Bisher ist er geräuschlos verlaufen: der Bau des Hauses der Wirtschaft. Im September soll das Acht-Millionen-Projekt in der Nähe des Dillinger Bahnhofs eingeweiht werden. Die IHK-Akademie Schwaben wird dort auch ihr regionales Bildungszentrum eröffnen. Und der Höchstädter Unternehmer Alexander Kollmann hätte in diesem Neubau gerne von seiner Firma produzierten Werkzeugschränke stehen sehen.
Kollmann: "Ich bin ratlos und enttäuscht"
Der 47-Jährige ist Geschäftsführer der Firma Lokoma, und der frühere Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren war auch Mitglied der IHK-Regionalversammlung Dillingen. Jetzt hat Alexander Kollmann aber seinen Austritt aus dem 27-köpfigen Unternehmerparlament erklärt. „Ich bin ratlos und enttäuscht“, sagt der Höchstädter.
Grund für die Verärgerung ist die Ausschreibung für die Einrichtung der modernen Werkstatt im Bildungszentrum. Das Höchstädter Unternehmen Lokoma mit seinen rund 50 Mitarbeitern produziert Werkbänke, Werkzeugschränke und Regalsysteme. Als die Planung vorlag, habe er der Industrie- und Handelskammer sofort signalisiert, dass seine Firma die Werkstatteinrichtung übernehmen wolle, sagt Kollmann. Die Ausschreibung sei aber dann so gemacht worden, dass sein Unternehmen aufgrund der Maße nicht habe zum Zug kommen können. Die IHK habe eine Schrankabmessung 500 mal 500 mal 750 Millimeter (Breite x Tiefe x Höhe) gefordert, Lokoma produziere aber in den Maßen 502 mal 540 mal 1000 Millimeter. „Die Ausschreibung war so, dass wir mit unserem Angebot keine Chance hatten“, sagt Kollmann. Es gehöre sich aber, „dass man einem regionalen Produzenten vor Ort die Chance gibt, dass er anbieten kann“. Wenn er zu teuer gewesen wäre, hätte er dies „ganz klar akzeptiert“, betont der Firmenchef. So sei jetzt ein Konzern zum Zuge gekommen.
Für die Höchstädter Firma wäre das eine Werbung gewesen
„Das ist für mich eine große Enttäuschung“, sagt Kollmann. Es gehe gar nicht einmal um die Auftragssumme für die Werkzeugschränke und Werkbänke, sondern ums Prestige. Denn die Lernenden in der IHK-Akademie hätten die Produkte der Firma Lokoma gesehen. „Für uns wäre das eine Werbung gewesen“, sagt Kollmann. Die Industrie- und Handelskammer beschwöre wortreich die Regionalität, das Handeln stimme aber nicht mit diesen Reden überein, klagt Kollmann.
IHK-Regionalvorsitzender Ludley widerspricht
Dies weist der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Dillingen, Gregor Ludley, entschieden zurück. „85 Prozent der Aufträge für das Haus der Wirtschaft sind an Firmen in einem Umkreis von 100 Kilometern vergeben worden“, betont Ludley. Die IHK habe sehr auf die Karte Regionalität gesetzt. Er bedauere, dass die Firma Lokoma nicht zum Zuge gekommen sei, sagt Ludley. Er habe versucht, seinem Höchstädter Unternehmerkollegen Kollmann den Austritt aus der Regionalversammlung auszureden. Bisher vergeblich. Bei der Ausschreibung seien die Maße so genommen worden, wie es das Gebäude vorgibt.
IHK-Regionalgeschäftsführerin Bettina Kräußlich weist darauf hin, dass nach dem öffentlichen Vergaberecht so ausgeschrieben werden muss, dass möglichst viele Bieter eine Chance haben. „Und wir müssen das ausschreiben, was wir brauchen“, sagt Kräußlich.
Firmen aus der Region sollen beim Haus der Wirtschaft zum Zuge kommen
Die Schränke in der Werkstatt müssten unter die Fenster passen, Kabelkanäle dürften nicht verdeckt werden. Dass die Ausschreibung so formuliert worden sei, um jemanden auszuschließen, sei nicht richtig. Die IHK, so Kräußlich, habe großes Interesse, dass Firmen aus der Region beim Haus der Wirtschaft in Dillingen zum Zuge kommen.
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