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Dillingen: Fridays for Future: 300 Demonstranten ziehen durch Dillingen

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Fridays for Future: 300 Demonstranten ziehen durch Dillingen

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    Niklas Zöschinger (mit Megafon), führt die Fridays-for-Future-Demonstration durch die Dillinger Innenstadt an.
    Niklas Zöschinger (mit Megafon), führt die Fridays-for-Future-Demonstration durch die Dillinger Innenstadt an. Foto: Mathias Schadl

    Die zweite Fridays-for-Future-Demo hat in Dillingen eine Menge Menschen auf die Straße gelockt. Die Polizei schätzt, dass sich knapp 300 Menschen dem Demozug, der am Stadtsaal begann und über Rosen-, Kapuziner-, und die Königstraße führte, angeschlossen haben. „Ein bisschen mehr“, meint Niklas Zöschinger, der die Proteste im Landkreis ins Leben gerufen hat. 350 seien es bestimmt, eher mehr. Er ist auf jeden Fall „sehr zufrieden“. „Klar, es geht immer mehr. Aber dafür, dass die Bewegung hier erst zum zweiten Mal ist, ist das sehr gut.“ (Lesen Sie hier zur ersten Demo: Fridays for Future: So lief die Klima-Demo in Dillingen)

    Auch Erwachsene beteiligen sich an der Dillinger Klimademo

    Unter den Menschen sind dieses Mal auch einige Erwachsene. Anders als bisher hat die lokale Fridays-fot-Future-Bewegung jetzt auch alle Arbeitnehmer aufgerufen, sich zu beteiligen (Lesen Sie dazu: Klimaschutz im Landkreis Dillingen soll keine „Kindersache“ bleiben). Wolfgang Kränzle aus Wittislingen ist diesem Aufruf gefolgt. „Weil ich denke, meine Generation hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir in dieser Misere stecken“, erklärt er. „Wir haben es Wohlstand genannt.“ Inzwischen sei der Punkt erreicht, wo man nicht mehr so weitermachen könnte.

    Die Fridays-for-Future-Bewegung fordert mehr Klimaschutz und eine massive Reduktion der Emissionen. „Kohlestopp – hopp, hopp, hopp“, skandieren die Demonstranten auch in Dillingen. Die Bewegung will den Kohleausstieg bis 2030 (hier geht es zu den Forderungen der FFF-Bewegung.)

    Bisher gibt es in Deutschland lediglich eine Vereinbarung für einen Ausstieg bis 2038. Der lokale Ableger hat auch ein regionales Ziel: Dass der Klimanotstand im Kreistag ausgerufen wird. Ein Antrag wird demnächst im Umweltausschuss behandelt.

    Geht es ums Klima oder ums Schuleschwänzen? Demonstranten antworten

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    Foto: Mathias Schadl

    Nun wird im Zusammenhang mit den Demos immer wieder der Vorwurf laut, dass es den Schülern nicht wirklich ums Klima gehe. Auf Facebook gibt es Kommentare, die nahelegen, dass das eigentliche Ziel doch das Schuleschwänzen sei.

    Tatsächlich ist es 12 Uhr, als sich die jungen Demonstranten vor dem Stadtsaal versammeln. Müssten die Jugendlichen, die hier ihre Plakate präsentieren, nicht eigentlich die Schulbank drücken?

    Ein Teil ist mit Erlaubnis hier. Da sind zum Beispiel Kinder und Jugendliche der Wertinger Montessori-Schule, die erklären, dass bei ihnen der Unterricht extra früher beendet wurde, damit sie an der Demo teilnehmen können. Zwei Zwölfjährige ärgern sich, dass viele Mitschüler die Chance nicht genutzt haben, und zu Hause geblieben sind. Aus Wertingen sind zwei Busse zur Demo nach Dillingen gefahren. Eine 17-Jährige von der gleichen Schule sagt, bei ihr seien etwa drei Viertel der Klasse gekommen. „Wir streiken in der Freizeit“, betont eine 18-Jährige, die bald studieren will.

    In einer Gruppe 14- und 15-jähriger Mädchen räumt eine Jugendliche ein: „Klar können manche schwänzen.“ Die, denen es nur darum gehe, nicht in die Schule zu gehen, seien aber nicht auf der Demo. „Ich gehe doch nicht zu Fridays for Future, um zu schwänzen“, erklärt sie. Und überhaupt, die letzte Demo in Dillingen habe erst nach Schulschluss begonnen. Andere Jugendliche treffen am Freitag mit einer kurzen Verspätung vor dem Stadtsaal ein, weil sie kurz nach 12 Uhr Schulschluss hatten.

    Unter den Demonstranten sind aber auch viele Jugendliche, die eigentlich Unterricht hätten und stattdessen in den Klimastreik getreten sind. Die Schulen gehen damit sehr verschieden um. „Am Sailer gibt es jetzt verschärfte Verweise“, erklären drei Schülerinnen. Deswegen seien von dem Dillinger Gymnasium nur wenige gekommen.

    Warum die Jugendlichen zur Demo nach Dillingen gekommen sind

    Ein anderer oft gehörter Vorwurf, ist, dass die Demonstranten gar nicht wüssten, worum es geht. Bei Detailfragen wird es tatsächlich eng. Für wann der Kohleausstieg aktuell vereinbart ist, weiß zum Beispiel keiner der zufällig befragten. Auch was genau der Klimanotstand ist, können sie nicht erklären. Ein paar 16- und 17-jährige Bona-Schülerinnen räumen ein, dass sie sich mit den Details nicht gut auskennen. Aber es gehe um „das Grundsätzliche“, sie wollen „für die Umwelt kämpfen und demonstrieren“.

    Eine 17-Jährige sagt, dass es – soweit sie weiß – noch 20 Jahre bis zum Kohleausstieg sind. Auf jeden Fall dauere es zu lang. Solche Themen müssten jetzt dringend angegangen werden, und zwar ohne Ausreden. Viele Politiker hätten den Klimaschutz inzwischen aufgenommen, aber eher als Wahlkampfthema. „Den Worten müssen jetzt Taten folgen“, sagt sie.

    Eine Frage, auf die ausnahmslos alle eine Antwort haben, ist die, warum sie gekommen sind. „Weil wir die Umwelt schützen wollen“, erklärt ein Zwölfjähriger. Man müsse „mehr auf Ökostrom umstellen“, und zwar „so schnell wie möglich“. „Ich will, dass sehr schnell sehr viel in die Maßnahmen zum Klimaschutz investiert wird“, sagt eine 17-Jährige. „Wir sind hergekommen, um zu zeigen, wie viele sich für das Klima einsetzen“, erklärt eine 15-Jährige. Wichtig sei ihr auch zu zeigen, was man selber machen kann: „Mit dem Fahrrad oder Bus fahren.“

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    Foto: Mathias Schadl

    Vor dem Stadtsaal stimmen Dillingens SPD-Vorsitzender Tobias Rief, die Grüne Kreisvorsitzende Heidi Terpoorten, Eva-Maria Springer von der V3-Partei die Demonstranten ein. Organisator Niklas Zöschinger ruft der Menge zu, der Bildungsminister habe gefragt, warum die Schüler mit den Streiks weitermachen, obwohl sie schon so eine große Öffentlichkeit haben. „Weil unser Ziel, der Klimaschutz, noch nicht erreicht ist“, sagt er unter dem Jubeln, Klatschen und Pfeifen der Mitstreiter.

    Auch in vielen anderen Städten und Gemeinden wurde demonstriert:

    Am Freitag wurde auch das Klimapaket der Bundesregierung vorgestellt:

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