Fußgänger in der Erzbischof-Stimpfle-Straße in Dillingen dürften sich in den vergangenen Tagen gewundert haben. Dort sind Erdbewegungen im Gange. Der Grund: Die Regens-Wagner-Stiftungen planen ein neues Bürogebäude, das mit seiner Architektur das Dillinger Stadtbild prägen wird. Direktor Rainer Remmele präsentierte die Pläne zusammen mit Christian Hertneck vom Münchner Architekturbüro Haindl am Montagabend im Dillinger Stadtrat. Es ist das nächste Millionenprojekt im Zentrum der Kreisstadt. Regens Wagner wird etwa 15 Millionen Euro in das neue Verwaltungsgebäude investieren.
Rainer Remmele erläuterte den Stadträten die Notwendigkeit. Zum Regens-Wagner-Werk gehören acht Stiftungen. An den 50 Standorten von 15 Zentren werden etwa 9500 Menschen mit Behinderung betreut, die Zahl der Mitarbeiter ist inzwischen auf 6700 gewachsen. Das Direktionsgebäude der Regens-Wagner-Stiftungen ist im einstigen Wohnhaus des Prälaten Wilhelm Hummel untergebracht. Die etwa 80 Mitarbeiter der Verwaltung seien bisher auf fünf Standorte verteilt, erklärte Remmele. Das sei nicht mehr zeitgemäß. Zudem nutze Regens Wagner Räume im Provinzhaus der Dillinger Franziskanerinnen. Auch wegen der Raumnot habe sich Regens Wagner jetzt zu diesem Neubau entschlossen.
Eine Gedenktafel an die Opfer der Euthanasie?
Der fünfgeschossige Baukörper wird auf dem Gelände zwischen dem bisherigen Direktionsgebäude und dem Hauptgebäude von Regens Wagner Dillingen errichtet. Dort standen ein Gewächshaus und eine Garage, die mittlerweile abgerissen wurden. Das Areal hat eine Besonderheit, wie Architekt Hertneck erläuterte. Denn parallel zur Erzbischof-Stimpfle-Straße verlief die alte Dillinger Stadtmauer. Und auch Reste eines alten Wehrturms sind dort sichtbar. Er soll künftig in den Platz im Eingangsbereich zum neuen Bürogebäude integriert werden. Direktor Remmele sagte, dass an diesem alten Wehrturm vielleicht auch eine Gedenktafel für Menschen mit Behinderung, die während der Nazi-Herrschaft getötet wurden, angebracht werden soll.
Die Dillinger Stadtratssitzung fand angesichts des laufenden Rathaus-Wiederaufbaus im Sparkassensaal statt. Dort war ein Modell des Bürogebäudes zu sehen. Hertneck nannte Details zur Regens-Wagner-Zentrale. Das fünfgeschossige Gebäude (mit Dachterrasse wegen des notwendigen Fluchtweges) werde eine Sicht-Ziegelfassade erhalten. Vorgesehen ist eine schlichte Lochfassade, teilte der Architekt mit. Inspiration habe ihm die neue Stadtbibliothek in Heidenheim gegeben. Der Platz in der Erzbischof-Stimpfle-Straße mit dem Stumpf des alten Wehrturms soll offen gestaltet werden. Und es gibt auch Ideen, die Straße selbst und die Flächen beim Tagungshaus der Franziskanerinnen in diesen Platz einzubeziehen, wie sie auch Landschaftsarchitekt Ulrich Egger erläuterte.
"Effizient und gut, aber nicht trotzig"
Direktor Rainer Remmele nannte die gedankliche Grundausrichtung für den Neubau. Das Bürogebäude soll „effizient und gut, aber nicht protzig“ sein. Regens Wagner hat offensichtlich mehrere Standorte in Dillingen geprüft und sich bewusst für das Zentrum der Stadt entschieden. Die Zentrale werde nun am Rande der Altstadt liegen, aber auch ins Zentrum hineinragen. „Und 80 Mitarbeiter, die mittags Brotzeit machen, sorgen auch für ein bisschen Umsatz in der Stadt“, sagte Remmele. Bereits 2022 soll das Bürogebäude fertig sein, kündigte der Direktor an. Die Eile hat auch einen historischen Hintergrund. In vier Jahren feiert das Regens-Wagner-Werk seinen 175. Geburtstag.
Oberbürgermeister Frank Kunz (CSU) und den Stadträten gefielen die Pläne. „Die Regens-Wagner-Direktion wird durch den Neubau gestärkt.“ Wolfgang Düthorn (CSU) und Albrecht Witte (SPD) zeigten sich ebenfalls angetan von der Planung. „Das Gebäude ist stimmig“, sagte Düthorn. Witte freute sich, dass der Stumpf des alten Wehrturms wieder eine Funktion erhalten soll. „Er zeigt die Wehrhaftigkeit der Regens-Wagner-Stiftungen und der Demokratie.“ Der ganze Bereich werde durch das Projekt aufgewertet, meinte Thomas Demel (CSU). Die Dillinger Stadträte erteilten schließlich einstimmig das gemeindliche Einvernehmen zu dem Projekt. "
Hier finden Sie einen Kommentar zu dem 15-Millionen-Euro-Projekt.