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Dillingen: Rathaus-Brand macht viele Dillinger fassungslos: "Furchtbares Ereignis"

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Rathaus-Brand macht viele Dillinger fassungslos: "Furchtbares Ereignis"

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    Ein Bild der Zerstörung bot sich gestern im Großen Sitzungssaal des Dillinger Rathauses. Dort hatte das Feuer am Mittwochabend heftig gewütet.
    Ein Bild der Zerstörung bot sich gestern im Großen Sitzungssaal des Dillinger Rathauses. Dort hatte das Feuer am Mittwochabend heftig gewütet. Foto: Jan Koenen/Stadtverwaltung

    Unseren Bericht zum Rathaus-Brand in Dillingen finden Sie hier.

    Der Besitzer des Segafredo-Cafés im Rathaus steht vor den Trümmern seiner Existenz. Hier lesen Sie mehr darüber.

    • Unseren Bericht zum Rathaus-Brand in Dillingen finden Sie hier.
    • Der Besitzer des Segafredo-Cafés im Rathaus steht vor den Trümmern seiner Existenz. Hier lesen Sie mehr darüber.

    Hektisch laufen dutzende Feuerwehrmänner umher, ein paar Meter weiter verlaufen die Schläuche. Ansagen und Befehle der Einsatzkräfte schallen durch die Königsstraße. Über allem liegt der beißende Qualm, der vom Rathaus herüberweht. Vom Rathaus, das jetzt ausgebrannt ist.

    Im Eingang des Kings Road Pub, keine 30 Meter entfernt, hat sich eine Traube von etwa 20 Zuschauern gebildet. Sie stehen dicht gedrängt, um den Gehsteig einigermaßen frei zu halten. Die meisten rauchen. Schütteln den Kopf. Geredet wird wenig. Alle sehen nur mit betroffenem Blick Richtung Rathaus. Feuerstellen sind keine mehr zu sehen. Gerade spritzen zwei Feuerwehrmänner auf einer Drehleiter mit einem Schlauch Wasser durch die runden Fenster des ersten Stocks.

    „Das gibt’s doch einfach nicht“, platzt es schließlich aus Gisela Schneider heraus. Sie kämpft sichtlich um Fassung. „Dieses wunderbare Gebäude. Wie konnte das denn bloß passieren?“. Einige nicken zustimmend, schütteln den Kopf. Schneider ist wie viele andere hier geboren und aufgewachsen. Zahllose Male ist sie am Rathaus vorbei durch die Königsstraße spaziert. Dass es nun als rauchende Hülle vor ihr steht, in diesem düsteren, rauchverhangenen Bild, das scheint sie nur schwer zu verkraften.

    Video zum Brand des Dillinger Rathauses verbreitet sich schnell

    Ein Mann im mittleren Alter scheint es nicht allzu schlimm zu finden. Zumindest versucht er, die Situation ein wenig aufzulockern. „Ist doch nur ein Gebäude, Mensch! Kommt eben was Neues.“ Achselzucken von einigen Nebenstehern. Nicht bei Gisela Schneider. Sie war gerade dabei, für ihren Urlaub zu packen, als ihr eine Freundin ein Video auf WhatsApp geschickt hat. Das Video haben alle Anwesenden gesehen, es wurde tausendfach in den sozialen Netzwerken geteilt. Als Schneider darauf gesehen hatte, wie das Rathaus in Flammen stand, hat sie „alles stehen und liegen lassen“, wie sie erzählt. „Ich musste das einfach mit eigenen Augen sehen.“

    Pfarrer Lothar Hartmann traf sich gegen 19 Uhr am Eingang des Bonaventura-Gymnasiums mit einigen afghanischen Asylbewerbern, um mit ihnen zum Fußball spielen zu gehen. Da entdeckte er den Rauch. Als er am Rathaus ankam, brannte es schon lichterloh, wie er erzählt. Hartmann ist genauso untröstlich über die Feuersbrunst wie Schneider. „Es ist für mich besonders schlimm. Ich bin in unmittelbarer Nähe zum Rathaus aufgewachsen und habe hier meine Kindheit verbracht. Ein furchtbares Ereignis“, sagt der Pfarrer.

    Feuerwehr hat Rathaus-Brand in Dillingen schnell unter Kontrolle

    Gegen 20.15 Uhr lodern die Flammen plötzlich wieder an der Flanke des Gebäudes auf. Ein Glutnest hat sich wieder entzündet. Sofort herrscht wieder große Hektik unter den Feuerwehrleuten. Zwei Feuerwehrmänner fahren mit einer Drehleiter in schwindelerregende Höhe empor, mindestens fünf Meter über das Rathausdach hinaus und löschen den Brand von oben ab. Die Szene geschieht mittlerweile im fahlen Dämmerlicht. Gemeinsam mit dem Rauch hat die Szene etwas beinahe Unwirkliches, Gespenstisches.

    Das Geschehen ist großflächig von der Polizei abgesperrt, die Beamten wollen die Zuschauer vom Gebäude fernhalten. Einsturzgefahr, heißt es. Da haben sie einiges zu tun, sie wirken gestresst. Eine Zuschauerin entdeckt ein Päckchen Marihuana, das auf dem Boden herumliegt, und informiert einen Beamten. Der darf allerdings seinen Posten nicht verlassen. Bis ein Kollege eintrifft, soll die Passantin auf die Drogen „aufpassen“.

    Martin Bundschuh steht ebenfalls vor dem Kings Road Pub. Er hat gesehen, wie sich das Feuer ausgebreitet hat. Er war beim Stammtisch, gemeinsam mit Axel Jaud, als er den Rauch bemerkte. Sofort eilten die beiden über die Straße. Jaud informierte die Gäste des Segafredo, während Bundschuh den Eingang des Bürgerbüros checkte. Dann kam ihnen schon Oberbürgermeister Frank Kunz entgegen, ebenso wie die ersten Rettungssanitäter. Dann traf die Feuerwehr ein.

    „Das war beeindruckend, wie professionell die den Brand unter Kontrolle gekriegt haben“, sagt Bundschuh anerkennend. In weniger als einer halben Stunde hätten die Einsatzkräfte den Brand, der sich rasend schnell ausgebreitet habe, unter Kontrolle bekommen. Eine regelrechte Feuerwalze habe sich durch den zweiten Stock gezogen, sagt Bundschuh.

    Gegen 21 Uhr ist die Hauptarbeit getan. Der aufsteigende Rauch wird langsam weniger. Einige der Zuschauer haben sich wieder ins Pub zurückgezogen. Die noch draußen stehen, fragen sich nun, wie das denn passieren konnte. Einige haben ein „ungutes Gefühl“, sagen sie. Schließlich habe es erst vor wenigen Monaten zwei ungeklärte Tiefgaragenbrände in Dillingen gegeben.

    Am Donnerstag gab es eine Pressekonferenz, die wir live übertragen haben. Hier können Sie das Video noch einmal sehen:

    Mehr zum Thema

    Erst vor wenigen Monaten ist auch das historische Rathaus in Straubing einem Brand zum Opfer gefallen: Lesen Sie mehr dazu hier.

    Die Stadt Dillingen meldet sich zum Rathaus-Brand in einer Presseerklärung zu Wort.  Die Erklärung im Wortlaut.

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