Die Szene ist beispielhaft für die Stimmung bei dieser Nachprimiz: Neupriester Florian Stadelmayr spricht vor dem Einzug in die Dillinger Basilika kurz zu den Ministranten. „Zeigen wir, dass wir fröhliche Menschen sind“, sagt der 32-Jährige zu den Minis. In der Messfeier ist dann in der Tat viel von dieser Heiterkeit zu spüren. Mehrere hundert Gläubige in der voll gefüllten Basilika empfangen Stadelmayr am Samstagabend herzlich. „Ich freue mich, in meiner zweiten Heimat zu sein“, sagt der Geistliche aus Sandizell, der dort am Sonntag voriger Woche, umringt von etwa 2000 Menschen, seine erste heilige Messe gehalten hat. Die Nachprimiz in Dillingen ist für den Neupriester ein weiterer Höhepunkt. Stadelmayr fliegen die Herzen zu, die Gläubigen empfangen ihn mit Beifall.
Herzliche Begrüßung durch Dillinger Stadtpfarrer Wolfgang Schneck
„Sei herzlich wieder in Dillingen willkommen“, sagt Stadtpfarrer Wolfgang Schneck. Mit ihm und Stadelmayr stehen die Geistlichen Ottmar Kästle, Simon Fleischmann, Hermann Danner und Diakon Xaver Käser am Altar. Auch kirchenmusikalisch ist die Nachprimiz etwas Besonderes. Der Basilikachor singt unter der Leitung von Axel Flierl Stefan Nerfs „Mass for God’s People“. Und Stadelmayr formuliert in seiner Predigt – ausgehend von seinem Primizspruch „Gott unter uns im Gewand des Menschen“ eine klare Botschaft für die versammelten Christen. Jeden Menschen gebe es nur ein Mal auf dieser Welt. Und alle Menschen hätten eines gemeinsam. „In jedem und in jeder von uns wohnt Gott“, betont der Seelsorger. „Und weil Gott in jedem von uns wohnt, müssen wir jedem Menschen – egal welcher Abstammung, Orientierung und Religion – mit Anstand und Respekt begegnen.“ Stadelmayr zieht deshalb den Umkehrschluss, dass niemand ausgegrenzt werden dürfe. „Wenn wir das tun, grenzen wir Gott aus“, mahnt der Neupriester.
Der 32-Jährige erinnert an seine Erfahrungen, die er als Heilerziehungspfleger bei Regens Wagner in Hohenwart gemacht hat. „Unsere Menschen mit Behinderung sind so kostbare Menschen“, sagt Stadelmayr. Sein Primizspruch „Gott unter uns im Gewand des Menschen“ sei für ihn Auftrag in seinem priesterlichen Dienst. „Ich möchte Jesus repräsentieren“, betont er. Und zeigen, dass die Kirche trotz ihrer Krisen „eine lebendige, lebensbejahende und bunte Kirche ist“. Sein Anspruch als Priester müsse es sein, jeden Menschen so zu behandeln, als ob Gott vor ihm stünde. „Ist mein Primizspruch nur für mich gültig?“, fragt Stadelmayr am Ende seiner Predigt und fordert die Katholiken auf: „Gebt euch selbst eine Antwort! Amen.“
Stadelmayr wird in Dillingen immer noch sehr geschätzt
Wie sehr Stadelmayr nach seiner zweijährigen Dillinger Zeit in der Pfarreiengemeinschaft geschätzt wird, kommt am Ende der Nachprimiz zum Ausdruck. Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz sagt: „Wir sind sehr stolz auf Sie und dankbar für Ihr Wirken in unserer Stadt.“ Es sei spürbar, dass Stadelmayr mit seiner Berufung angekommen sei. Der Pastoralratsvorsitzende der Pfarreiengemeinschaft Dillingen, Christoph Balzer, dankt Stadelmayr dafür, dass er in einer Zeit großer Irrungen und Wirrungen der Kirche den Mut gehabt habe, Priester zu werden. „Das ist ein Zeichen dafür, dass er Gott als Reichtum in seinem Leben entdeckt hat“, sagt Balzer.
Für einen kurzen Augenblick weicht bei einigen Gottesdienstbesuchern die Heiterkeit, als der Neupriester die CSU-Ikone Franz Josef Strauß mit dem Spruch „Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts“ zitiert. Zumindest erweitert Stadelmayr den Strauß-Spruch um ein „liebend seitwärts“. Wer anderen mit Liebe begegnen kann, sei der glücklichste Mensch auf der Welt.
Nach dem Auszug überreichen Grundschulkinder aus Schretzheim und Kicklingen Stadelmayr in der Klosterkirche Rosen. Anschließend lassen Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft den Neupriester bei einem Empfang im Stadtsaal hochleben. Der Dillinger Arnold Krebs, der die Nachprimiz mitgefeiert hat, fällt ein eindeutiges Urteil: „Florian Stadelmayr sollte in Dillingen bleiben, als zweiter Mann neben Stadtpfarrer Schneck.“ So sieht es auch Johanna Ihle. „Mir gefällt seine Art“, sagt die Dillingerin. Es sei schade, dass Stadelmayr geht. Im September tritt der Neupriester seine Kaplanstelle in Weilheim an. Im August wird der 32-Jährige aber noch für eine Woche in seiner zweiten Heimat Dillingen aushelfen.
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