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Dillingen: Eltern in Sorge: Sind Drogen im Landkreis Dillingen ein Problem?

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Eltern in Sorge: Sind Drogen im Landkreis Dillingen ein Problem?

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    Dieser Drogenfund stammt von einer Razzia im Unterallgäu – doch auch im Landkreis Dillingen werden Drogen nach Einschätzungen der Polizei verkauft.
    Dieser Drogenfund stammt von einer Razzia im Unterallgäu – doch auch im Landkreis Dillingen werden Drogen nach Einschätzungen der Polizei verkauft. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Wie aufgeklärt sind Jugendliche, wenn es um das Thema Drogen geht? Wie sieht es mit der

    Die Polizei geht davon aus, dass Drogen für den Tod der beiden verantwortlich waren. Noch ist unklar, welche Stoffe die Jugendlichen zu sich genommen haben. Im Umfeld der beiden fanden die Ermittler allerdings Amphetamine. Dabei handelt es sich um synthetische Drogen, die auch als „Speed“ bekannt sind.

    Das schreckliche Ereignis war beispielsweise auch Thema im Jugendcafé Dillingen. Davon berichtet Matthias Grätsch. Er ist Geschäftsführer bei SoViKo, unter anderem zuständig für den Höchstädter Treff 58 und das Dillinger Jugendcafé. Der 43-Jährige geht bei solchen Gesprächen auf die Jugendlichen ein und versucht, sie für die Gefahren von Drogen zu sensibilisieren. Er sagt: „Wir machen das nicht mit dem erhobenen Zeigefinger.“ Vielmehr gehe es darum, den Blick der Jugendlichen zu weiten und somit auch auf die Gefahren und Konsequenzen zu lenken. Für Grätsch steht außer Frage, dass Drogen bei den Jugendlichen ein Thema sind. Allerdings sei die Region sicherlich kein Drogenschwerpunkt.

    Heute sei es leichter, an Rauschmittel zu kommen - auch über das Internet

    Er habe den Eindruck, dass es mittlerweile leichter sei, an Drogen heranzukommen als noch vor zehn bis 15 Jahren. Außerdem habe die Bandbreite der angebotenen Stoffe zugenommen. Dabei denkt Grätsch an sogenannte „legal hights“, wie Kräutermischungen, die man übers Internet beziehen kann.

    Auch wenn Grätsch die Drogenproblematik in der Region nicht als dramatisch einschätzt, gibt es immer wieder Jugendliche, die Probleme bekommen. So hatte Grätsch beispielsweise in letzter Zeit ein Gespräch mit einem jungen Mann, der innerhalb kürzester Zeit in die Drogenszene abgerutscht war.

    Grätsch hat auch ein Jahr im Jugendvollzug gearbeitet. Er ist überzeugt, dass Marihuana oft die Einstiegsdroge für Jugendliche ist, die dann auch andere Suchtmittel ausprobieren wollen.

    Ähnlich wie ihr Kollege in Dillingen schätzt auch Julia Däubler vom Jugendhaus Wertingen die Lage ein. Auch hier seien Drogen in den Gesprächen der Jugendlichen ein Thema. Meist würden die Jugendlichen davon berichten, dass jemand aus dem Bekanntenkreis ein Drogenproblem habe. Nicht nur in den Jugendtreffs, sondern auch im Unterricht werden die Jugendlichen auf die Gefahren von Drogen aufmerksam gemacht.

    Spezielle Unterrichtsstunden, in denen das Problem besprochen wird

    An der Donau-Realschule Lauingen gibt es beispielsweise in der siebten und neunten Klasse spezielle Unterrichtsstunden dazu. Dabei setzt Schulleiterin Karin Leo auch auf die Zusammenarbeit mit externen Partnern, wie Mitarbeiter der Polizeiinspektion Dillingen, des Jugendamts oder des Café Connection der Suchtfachambulanz Donauwörth. Leo sagt: „Leute, die aus ihrer Berufspraxis erzählen, sind authentischer.“ An ihrer Schule hätte es im vergangenen Jahr ein „Drogenproblem“ gegeben, das mit viel Fachkompetenz und begleitenden Maßnahmen schließlich gelöst werden konnte. Für Leo steht fest: In solchen Fällen muss die

    Dass die Region Dillingen und Wertingen hinsichtlich Drogen kein „Brennpunkt“ ist, das bestätigt die Polizei. Günther Hetz, Pressesprecher der Polizeiinspektion Dillingen, hat sogar den Eindruck, dass derzeit die Drogendelikte rückläufig seien.

    Dennoch gebe es auch in der Region Käufer und Verkäufer dieser Substanzen. Gerade die Kräutermischungen seien von 2013 bis 2015 stark konsumiert worden. Dies sei aber rückläufig. Harte Drogen und Amphetamine gebe es eher weniger. Der Konsum von Cannabisprodukten sei in den vergangenen Jahren fast gleich geblieben. Die Polizei versuche in Zusammenarbeit mit der Sicherheitswacht zu verhindern, dass Drogen-Brennpunkte entstehen.

    Ein Blick in die Statistik verrät, dass im Landkreis Dillingen im vergangenen Jahr 18 Rauschgiftdelikte mehr gemeldet wurden. Somit waren es insgesamt 199. Außerdem waren 2019 bei einer Razzia in Dillingen kiloweise Drogen beschlagnahmt worden.

    Im Bereich Nordschwaben starben im vergangenen Jahr acht Menschen an den Folgen des Rauschgiftkonsums, drei davon im Landkreis Dillingen. Häufig tritt der Tod durch eine Überdosis ein. Dr. Manuela Michl vom Dillinger Gesundheitsamt erklärt: „Eine Überdosis ist eine akute Vergiftung mit einer oder mehreren Substanzen.“

    Alkohol ist ebenfalls sehr gefährlich

    Es werde unterschieden zwischen legalen – am häufigsten missbrauchte Substanz ist der Alkohol – und illegalen Drogen, wie Cannabis, Kokain, Amphetamine und Opioide. Für viele Menschen impliziere „legal“, dass diese Drogen weniger gefährlich sind – was aber mitnichten der Fall sei. Besonders gefährlich ist laut Michl der Konsum von illegalen Drogen in Kombination mit Alkohol.

    Doch auf dem illegalen Drogenmarkt gibt es noch eine weitere große Gefahr für die Konsumenten. „Rauschdrogen werden oft mit Zusatzstoffen gestreckt, um einen größeren Gewinn zu erzielen“, sagt Michl. Meist seien diese Streckmittel die Ursache für teilweise lebensgefährliche Nebenwirkungen.

    Je nach Wirkstoffgruppe und dem beigemischten Zusatz treten bei einer Überdosis unterschiedliche Vergiftungserscheinungen auf, sagt Michl. Es kann zu einem Herzinfarkt mit Herz-Kreislauf-Versagen kommen, beispielsweise durch Erhöhung des Herzschlags, des Blutdrucks, der Körpertemperatur (etwa bei Stimulanzien wie Kokain, Methamphetaminen und Amphetaminen) oder bei manchen Drogen ein Nierenversagen. Ebenso ist ein Atemstillstand möglich, etwa bei Heroin. Auch eine Überhitzung, die nicht selten bei Ecstasy und Amphetaminen auftritt, kann laut Michl durch den starken Flüssigkeitsverlust tödlich enden.

    Gefährlich ist jedoch auch der für Erwachsene frei verkäufliche Alkohol. Bei einer Alkoholvergiftung kann es zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand kommen, sowie zum Ersticken am eigenen Erbrochenen, weil der Betroffene keine Schutzreflexe mehr hat, so die Medizinerin.

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