Landrat Leo Schrell und sein Stab sind schon umgezogen. Edwin Ziemann auch. Vor Weihnachten will der Landrat in seinem alten Büro sitzen, dass dann saniert ist. Edwin Ziemann dagegen wird noch zweimal das Zimmer wechseln.
Das Dillinger Landratsamt wird saniert und erweitert. Die Sitzung des Jugendhilfeausschusses fand bereits im neu sanierten Großen Sitzungssaal statt. Es war eine perfekte Premiere, denn jeder bemerkte sofort die Veränderung. Der Saal ist jetzt nicht nur heller und moderner, er ist auch klimatisiert. „Wir hätten sonst jetzt 28 bis 30 Grad hier drinnen“, erinnerte Landrat Schrell die Sitzungsteilnehmer. Stattdessen war der 52 Jahre alte Raum am Montagnachmittag angenehm kühl. Über 200 Stühle gibt es jetzt, eine zweite Fluchttreppe, die Tische können aufgebaut werden oder ganz draußenbleiben. Der Sitzungssaal ist nun eine Versammlungsstätte mit großer, heller Aussicht auf der einen Seite zur Großen Allee und auf der anderen über den Parkplatz hinweg zum Wasserturm und dem Gebäude der Donau-Stadtwerke Dillingen-Lauingen.
Die Kosten sind bislang niedriger als angesetzt
Nicht nur die Lüftung ist neu, es gibt mehrere Lautsprecher, schicke Mikrofone, in der Decke verbirgt sich ein Beamer, die Fenster lassen sich öffnen, beschatten und verdunkeln, die Lampen dimmen. Was den Landrat aber am meisten freut: „Wir sind im Zeitplan und liegen leicht unter dem Kostenplan.“ Für den Sitzungssaal waren 832000 Euro veranschlagt worden, die Prognose lautet 820000 Euro. Für die Erweiterung des Altbaus waren 5,7 Millionen Euro eingeplant, aktuell waren laut Schrell 5,2 Millionen Euro notwendig. Auch die energetische und brandschutztechnische Sanierung des Altbaus sei bislang im Kostenrahmen geblieben. „Aber man muss immer damit rechnen, dass da noch was kommen kann.“ Auf jeden Fall ein Pilotprojekt: Die TU Karlsruhe wird im Altbau Deckenventilatoren anbringen. Damit soll erreicht werden, dass die Büros sich dort so runterkühlen lassen wie im Neubau. Denn auch dort war wie im Sitzungssaal die Hitze im Sommer bislang ein großes Problem. Das Projekt der Studenten wird vom Bundesforschungsministerium bezahlt. Selbst ohne die Ventilatoren sei der Unterschied zwischen Neu- und Altbau später aber marginal, versichert der Hausherr.
Dreimal umziehen? "Eine positive Herausforderung"
Der Neubau, der sich an das alte Gebäude anschließt, ist bereits fertig. Dorthin ist am Dienstag unter anderem Ziemanns Kollege Andreas Winter gezogen. Oder geflohen. Die Bauarbeiten im ersten Stock, in dem auch der Landrat sein Büro bald wieder beziehen wird, sind laut. Erst wurde der Nagelfluhbeton an der Gebäudefront entfernt, jetzt wird hörbar irgendetwas anderes rausgeschlagen. Es dröhnt gewaltig. Winter wird nach dem Umzug noch mal umziehen und dann noch mal. Im November wird er vermutlich sein altes Büro wieder einrichten können. Der Altbau wird in drei Teilen saniert, und zwar vertikal. Das führt dazu, dass manche Mitarbeiter gleich mehrmals umziehen müssen.
Die Hin- und Herzieherei dort ist gewollt. „Wir hätten sonst teure Container als Zwischenlösung anschaffen müssen“, erklärt Landrat Leo Schrell. Er ist richtig zufrieden. „Mir gefällt es total. Es wird schön – und was fertig ist, ist auch schon so.“ Findet Edwin Ziemann in seinem neuen Büro auch. „Es ist angenehm hier, modern eingerichtet.“ Man kann die Rollläden und die Belüftung individuell einstellen. Und selbst die Umzugsaktion habe Vorteile – man sortiere endlich aus.
Ziemann leitete die Stabstelle 02, Kreisrechnungsprüfung, Datenschutz, Informationssicherheit. Da dürfe man bestimmte Unterlagen gar nicht wegwerfen. Ziemann hat sie in Kartons gepackt – und lässt sie vorerst da drin. Denn von dem neuen schönen Büro mit Blick Richtung Taxispark wird er noch mal zur Parkplatzseite hinwechseln und dann wieder auf die Westseite ziehen, aber in den dann sanierten Altbau. „Mein Zimmer ist von den Bauabschnitten zwei und drei betroffen, deswegen ziehe ich zweimal um.“ Die Umzüge seien seitens der EDV sehr anspruchsvoll, gibt Landrat Schrell zu. Doch die Kollegen würden alle mitmachen, meint Ziemann und so komme man gut voran. „Es ist eine positive Herausforderung.“
Die Fachbereiche werden neu verteilt
Der Flur im Neubau wird über Oberlichter an den Türen erhellt, der Boden schimmert matt, es riecht neu. Die Lichter, auch in den sanierten Toiletten, gehen automatisch an. Am Ende, Richtung Altes Krankenhaus, fährt ein neuer, größerer Aufzug. Insgesamt gibt es zwei barrierefreie Zugänge und behindertengerechte Toiletten. Im Altbau wird es keine Oberlichter geben, der Boden wird dort ausgetauscht, wo es nötig ist. Fassade, Licht und Fenster werden neu gemacht und bei Bedarf gestrichen. Auch außen werden sich die Fassaden von Alt- und Neubau farblich deutlich absetzen. Wenn dann alles fertig ist, kommen noch die Kollegen, die in angemieteten Räumen arbeiten, etwa das Gesundheitsamt und das Amt für Jugend und Familie ins Landratsamt. Insgesamt 77 Mitarbeiter haben im Neubau, der seit November fertig ist, 55 Büros zur Verfügung.
Alle Fachbereiche würden so aufgeteilt, dass sich kurze Wege sowohl intern als auch für Besucher ergeben, erklärt Schrell. Diese werden in wenigen Wochen bereits im neuen Foyer an einer Infotheke begrüßt. Das dürfte auch den Sitzungsteilnehmern helfen, denn noch ist der Weg vor allem aus dem Sitzungssaal heraus noch etwas verwirrend. Aber dafür ist jetzt ja drinnen umso schöner – und kühler.
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