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Dillingen: Schwangere sind entsetzt über Schließung der Geburtshilfe

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Schwangere sind entsetzt über Schließung der Geburtshilfe

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    Werdende Mütter im Landkreis Dillingen brauchen nun eine Alternative. Die Geburtshilfe im Dillinger Krankenhaus hat vorübergehend geschlossen.
    Werdende Mütter im Landkreis Dillingen brauchen nun eine Alternative. Die Geburtshilfe im Dillinger Krankenhaus hat vorübergehend geschlossen. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Karin Gebauer ist geschockt. Damit hat sie nicht gerechnet. „Das ist ein Witz“, sagt sie. Die 34-Jährige ist im fünften Monat schwanger. Ihr erstes Kind wollte die Höchstädterin eigentlich in der Geburtshilfe in Dillingen auf die Welt bringen – das stand von Anfang an fest. Zwar habe ihr die Hebamme vor ein paar Wochen schon erklärt, dass sie mit der Kreißsaalbesichtigung noch warten solle, bis die neuen Ärzte anfangen. Dass Karin Gebauer nun aber nicht in Dillingen gebären kann, damit hat sie nicht gerechnet. „Das ist traurig und lächerlich zugleich. Ich bin felsenfest davon ausgegangen, dass der Landkreis das auf die Reihe bekommt. Unglaublich“, so die 34-Jährige. Sie wird nun nach Donauwörth oder Günzburg gehen. Karin Gebauer hat zwischenzeitlich mit ihrer Hebamme Kontakt aufgenommen und erfahren, dass sie von ihr auch weiterhin betreut wird – inklusive aller Kurse im Dillinger Hebammenhaus. „Jetzt muss ich mir ‚nur‘ ein neues Krankenhaus suchen. Ich will einfach nur wissen, wo ich und mein Kind nun gut aufgehoben sind.“

    Dutzende Paare stehen vor verschlossener Tür

    Auch Sonja Treuherz aus Gremheim war sich sicher: Ihr erstes Kind bekommt sie in Dillingen. „Ich wohne im Landkreis und wollte, dass mein Kind hier zur Welt kommt“, sagt die 32-Jährige. In den vergangenen Wochen habe sich aber bereits angedeutet, dass es damit nichts wird. Bei der geplanten Besichtigung des Kreißsaals etwa stand sie zusammen mit mehr als einem Dutzend Paaren vor verschlossenen Türen – dass die Besichtigung ausfällt, habe ihnen niemand zuvor mitgeteilt. Treuherz spricht von zuletzt teils „chaotischen“ und „schwierigen“ Zuständen. Einen Platz für einen Geburtsvorbereitungskurs etwa hat sie nicht bekommen.

    Erst aus den Medien habe sie nun erfahren, dass sie nicht in Dillingen entbinden kann. Treuherz ist im sechsten Monat schwanger, voraussichtlicher Geburtstermin ist Mitte Mai. „Das ist sehr schade und traurig“, sagt sie. Ihre Alternative ist nun die Geburtsstation in Donauwörth. „Dort gibt es aber auch nur zwei Kreißsäle. Da hat man schon ein bisschen Sorge, dass wir dort nicht angenommen werden.“ Zur Not muss sie den Weg ins Augsburger Klinikum auf sich nehmen. Eine Situation, die vor allem beim ersten Kind zusätzliche Verunsicherung verursachen würde, sagt sie.

    Im Netz macht sich Empörung breit

    Auch auf unserer Facebook-Seite hat die Nachricht für Furore gesorgt. Von „beschämend“ über „Politikversagen“, „armes Dillingen“ oder „echt traurig“ reichten die Kommentare. Eine Frau schrieb, sie habe ihre Kinder beide in Dillingen zur Welt gebracht. „Ich wollte nie woanders hin, ich war total begeistert.“ Uli-Gerd Prillinger, Geschäftsführer der beiden Kliniken im Landkreis Dillingen, betonte am Dienstag noch einmal, dass vor allem die Sicherheit für Frauen und ihre Kinder zur Entscheidung geführt hatte, die Geburtshilfe vom 23. März bis 30. Juni dieses Jahres zu schließen. „Die erste Priorität ist, dass wir eine gute Mannschaft sicherstellen.“ Dazu werden aber Ärzte und Hebammen gesucht. Gespräche gibt es bereits. Auch die Dillinger Hebammen suchen laut Prillinger aktiv nach weiteren Kolleginnen. Die Infrastruktur für die Geburtshilfe sei ja vorhanden, so dass es, wenn das neue Team wieder eingespielt sei, direkt am 1. Juli wieder los gehen könne.

    Krankenhaus-Chef: Auch andere Häuser haben Geburtshilfe schon geschlossen

    Dass sich schwangere Frauen auch danach an andere Krankenhäuser wenden, davor hat Prillinger keine Angst. „Jede Frau schaut sich mehrere Krankenhäuser an und wägt mehrere Faktoren ab. Aber sie können guten Gewissens vor und nach der Pause nach Dillingen kommen.“ Die Auszeit hätten auch die Dillinger Hebammen gebraucht. Aufgrund der knappen Besetzung hätten sie kaum noch Urlaub nehmen können. Dass sie ab 1. Juli wieder mit im Boot sind, sei ein wichtiges Signal gewesen. Prillinger verweist zudem darauf, dass andere Häuser, etwa Erding, auch schon ihre Geburtshilfe geschlossen und danach erfolgreich wieder geöffnet hätten. Gestern meldete sich die Günzburger Geburtshilfe in unserer Redaktion. Um Frauen aus dem Dillinger Landkreis zu informieren, wird die Einrichtung unserer Zeitung künftig ihre Infoabende für werdende Eltern mitteilen.

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