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Dillingen: Verkehrschaos durch „fahrlässige Beschilderung“?

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Verkehrschaos durch „fahrlässige Beschilderung“?

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    Dieses Schild sei kein offizielles Verkehrsschild, kritisiert ein Experte. Stadtwerkeleiter Wolfgang Behringer wiederum betont, dass dieses Verkehrsschild zusätzlich für Klarheit sorge.
    Dieses Schild sei kein offizielles Verkehrsschild, kritisiert ein Experte. Stadtwerkeleiter Wolfgang Behringer wiederum betont, dass dieses Verkehrsschild zusätzlich für Klarheit sorge. Foto: Berthold Veh

    In Dillingen ist in diesen Tagen der Georg-Schmid-Ring, eine Hauptverkehrsader der Kreisstadt, wegen einer Baustelle immer noch auf einer Spur gesperrt. Auto- und Brummifahrer, die aus dem Süden kommen, können deshalb nicht nach der Donaubrücke zum Taxispark hochfahren. Darauf weisen mehrere Schilder hin. Doch gerade diese Beschilderung ist einem Verkehrsexperten, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ein Dorn im Auge. „Falsche, falsch aufgestellte und nicht zulässige Verkehrsschilder sorgen bei Verkehrsteilnehmern für große Verwirrung“, schreibt der Bauingenieur unserer Zeitung und kommt zu dem Schluss: Das „Verkehrschaos“, das in den vergangenen Monaten immer wieder zu beobachten gewesen sei, könnte auch in der „fahrlässigen Beschilderung“ begründet sein.

    Turbulente Wendemanöver in der Königstraße

    Im April, als noch die neue Wasserleitung der Donau-Stadtwerke Dillingen-Lauingen (DSDL) verlegt wurde, war die Situation einige Male heftig gewesen. Lkw-Fahrer hatten sich nach dem Abbiegen auf den Georg-Schmid-Ring offensichtlich auf ihr Navi verlassen und gehofft, dass sie am Taxispark durch die Baustelle kommen würden. Auf Höhe Kardinal-von-Waldburg-Straße ging dann nichts mehr. Also bogen Brummifahrer nach rechts Richtung Zentrum ab und standen dann am Ende mit ihrem Sattelzug vor dem Mitteltorturm, unter dem sie angesichts der zu geringen Höhe des Torbogens nicht durchfahren konnten. Turbulente Wendemanöver waren die Folge. Inzwischen hat der Bauherr auf der Baustelle im Georg-Schmid-Ring gewechselt. Dort lässt das Unternehmen Schwaben regenerativ gegenwärtig Fernwärmeleitungen verlegen. Auch in dieser Zeit wendeten Lkw-Fahrer, die aus Richtung Süden kamen, auf dem Colleg-Parkplatz. Und als Ende Juni ein Bagger in der Baustelle umkippte, ging auch auf der verbliebenen Fahrspur aus Richtung Norden nichts mehr. Weil auf Höhe der Kulturkneipe Chili plötzlich kein Durchkommen mehr war, wichen wiederum Lkw-Fahrer in Richtung Königstraße aus – mit dem bekannten Stau-Ende am Mitteltorturm.

    „Nach der Straßenverkehrsordnung beschildert“

    Der Verkehrsexperte, der sich mit einer detaillierten Auflistung an unsere Zeitung gewandt hat, sagt, ihm bereite die Verkehrssicherung an dieser Dillinger Baustelle große Sorgen. „In allen bisher durchgeführten Bauabschnitten bestehen erhebliche Abweichungen von den anerkannten Regeln der Technik.“ Die Missstände seien selbst für Laien augenfällig. DSDL-Werkleiter Wolfgang Behringer weist die Behauptung entschieden zurück. „Es ist definitiv so, dass nach der Straßenverkehrsordnung beschildert wurde.“ Und es werde keinesfalls an der Beschilderung und der Verkehrssicherheit gespart. Ein Schild, das der Bauingenieur kritisiere, sei in der Tat kein Schild nach der Straßenverkehrsordnung. Es ist der Hinweis „Vorsicht. Zufahrt Innenstadt nicht möglich“ auf Höhe des Eichwaldbades. Für den Stadtwerkeleiter ist das ein zusätzlicher Hinweis, den die Stadt gar nicht geben müsste, der aber funktioniere. Dennoch gebe es immer wieder Verkehrsteilnehmer, die testen, ob sie nicht doch durch die Baustelle kommen. „Und dann beginnen sie sich zu wundern, wenn sie doch nicht weiterkommen“, stellt Behringer fest. Der Verkehrsexperte wiederum sagt, dass die Behauptung, dass nur ein Schild nicht richtlinienkonform sei, „einfach falsch ist“. Es würden grundlegende Regeln der Verkehrssicherung ignoriert.

    Es braucht einen Beschilderungsplan

    Der Sprecher der Dillinger Stadtverwaltung, Jan Koenen, erklärt auf Anfrage das grundsätzliche Vorgehen vor dem Start einer Straßenbaustelle: Für eine Straßenbaumaßnahme im öffentlichen Raum benötige die ausführende Baufirma eine „verkehrsrechtliche Anordnung“. Diese werde von der Verwaltung ausgestellt, wenn eine Reihe von Kriterien erfüllt sind, erläutert Koenen. Bestandteil dieser Anordnung sei unter anderem ein Beschilderungs- oder Regelplan, der je nach Umfang der Baumaßnahme individuell angepasst wird. An diesen habe sich die Baufirma in eigener Verantwortung zu halten und die Beschilderung je nach Baufortschritt anzupassen.

    Wie Koenen informiert, habe die Stadtverwaltung direkt nach Eingang der Hinweise mit deren Prüfung begonnen. „Wir haben umgehend die Polizei informiert und um Kontrolle der angesprochenen Punkte gebeten“, teilt der Sprecher mit. Falls die Beamten bei diesen Vor-Ort-Kontrollen Mängel festgestellt haben sollten, seien diese von Amts wegen durch die Polizei zur Anzeige gebracht worden. Ebenso habe das Ordnungsamt dort, wo es noch möglich war, die angemahnten Beschilderungs-Situationen dokumentiert. Allerdings lägen die weitergeleiteten Beobachtungen des Hinweisgebers überwiegend schon mehrere Tage bis Wochen zurück. „Da die Baustellen seither weiter vorangeschritten sind, konnten jetzt nur noch wenige Stellen in der beschriebenen Form vorgefunden werden“, sagt Koenen. Die in der vergangenen Woche beobachtete Beschilderung habe nach Begutachtung durch die Straßenverkehrsbehörde und die Polizei weitgehend den Vorschriften entsprochen. Koenen sagt: „An wenigen Stellen wurden, wenn notwendig, gegenüber der verantwortlichen Baufirma Nachbesserungen angemahnt.“

    Ende Juli soll der Verkehr wieder rollen

    Ende Juli soll der Verkehr auf dem Georg-Schmid-Ring wieder ungehindert rollen – vorübergehend. Denn vermutlich nach den Sommerferien werde das Staatliche Bauamt, wie Behringer sagt, einen neuen Fahrbahnbelag aufbringen.

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