Wenn sich ein Jugendlicher zunehmend verschließt, Interessen und Lebensfreude verliert, an Schlaf- und Appetitlosigkeit sowie an Müdigkeit und Konzentrationsstörungen leidet, können dies Anzeichen für eine Depression sein. Und die gibt es oft bereits im Jugendalter, also auch bei Schülern, zu beobachten. Um für diese Problematik zu sensibilisieren, die heilbare psychische Störung rechtzeitig erkennen zu helfen und auch auf die Nöte der Geschwisterkinder von Betroffenen aufmerksam zu machen, hat die AOK Bayern in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege eine Präventionskampagne an Schulen im Freistaat gestartet.
Das Dillinger Johann-Michael-Sailer-Gymnasium hatte das Glück, für die Teilnahme an diesem Projekt ausgewählt zu werden. Während eines viertägigen Workshops studierte so der freischaffende Theatermacher Jean-Francois Drozak mit acht Schülerinnen und Schülern der Mittel- und Oberstufentheatergruppe des Dillinger Gymnasiums das Stück „Icebreaker“ ein.
Die Zuschauer bilden ein "Facharzt-kollektiv"
Das Ergebnis begeisterte in drei Aufführungen Eltern und Freunde der Schule wie auch die Mittelstufenklassen des Sailers. Die Handlung ist rasch erklärt: Die Zuschauer als „Facharzt-kollektiv“ beobachten die zwei Hauptpersonen des Stücks, die Jugendlichen Anna und Robert, in parallelen Alltagssituationen, beispielsweise beim morgendlichen Aufstehen oder an ihrem Geburtstag. Ausgestattet mit einer Liste von Depressionssymptomen bekommt das Publikum den Auftrag, während des vom Spielleiter Drozak immer wieder unterbrochenen und moderierten Stücks herauszufinden, welche der beiden Dramenfiguren an der psychischen Störung leidet. Da die Merkmale der Krankheit nicht so einfach von normalen pubertären Erscheinungen zu unterscheiden sind, führt dies bei den Zuschauern zu intensiver Reflexion und Diskussion.
Grundlage dafür ist auch die hervorragende schauspielerische Leistung der acht jungen Darsteller, allen voran Hanna Bauer und Raphael Stutzky in den Rollen von Anna und Robert sowie Sophia Öfele als dessen Schwester Lisa, die unter der Krankheit des Bruders und der dadurch bedingten einseitigen Aufmerksamkeit ihrer Eltern für den kranken Sohn leidet.
Am Ende gibt es viel Applaus
Bewundernswert, wie perfekt sich diese drei Akteure ebenso wie Selina Steinhart, Antonia Lutz, Thomas Studener, Simon Morin und Thomas Kellermann als Eltern, Bruder, Freundin oder Psychiater in der Kürze der Zeit in ihre Rollen versetzt hatten. Textsicher und trotz gestalterischer Tiefe mit einer überzeugenden Distanz verkörperten sie die Figuren des Stücks.
Am Ende dankte die Schulleitung der AOK für ihr Engagement. Vom beeindruckten und sensibilisierten Publikum gab es herzlichen Applaus für die Schauspieler und ihren Regisseur, der seinerseits die Freundlichkeit und Offenheit lobte, die ihm am Sailer-Gymnasium entgegengebracht worden war. (pm)
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