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Dillingen: SPD: Genossen in gedrückter Stimmung vor der großen Feier

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SPD: Genossen in gedrückter Stimmung vor der großen Feier

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    „Wir haben uns fest vorgenommen, das Blatt wieder zu wenden.“Der Dillinger Karl Eitler ist seit dem 1. Januar 1957 SPD-Mitglied. Hier präsentiert der einstige Stadtrat sein Ersatz-Parteibuch. Das Original wurde im Jahr 2000 bei einem Autoaufbruch gestohlen.
    „Wir haben uns fest vorgenommen, das Blatt wieder zu wenden.“Der Dillinger Karl Eitler ist seit dem 1. Januar 1957 SPD-Mitglied. Hier präsentiert der einstige Stadtrat sein Ersatz-Parteibuch. Das Original wurde im Jahr 2000 bei einem Autoaufbruch gestohlen. Foto: Karl Aumiller

    Zur großen Feier kann Karl Eitler an diesem Samstag aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen. Aber in unserer Zeitung wird der 92-jährige Sozialdemokrat natürlich genau nachlesen, was beim Festakt im Dillinger Stadtsaal gesprochen wird. Zur Feier des 100-jährigen Bestehens des SPD-Ortsvereins Dillingen hat sich Landesvorsitzende Natascha Kohnen angesagt. Und da hofft Eitler, der seit 61 Jahren SPD-Mitglied ist, auf „eine Aufbruchstimmung“. Denn gerade das Ergebnis der jüngsten Landtagswahl in Bayern, als die SPD auf 9,7 Prozent abstürzte, hat dem einstigen Stadtrat arg auf den Magen geschlagen. „Ich weiß nicht mehr, wen die Arbeiter alles wählen“, sagt Eitler frustriert.

    Auch Eitler hat kein Patentrezept

    Der Dillinger erinnert sich an die Nachkriegszeiten, als er in Wahlkampfzeiten auf Dörfern im Landkreis Plakate geklebt habe. „Wir haben heftig mit den Leuten diskutiert – vor allem mit den CSUlern“, blickt der gelernte Spengler und Installateur zurück. Politisch sei ja der Landkreis schwarz gewesen. Der Dillinger war auch in der Gewerkschaft. „Und bei der SPD habe ich mich immer wohlgefühlt, meine Partei hat die Rechte der Arbeiter vertreten“, sagt Eitler. Jetzt leidet der frühere Klärwärter der Stadt Dillingen, wenn er auf die jüngsten Wahlschlappen der Sozialdemokraten blickt. „Das schaut ja traurig aus.“ Ein Patentrezept, wie die einst große Volkspartei wieder Fahrt gewinnen könne, falle ihm nicht ein. Bei einem ist sich Eitler, das langjährigste Mitglied des Dillinger SPD-Ortsvereins, aber sicher: „Die Große Koalition mit der Union hat uns nicht gutgetan.“

    Auch der Vorsitzende zweifelte kurz

    Auch Ortsvereinsvorsitzender Hubert Probst gesteht in seinem Grußwort in der Festschrift zum 100. Jubiläum, dass eine richtige Feststimmung angesichts der zurückliegenden schlechten Wahlergebnisse nicht aufkommen will. Als die SPD bei der Landtagswahl unter die Zehn-Prozent-Marke fiel, kamen bei Probst kurz Zweifel auf. „Da habe ich in einem Moment überlegt, ob ich mich noch weiter engagieren soll.“ Jetzt gibt sich der Ortsvorsitzende aber wieder kämpferisch. „Wir haben uns fest vorgenommen, das Blatt wieder zu wenden“, betont Probst. Das Jubiläum könne der Startschuss für einen neuen Aufbruch sein. Er sei jedenfalls gespannt, was SPD-Landeschefin Kohnen bei ihrer Festrede im Stadtsaal (Beginn 18 Uhr) sagen wird.

    Die SPD in Dillingen hat eine glorreiche Geschichte

    Die SPD hat in Dillingen eine glorreiche Geschichte. Noch zu Beginn des Jahrtausends stellten die Sozialdemokraten (zusammen mit den Freien Bürgern) sieben Räte im Dillinger Stadtrat. Und mit dem Oberbürgermeister Hans-Jürgen Weigl prägten die Genossen in dessen Amtszeit von 1984 bis 2008 eine Ära in der Kreisstadt. Mit Albrecht Witte und Manfred Fuchsluger sitzen derzeit nur noch zwei SPD-Mitglieder im Stadtrat. Sie bilden zusammen mit Georg Schrenk, Rainer Schindler (beide Freie Wähler) und Ingrid Stanzel (Grüne) eine Fraktion. Deren Sprecher ist Albrecht Witte. Er erinnert ebenfalls an die großen Verdienste der SPD, deren Abgeordnete beispielsweise 1933 Hitler stoppen wollten und als Einzige gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis gestimmt haben. Die Leistung der Regierung Schröder sei unbestritten. „Aber für die Gegenwart und Zukunft zählen alte SPD-Themen leider nicht“, bedauert Witte. Die Grünen würden gegenwärtig bei vielen Wählern als „die moderneren Sozialdemokraten“ empfunden.

    Witte fordert nach dem Motto „Aber jetzt erst recht“ einen Neuanfang ein. Das Problem sei, dass die klassischen SPD-Themen abgearbeitet seien. Die Rechte der Arbeitnehmer seien erkämpft, die Gleichberechtigung der Frauen durchgesetzt, sagt Witte. Ob der Neustart in Bayern mit Natascha Kohnen gelingen werde, da sei er sich nicht ganz sicher. Auf jeden Fall werde er am Samstag genau hinhören, was die Landesvorsitzende zu sagen hat.

    Auch die Wittislinger SPD hat gefeiert: Die Genossen und das Grundgesetz

    Und die Höchstädter SPD hat derweil den Kabarettisten Mathias Tretter in die Nordschwabenhalle geholt: Die Gesellschaft unter dem Brennglas.

    Bei der FDP in Gundelfingen hört derweil ein alter Bekannter auf: FDP Gundelfingen: Walter Lohner zieht sich zurück

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