.
Der Arzt war rastlos, sagt die Referentin in Dillingen
Weigands Charakterisierung des Herzogs entwarf laut Pressemitteilung ein Bild einer vielseitigen Persönlichkeit, deren Lebensweg von einem rastlosen Engagement für Heilung und das Allgemeinwohl geprägt war. Die Referentin bemerkte vorab, dass Carl Theodor es der Geschichtswissenschaft nicht leicht mache, da er kaum schriftliche Dokumente hinterlassen habe. Umso spannender sind die Erkenntnisse, die die Historikerin aus dem raren Quellenmaterial ziehen konnte. Zuerst sah es bei Carl Theodor, dem Sohn von Herzog Max in Bayern und Bruder von Kaiserin Elisabeth von Österreich, so aus, als würde er ein ganz normales Leben eines wittelsbachischen Prinzen des 19. Jahrhunderts führen.
Als seine Gemahlin starb, suchte sich der Adelige einen neuen Sinn fürs Leben
Doch, so berichtete Weigand, dann starb früh seine erste Gemahlin und der junge Herzog begann, nach einem neuen Sinn für sein Leben zu suchen. Dieser Weg führte in an die Universität, dann zum Medizinstudium, schließlich zur Augenheilkunde. Von da an widmete er als Augenarzt alle seine Kräfte den Kranken. So behandelte der Herzog allein in München jährlich etwa 700 Patienten stationär und rund 4000 Patienten ambulant, davon vorrangig unbemittelte Patienten unentgeltlich.
Noch heute erinnert eine Münchner Klinik an den Herzog
Tatkräftige Unterstützung erhielt er dabei von seiner zweiten Gattin Marie José von Portugal. Bis zu seinem Tod praktizierte er in der Münchner „Augenklinik Herzog Carl Theodor“ in der Nymphenburger Straße, die nach ihm benannt ist; eine Stiftung trägt heute die Klinik und führt das Lebenswerk des Herzogs fort.
Weigand sagte, man müsste „die Entscheidung Carl Theodors für die Medizin noch dezidierter vor dem Hintergrund der damals im Hochadel üblichen Lebensentwürfe beurteilen“. Sie verwies auf die Außergewöhnlichkeit, eines wittelsbachischen Herzogs, sich für eine Tätigkeit als Arzt zu entscheiden.
Der Historische Verein und die Vhs setzen die Reihe im April kommenden Jahres mit einem Vortrag zum Leben und Wirken von Elisabeth Amalie Eugenie, den meisten bekannt als „Sissi von Österreich“, fort. (pm)
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