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Dillingen: Sie haben Jahrhunderte überdauert: So viele Baum-Denkmäler gibt es im Kreis Dillingen

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Sie haben Jahrhunderte überdauert: So viele Baum-Denkmäler gibt es im Kreis Dillingen

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    Manfred Herian kennt die Bäume im Baumkataster wie seine Westentasche. Als Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege kümmert er sich darum, dass die Naturdenkmäler erhalten bleiben.
    Manfred Herian kennt die Bäume im Baumkataster wie seine Westentasche. Als Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege kümmert er sich darum, dass die Naturdenkmäler erhalten bleiben. Foto: Laura Mielke

    Bei einer großen Eiche hängt ein Ast herunter und behindert den Weg. Dann kann der Ast einfach zurückgeschnitten werden, oder? Eigentlich richtig, solange er an der heimischen Terrasse und nicht unter Schutz steht. Denn dann müssen Manfred Herian und Thomas Fluhry ran. Sie sind für die Landschaftspflege im Kreis zuständig. Aber wie wird aus einem Baum ein Naturdenkmal?

    „Ein Naturdenkmal kann auch eine Baumgruppe oder eine Steinformation sein“, sagt Herian. „Wichtig ist, dass es markant ist und eines Denkmals würdig“, ergänzt Kollege Fluhry. Im Bundesnaturschutzgesetz, Paragraf 28, heißt es dazu: „aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit“.

    Im Landkreis sind 135 Bäume als Naturdenkmäler erfasst

    Diese Linde kann man bei Holzheim bewundern.
    Diese Linde kann man bei Holzheim bewundern. Foto: Laura Mielke

    Die Bäume werden dann auf Antrag ausgewiesen. Steht beispielsweise ein besonders alter Baum neben dem eigenen Haus, kann die Auszeichnung beim Landratsamt beantragt werden. Anschließend werden alle Betroffenen dazu befragt. Einschließlich Kommune, Eigentümer oder Eigentümerin, sowie Nachbarinnen und Nachbarn. Stimmen alle zu, wird die Unterschutzstellung eingeleitet und der Baum mit einer Nummer verstehen. Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt ist der Beschluss dann gültig. Aktuell sind 135 Bäume im Landkreis als Naturdenkmäler ausgezeichnet. Im Vergleich mit anderen Landkreisen ein guter Durchschnitt, findet Herian. Meistens stehen diese Bäume auf Gemeindegrund, denn „in Privatgärten ist für diese Bäume nur selten Platz“. Ein Beispiel dafür ist die Gärtner Eiche in Buttenwiesen.

    Die Auszeichnung bringt jedoch ein Veränderungsverbot mit sich: Will man die Äste zurückschneiden oder den Baum gar fällen, muss das erst mit der zuständigen Behörde abgeklärt werden – sonst droht eine Strafe. Anschließend prüft ein fachkundiges Unternehmen, inwieweit das nötig ist. Probleme habe es, laut Herian, dabei bisher nie gegeben. Generell dürfen sie aber beim Fällen eines Baumes, der als Naturdenkmal gelten könnte, ein Veto aussprechen und eine Sicherstellung beantragen. Der Baum darf dann nicht gefällt werden, bis er überprüft wurde. Auch damit habe es keine Schwierigkeiten gegeben. „Das geschieht immer einvernehmlich“, sagt Herian.

    Deutsche Bürokratie gilt auch für das Baumkataster

    Alle Bäume werden regelmäßig überprüft und in einem Baum- und Kontrollblatt, sowie dem Baumkataster erfasst. Es beinhaltet die Baumart, die Maße, den Standort, eventuelle Schäden und deren Bewertung. In den Stufen 0 bis 5 werden diese eingetragen. 0 für geringe Schäden, 5 für schwere. Auch die nötigen Maßnahmen werden genau dokumentiert. Seit kurzem steht das alles digital in einem zentralen Programm und kann vor Ort über ein Tablet abgerufen werden.

    In den vielen Ordnern, die Fluhry und Herian zu den Naturdenkmälern haben, befinden sich auch Unterlagen aus der NS-Zeit. Auf vergilbtem Papier sind Daten zu den entsprechenden Bäumen verzeichnet. Darüber steht ein Reichsadler mit Hakenkreuz. „Die Unterlagen sind immer noch gültig und verbindlich“, erklärt Fluhry.

    Und wie sieht das vor Ort aus?

    Und wie sieht das dann genau aus, wenn aus einem Baum ein Denkmal geworden ist? Das zeigt Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege, Manfred Herian, am Praxisbeispiel. Er druckt ein Kontrollblatt aus: eine Tilia cordata – eine Linde. 22 Meter hoch, 322 Zentimeter Stammumfang. Lebenserwartung: hoch. Es geht zum Standort: die Sebastian-Kapelle in Holzheim. Oben angekommen werden die Linden ausgiebig begutachtet. Die festgelegte Maßnahme im Kontrollblatt: Die Austriebe entfernen, mit Handschere oder Handsäge. Die Schnitte mit glatter Oberfläche setzen. Im „stammnahen Wurzelbereich“ verstecken sich oftmals Pilze, die von Stamm- und Stockaustrieben verdeckt werden können.

    Welche Bäume gefällt werden müssen oder krank sind, sieht man ihnen aber oftmals gar nicht an. „Beim Brandkrustenpilz wird das Holz brüchig, wodurch die Standfestigkeit abnimmt. Dadurch können sie einfach brechen“, erklärt Herian. Den Pilz sieht man hier meist erst in älteren Stadien. Andere Bäume, die aussehen, als würde sie kippen, aber gesund sind, wissen sich selbst zu helfen. Sie produzieren härteres Holz, damit der Stamm stabilisiert wird. Zu sehen ist das an zusätzlichen Auswüchsen am Stamm, die ein wenig aussehen, als wäre ein Ast am Stamm festgewachsen.

    Das Baumkataster ist auf Anfrage für alle Bürgerinnen und Bürger einsehbar. Wer also eine Radtour oder Wanderung zu beeindruckenden Bäumen plant, kann sich im Landratsamt informieren.

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