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Dillingen: Lebenshilfe-Familie verabschiedet ihren Kapitän

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Lebenshilfe-Familie verabschiedet ihren Kapitän

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    Die Lebenshilfe Dillingen hat ihren Geschäftsführer Johann Uhl (Dritter von rechts) verabschiedet. Ihm dankten (von links) Ehrenvorsitzender Johann Kabrhel, stellvertretende Bundesvorsitzende Monika Haslberger, Landtagspräsidentin Barbara Stamm (rechts) und Vorsitzender Helmut Holland. Gerti Uhl, die Frau des Gremheimers, erhielt Blumen.
    Die Lebenshilfe Dillingen hat ihren Geschäftsführer Johann Uhl (Dritter von rechts) verabschiedet. Ihm dankten (von links) Ehrenvorsitzender Johann Kabrhel, stellvertretende Bundesvorsitzende Monika Haslberger, Landtagspräsidentin Barbara Stamm (rechts) und Vorsitzender Helmut Holland. Gerti Uhl, die Frau des Gremheimers, erhielt Blumen. Foto: Veh

    Den Anfang machte ein Zufall. Als Johann Kabrhel, der frühere Geschäftsführer der Lebenshilfe Dillingen, vor etwa 21 Jahren bei dem damaligen Sparkassenmitarbeiter Johann Uhl anrief, gratulierte ihm der Banker dazu, dass er einen Nachfolger gefunden habe. Kabrhel entgegnete Uhl, dass dies wohl ein Gerücht sei. Und sagte zu dem Sparkassenmitarbeiter: „Sie haben immer noch die Chance, sich zu bewerben.“ Der Rest ist Geschichte.

    Es ist ein großer Abschied, den Uhl am Freitagabend in der Mehrzweckhalle der Lebenshilfe Dillingen feiert. Die Bühne ist wie ein „Lebenshilfe-Schiff“ gestaltet. Etwa 300 Gäste sind gekommen, um den „Kapitän“ zu verabschieden. Die Combo Blas den Blues und die Band Muscht du habba spielen auf. Und der Vorsitzende der Dillinger Lebenshilfe, Helmut Holland, ist vom Zuspruch überwältigt. „Eine Riesen-Familie feiert ein großes Fest“, sagt Holland und stellt fest, dass Uhls Geschäftsführung „eine gute Zeit“ für die Lebenshilfe gewesen sei. Die Förderstätte und mehrere Häuser, unter anderem auch in Wertingen, seien eingeweiht worden. Es gebe inzwischen den CAP-Markt in Lauingen und das Cafesito in Dillingen. Die Zahlen der betreuten Menschen und Mitarbeiter habe sich in etwa verdoppelt. Und am Ende seines Wirkens habe Uhl noch ein Großprojekt auf den Weg gebracht - das Haus für Menschen mit Autismus in der ehemaligen Krankenhauswäscherei.

    In einer Gesprächsrunde auf der Bühne erinnern Lebenshilfe-Ehrenvorsitzender Johann Kabrhel, Landrat Leo Schrell, Oberbürgermeister Frank Kunz, Architekt Josef Schuster, Landtagsabgeordneter Georg Winter und Bezirksrat Johann Popp an Uhls Wirken. Der Gremheimer habe Firmenchefs klargemacht, „dass sie mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung eine wichtige Aufgabe erfüllen“, sagt Popp.

    In einer zweiten Runde sprechen Meiko Hitzler, die 2. Vorsitzende der Dillinger Lebenshilfe, Marie-Luise Hartmann, der Geschäftsführer der Lebenshilfe Donau-Ries, Günter Schwendner, Silvia Lemeunier (Werkstattrat) und die Betriebsratsvorsitzenden Ute Tögel und Winfried Jaumann. Die Abschiedsworte gehen zu Herzen. Jaumann kündigt an, über den alten Chef herzuziehen, tut aber das Gegenteil. „Eigentlich haben wir immer gewusst, was wir an Ihnen haben.“

    Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Vorsitzende der Lebenshilfe Bayern, ist angetan. „Es ging uns sehr nahe, wie der Chef hier geschildert wurde.“ Auch als Landesschatzmeister sei Uhl „ein großer Schatz“. Ihm hätten die Menschen am Herzen gelegen. Stamm fordert angesichts der aktuellen Diskussion im Bundestag dazu auf, wachsam zu sein. „Wir dürfen nicht wieder in eine Debatte reinkommen, was lebenswertes und nicht lebenswertes Leben ist“, sagt Stamm und betont: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Hintergrund von Stamms Warnung dürfte die heftig kritisierte Anfrage der AfD im

    Die stellvertretende Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenhilfe, Monika Haslberger, überreichte Uhl die goldene Ehrennadel der Bundesvereinigung. Als Visionär habe Uhl konsequent das Ziel verfolgt, Menschen mit Behinderung dauerhaft in Arbeit zu bringen. Der Geschäftsführer habe die Zahl der Arbeitsplätze auf mehr als 400 gesteigert. Der 65-Jährige erhält sogar eine Ehrung der polnischen Stadt Kalisz. Die Dillinger Lebenshilfe unterhält eine Partnerschaft mit der dortigen Stiftung für Behinderte. Die Auszeichnung übergeben Sozialamtsleiterin Eugenia Jahura und Stiftungspräsident Stanislaw Bronz.

    Das furiose Finale des dreieinhalbstündigen Programms läutet die Theatergruppe der Lebenshilfe ein. Zum Udo-Lindenberg-Song „Sonderzug nach Pankow“ und dem abgewandelten Ohrwurm „Mit 65 Jahren, da fängt das Leben an“ findet der Kapitänswechsel auf dem Lebenshilfe-Schiff statt. Sänger Johann Bertl und seine Crew geben alles, erhalten Standing Ovations - und Johann Uhl übergibt schließlich die Kapitänsmütze an seinen Nachfolger Dominik Kratzer. Dann übergibt Uhl seiner Frau Gerti einen Strauß mit 22 Rosen - eine für die Zeit vor seinem Amtsantritt, 20 für die zurückliegenden Geschäftsführerjahre, und eine für die Zeit, in der er sich künftig noch für die Lebenshilfe engagieren will. Der Wechsel zur Lebenshilfe sei für ihn eine Währungsumstellung gewesen, sagt der frühere Banker. „Dort hat man mit einer anderen Währung bezahlt - Gefühle, Freude, Herzlichkeit.“ Kratzer würdigt am Ende die große Lebensleistung seines Vorgängers. Nicht der Beginn werde belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten, sagt Kratzer in Anlehnung an Katharina von Siena. Uhl habe nie aufgegeben, sondern durchgehalten zum Wohle der vielen Menschen in der Lebenshilfe.

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