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Dillingen: So viele Babys wie lange nicht mehr

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So viele Babys wie lange nicht mehr

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    Im Dillinger Kreiskrankenhaus kamen im Januar so viele Babys zur Welt wie lange nicht mehr. Das ist vor allem deswegen so besonders, weil die Geburtshilfe im vergangenen Jahr für drei Monate geschlossen war.
    Im Dillinger Kreiskrankenhaus kamen im Januar so viele Babys zur Welt wie lange nicht mehr. Das ist vor allem deswegen so besonders, weil die Geburtshilfe im vergangenen Jahr für drei Monate geschlossen war. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa/lsn

    Drei Monate war die Dillinger Geburtshilfe im vergangenen Jahr geschlossen. Nicht wenige zweifelten daran, ob die Abteilung überhaupt wieder aufmacht. Doch dann kam der neue Chefarzt Dr. Gerhard Nohe aus Berlin nach Dillingen, brachte eine Ärztin mit und auch die Hebammen fanden neue Kolleginnen.

    Dass das neue Team harmoniert, das zeigen auch Daten. Direkt nach Wiederaufnahme des Betriebs kamen durchschnittlich Zahl 40 Babys pro Monat zur Welt. Und es zeichnet sich ab, dass die Zahl nicht nur gehalten wird, sondern sogar steigen könnte. Denn der Januar 2019 war besonders: 50 Kinder erblickten im ersten Monat des neuen Jahres das Licht der Welt. „So viele Kinder hatten wir seit Jahren nicht“, freut sich Betriebsdirektorin Sonja Greschner. Vor allem wenn man die Situation im vergangenen Jahr beachte, sei das eine besondere Leistung. Doch woran liegt das?

    Dr. Nohe sagt, er erkenne einen Trend, dass der Einzugsbereich der Dillinger Geburtshilfe wachse. Vor allem auch aus dem Altlandkreis Wertingen würden inzwischen mehr Mütter zum Gebären nach Dillingen kommen. „Und das ist schön“, betont Sonja Greschner. Isabel Heigl, Sprecherin des siebenköpfigen Hebammenteams, meint, dass viele Frauen vermehrt kleine Häuser aufsuchen, wo sie sich geborgen fühlen – und da sei Dillingen herausragend. Die Betreuung sei individuell, familienorientiert und heimatnah. Großeltern oder Geschwisterkinder hätten kurze Wege zu Mama und Nachwuchs im Wochenbett. Und die Gebärenden seien froh, dass es ein Krankenhaus im Landkreis gibt, wo wieder entbunden wird. Das Vierteljahr ohne Geburtshilfe hätte vielen einen richtigen Schrecken eingejagt. „Man kann froh sein, dass der Landkreis und der Aufsichtsrat mit aller Kraft am Krankenhaus und an der Geburtshilfe festhalten wollten und auch weiterhin wollen“, ergänzt Sonja Greschner dankbar. Auch die niedergelassenen Ärzte im Landkreis seien weiter im Boot. „Das hilft ungemein.“ Das Krankenhaus suche dennoch weiter aktiv nach Verstärkung für das Ärzte- und das Hebammenteam.

    Die monatlichen Infoabende in Dillingen sind gut besucht

    Freuen sich über den guten Start ins neue Jahr: (von links) Betriebsdirektorin Sonja Greschner, Dr. Gerhard Nohe, Chefarzt von Gynäkologie und Geburtshilfe, und Isabbel Heigl, Sprecherin der Hebammen am Dillinger Kreiskrankenhaus.
    Freuen sich über den guten Start ins neue Jahr: (von links) Betriebsdirektorin Sonja Greschner, Dr. Gerhard Nohe, Chefarzt von Gynäkologie und Geburtshilfe, und Isabbel Heigl, Sprecherin der Hebammen am Dillinger Kreiskrankenhaus.

    Zu jedem Infoabend am Dillinger Krankenhaus kommen laut Nohe inzwischen 70 bis 80 Schwangere. Die würden sich auch andere Häuser ansehen. Doch das Interesse insgesamt an der Dillinger Kreisklinik sei gestiegen, und das schlage sich auch in der Geburtenzahl nieder. Schon Ende vergangenen Jahres, nach der Pause, hatte die Klinik eine Patientenumfrage gestartet. 88 Mütter, die in der Gynäkologie oder der Geburtshilfe betreut wurden, hatten daran teilgenommen, 95 Prozent waren höchst zufrieden gewesen. „Ich habe vorher noch nie so eine Quote gehabt“, sagt Dr. Nohe.

    Eine andere Quote dagegen will der Chefarzt senken: Wie berichtet, war die Kaiserschnittquote in Dillingen extrem hoch (hier gelangen Sie zu dem Artikel). Sie lag bei über 40 Prozent. An seiner ehemaligen Wirkungsstätte in Berlin sei seine Quote bei 16 Prozent gewesen. „Unser Ziel ist es, dass wir dauerhaft unter 30 Prozent kommen“, erklärt der Mediziner. Aktuell liegt die Quote in Dillingen bei 27 Prozent. Wirkt sich dass dann auch auf die Finanzen aus? Schließlich haben viele Geburtshilfen geschlossen, weil sich der Betrieb nicht mehr rechnete. „Das Defizit wird nicht größer“, sagt Dr. Nohe diplomatisch. Man müsse akzeptieren, dass eine Geburtshilfe abrechnungstechnisch schlechter gestellt sei. Ganz anders sei es hingegen bei gynäkologischen Leistungen. Und auch dort verzeichnen Dr. Nohe und seine vier weiteren Kollegen ein gesteigertes Interesse etwa an urogynäkologischen Operationen. In Dillingen würden auch Frauen mit 80 Jahren und älter behandelt und bei Bedarf operiert.

    Weitere Ärzte und Hebammen werden gesucht

    Der Chefarzt fühlt sich in Dillingen augenscheinlich wohl. Er ist aus dem Wohnheim aus- und in eine Wohnung eingezogen. Gerade am Anfang sei es für ihn sehr wichtig gewesen, in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses zu wohnen. Wenn in den ersten Monaten etwas passiert und man sei nicht schnell genug vor Ort, werde man dort nicht glücklich, sagt Dr. Nohe. Er kennt Kollegen mit dem Problem. In seiner Zeit am Dillinger Krankenhaus gab es bislang keine Katastrophen. Im Februar hofft er, dass die Abteilung die Weiterbildungsbefugnis erhält. Dann können junge Assistenzärzte, die am Dillinger Lehrkrankenhaus ihre Praktika machen, auch dort dazulernen. Die Weiterbildungsbefugnis hatte Nohe immer, wie er sagt. Aber sie ist auch an Zahlen aus der Klinik gebunden. Sonja Greschner ist zuversichtlich, dass es mit der Befugnis klappt. Sie weiß, dass Dr. Nohe und Isabel Heigl noch viele andere Ideen für die Geburtshilfe haben. „Wir haben eine gute Struktur und sind auf einem guten Weg“, sagt der Chefarzt. Ein Ziel sei zum Beispiel, dass sich nicht nur die Mütter in der Geburtshilfe wohlfühlen, sondern dass auch Ärzte und Hebammen anderer Einrichtungen von sich aus in Dillingen arbeiten wollen.

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