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Dillingen: Hier ist St. Martin Familiensache

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Hier ist St. Martin Familiensache

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    Herbert Hutter aus Hausen (Zweiter von links) kümmert sich seit 45 Jahren um die Aufführung des Martinsspiels. Unser Foto zeigt ihn beim Martinsumzug am Freitagabend in Schretzheim – zusammen mit seinem Pferd Maico und den Enkeln Anja Spengler (St. Martin) und Lucas Marx (Bettler).
    Herbert Hutter aus Hausen (Zweiter von links) kümmert sich seit 45 Jahren um die Aufführung des Martinsspiels. Unser Foto zeigt ihn beim Martinsumzug am Freitagabend in Schretzheim – zusammen mit seinem Pferd Maico und den Enkeln Anja Spengler (St. Martin) und Lucas Marx (Bettler). Foto: Karl Aumiller

    Die Worte des Martinsspiels, die in diesen Tagen wieder überall in der Region zu hören sind, hat der Hausener Herbert Hutter verinnerlicht. Als der heilige Martin, wie es die Legende erzählt, den Bettler sieht, sagt er: „Was soll ich dir geben? Mein ganzes Geld hab ich zu den Armen getragen, und das Reitersgewand gehört dem Kaiser, das kann ich dir nicht geben.“ Und dann kommt es zur berühmten Mantelteilung, die um den Martinstag am 11. November auch im Landkreis in fast allen Pfarreien nachgespielt wird. Hutter zitiert die Worte der heiligen Martin, die ihn immer noch berühren: „Aber der Mantel gehört mir, den will ich mit dir teilen. Hier hast du ein Stück.“

    "Ein paar Mäuler voll Schnaps" vor dem Auftritt genommen

    Als Herbert Hutter vor 45 Jahren erstmals als St. Martin in Schretzheim im Einsatz ist, verläuft die Angelegenheit allerdings nicht so reibungslos wie gedacht. Für die Premiere hat sich der Hausener einen Souffleur besorgt. Und weil es kalt ist und die Kinder mit ihren Laternen vor dem Umzug noch etwas auf sich warten lassen, habe ihm sein Begleiter ein Schnäpschen angeboten. „Ich war sehr aufgeregt und hab dann halt ein paar Mäuler voll genommen“, erinnert sich Hutter. Zu viel Schnaps jedenfalls. Als Hutter als St. Martin bei der Mantelteilung den ersten Satz gesprochen hat, kommt er auf einmal ins Stocken. „Ich wusste nicht weiter, und mein Souffleur konnte mir nichts einsagen, weil er vor Aufregung stotterte.“ Tochter Andrea Spengler, die später den Bettler gespielt hat, kann sich heute noch an diese Situation erinnern. „Es war peinlich, Papa wusste nicht weiter“, sagt sie am Freitagabend beim Martinsumzug des Kindergartens in Schretzheim unserer Zeitung.

    "Für mich ist es dann das letzte Mal"

    Das änderte aber nichts daran, dass Herbert Hutter als heiliger Martin in Dillingen Karriere machte. Inzwischen spielt er aber nicht mehr den Heiligen, das erledigt mittlerweile seine Enkelin Anja Spengler. Und der Bettler ist sein Enkel Lucas Marx. Früher war auch Tochter Patricia Marx als St. Martin auf dem Schimmel. Am Freitagabend kam die Familie mit Wallach Maico zum Martinsspiel nach Schretzheim, heute geht es nach Donaualtheim und Hausen, am Dienstag ist der Kindergarten Schlesienstraße an der Reihe. Und am Mittwoch ist das Finale in der Dillinger Kernstadt. „Für mich ist es dann das letzte Mal“, sagt Hutter. Der Grund: Schimmel Maico ist 30 Jahre alt. Am Vatertag sei der Wallach vorne eingebrochen und auf einem Feldweg liegengeblieben. Ein neues Pferd an die Aufgabe heranzuführen, sei aufwendig. „Ein Gaul muss tausendprozentig zuverlässig sein.“ Hutter ist glücklich, dass in all den Jahren „nie etwas passiert ist“. Er habe aber immer darauf geachtet, dass ein Fluchtweg vorhanden ist.

    Wenn die Kinder Martinslieder singen, packt es ihn innerlich

    Der Hausener kennt das Martinsspiel auswendig. „Wenn die Kinder mit Freude Martinslieder singen, dann packt es mich innerlich“, sagt Hutter, der Bäcker gelernt und später 27 Jahre lang im Dillinger Geschirrspülerwerk gearbeitet hat. Der 70-Jährige hält nicht nur Pferde, er hat auch sechs Kutschen – und eine Vorliebe für Schimmel. Das erste Pferd habe seine Frau Hermine bezahlt, sagt Hutter dankbar.

    Lässt sich Hutter noch umstimmen?

    Am Freitagabend in Schretzheim verläuft alles routiniert. Nach der Andacht in der Pfarrkirche, in der Buben und Mädchen des Schretzheimer Kindergartens an das Schicksal von Flüchtlingen erinnert haben, spielen Bläser der Dillinger Stadtkapelle Martinslieder wie „Laterne, Laterne“. Hutter führt Maico zum Platz beim Feuerwehrhaus, auf dem das Martinsspiel aufgeführt wird. Kinder, Eltern und Großeltern verfolgen das Schauspiel. „Ich finde es schön, wenn Kindern auf diese Weise Werte vermittelt werden“, sagt Vater Alexander Spengler. Am Ende dankt die stellvertretende Kindergartenleiterin Beate Weber Herbert Hutter für seine Martins-Mission in den vergangenen 45 Jahren. Und wer weiß, vielleicht lässt sich der Hausener doch noch bewegen, das Martinsspiel weitere Jahre mit einem neuen Schimmel mitzugestalten.

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