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Dillingen: Marzipan: Von der teuren Arznei zur süßen Nascherei

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Marzipan: Von der teuren Arznei zur süßen Nascherei

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    Marzipan – ein weiteres uraltes Rezept aus dem Dillinger Rezeptbuch von Balthasar Staindl – nachgebacken von Stadtarchivarin Felicitas Söhner. Das Bild zeigt ein Detail, das es 1544, als das Rezeptbuch erschien, in Mitteleuropa noch nicht zu finden gab: die Rosskastanie.
    Marzipan – ein weiteres uraltes Rezept aus dem Dillinger Rezeptbuch von Balthasar Staindl – nachgebacken von Stadtarchivarin Felicitas Söhner. Das Bild zeigt ein Detail, das es 1544, als das Rezeptbuch erschien, in Mitteleuropa noch nicht zu finden gab: die Rosskastanie. Foto: Jan Koenen/Stadt Dillingen

    In gut vier Wochen ist Weihnachten – und vorher werden noch Plätzchen gebacken. Seit wenigen Tagen ist das neue Zuckerguss-Magazin mit vielen passenden Rezepten erhältlich. Eine Zutat, die da häufig vorkommt, ist Marzipan. Und das kann man auch selbst machen.

    Das Dillinger Stadtarchiv hat uns einen weiteren kulinarischen Beitrag in der Wissens-Serie „Fundstück des Monats“ zur Verfügung gestellt: Es geht um ein altbewährtes Gericht unserer Heimatküche aus dem historischen Kochbuch des Dillingers Balthasar Staindl. Dies passt gut zur Adventszeit, die jetzt vor der Tür steht und mit zahlreichen kulinarischen Genüssen lockt. Eine beliebte Nascherei ist dabei schon seit vielen Jahrhunderten das Marzipan. Auch der Dillinger Balthasar Staindl hat in seinem vor fast 500 Jahre erschienenen Kochbuch bereits ein Rezept hierzu verfasst. Die Dillinger Stadtarchivarin Felicitas Söhner hat dieses herausgesucht und nachgebacken.

    Früher war Marzipan nahezu unbezahlbar

    Bereits in der Antike empfahl der persische Arzt Rhazes (850 bis 923) das Gemisch aus Mandeln und Zucker als heilsam. Vermutlich mit den Kreuzrittern und Kaufleuten kam das Rezept nach Europa und wurde bis in die Frühe Neuzeit hinein von Apothekern in Kleinstmengen hergestellt. Ärzte berichteten von erfolgreichen Marzipantherapien und der anregenden Wirkung. Doch außerhalb der Fürstenhöfe war das Marzipan kaum anzufinden, da es wegen der kostbaren Zutaten nahezu unbezahlbar war. Der Zucker wurde aus Indien importiert, die Mandeln aus dem Mittelmeerraum. Und auch Honig war nicht unbegrenzt verfügbar. Söhner erläutert: „Dass Staindl das ‚Marcipan‘ in seinem Bürgerlichen Kochbuch veröffentlichte, dokumentiert auch einen gesellschaftlichen Wandel.“ Denn in dieser Zeit, Mitte des 16. Jahrhunderts, entwickelte sich die Süßspeise langsam vom sündhaft teuren Medikament hin zu einem zunächst noch luxuriösen Genussprodukt. Doch mit zunehmender Erschwinglichkeit der Zutaten konnte Marzipan nun immer häufiger auch von einfachen Bürgern als wertvolles Konfekt zu besonderen Anlässen und repräsentativen Feiern gereicht werden.

    Neben diesem kulinarischen „Schmankerl“ lagern im Dillinger Stadtarchiv zahlreiche weitere Schätze. Stadtarchivarin Söhner ist es ein wichtiges Anliegen, diese besonderen Stücke für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Im Rahmen des „Stadtarchiv-Blogs“ werden regelmäßig spannende Einblicke in die Bestände des Archivs gewährt und ausgesuchte Exponate gezeigt. „Ob Urkunden, Fotos, Plakate, Verträge oder Briefe – die Vielfalt macht den Reiz der vorgestellten Exponate aus“, so die Dillinger Archivarin. (pm, dz)

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