Im Grunde ist ein städtischer Haushalt immer ein nüchternes Zahlenwerk. Weil sich dahinter aber die Investitionen, die Gestaltungskraft eines politischen Gremiums und die finanzielle Leistungsfähigkeit einer Kommune verbergen, geben Etat-Redner in den Debatten meist alles. So auch am Montagabend, als der Dillinger Stadtrat im Festsaal des Schlosses einstimmig den Haushalt 2018 verabschiedet hat. Von einem „historischen Etat“ in der Geschichte Dillingens war dabei ebenso die Rede wie von einem Triple, das die Kreisstadt in diesem Jahr schaffen werde.
Der Dillinger Haushalt hat in der Tat erstmals ein Gesamtvolumen von 50,5 Millionen Euro, 3,5 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr. Oberbürgermeister Frank Kunz sprach zufrieden von einer „rundum soliden Gesamtentwicklung“. Die Schulden könnten weiter auf 200000 Euro gesenkt werden – 2007 waren es noch 6,9 Millionen Euro. Dillingen könnte einen laufenden KfW-Kredit kündigen und stolz seine Schuldenfreiheit präsentieren. „Vor dem Hintergrund der günstigen Kreditkonditionen wäre das aber reine Effekthascherei“, sagte der Rathauschef. Kunz nannte wichtige Investitionen wie den Neubau der Mittelschule, der Kinderkrippe in Schretzheim und des Parkhauses, das vom städtischen Kommunalunternehmen errichtet wird, den Zuschuss der Stadt für die neue Fachoberschule und die Ausweisung von Baugebieten in Steinheim, Fristingen und Kicklingen. Die familienfreundliche Politik Dillingens trage Früchte, die Einwohnerzahl der Kreisstadt ist im vergangenen Jahr auf 19142 gestiegen. Erstmals, so Kunz, finde sich im Etat ein Projekt, das gar nicht vorgesehen war: der Wiederaufbau des ausgebrannten Teils des Dillinger Rathauses. Am heutigen Mittwoch wird im Übrigen der Startschuss für die Wiedererrichtung des Dachstuhls gegeben. Obwohl das ein Rekord-Etat ist, lasse er noch einmal „Zeit zum Luftholen“, denn erst im kommenden Jahr werde es mit dem Dillinger Mega-Projekt, dem Neubau der Josef-Anton-Schneller-Schule (Kosten von etwa 23 Millionen Euro) richtig losgehen. Wie die anderen Redner dankte Kunz dem Kämmerer Michael Bregel für die Erstellung des Haushalts.
Umland-Fraktionschef Josef Kreuzer zog in seiner Rede eine Parallele zu den Triple-Träumen des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München. Mit dem Unterschied, dass Dillingen seine drei großen Ziele (Bau der Mittelschule und des Parkhauses sowie Wiederaufbau des Rathauses) mit Sicherheit schaffen werde. Die Errichtung des Parkhauses könne über das Kommunalunternehmen abgewickelt werden, den Wiederaufbau des Rathauses zahle die Versicherung. Und die Finanzierung des Mittelschul-Neubaus sei, wenn man auf die Rücklagen, den niedrigen Schuldenstand und die Haushaltsreste schaue, gesichert. Jeder Euro, den Dillingen für seine familienfreundliche Politik ausgebe, sei richtig investiert, sagte Kreuzer. Er nannte unter anderem den Bau der Schretzheimer Kinderkrippe und die Erschließung der Baugebiete als Beispiel. Kreuzer forderte Kunz auf, für die Wiederinbetriebnahme der Geburtshilfe an der Dillinger Klinik zu kämpfen. „Es wäre paradox, wenn in der kinder- und familienfreundlichen Stadt Dillingen kein Kind mehr geboren würde.“
CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Düthorn ging auf das Etat-Volumen von mehr als 50 Millionen Euro ein. „Das ist historisch. Und es spiegelt die gute Entwicklung wider, die wir in unserer Stadt seit vielen Jahren erleben“, sagte Düthorn. Durch Investitionen in die Infrastruktur, zahlreiche neue Feste und Veranstaltungen und den Fokus auf Familienfreundlichkeit und Bildung habe der Stadtrat Dillingen so attraktiv wie möglich gemacht. „Immer mehr Menschen entscheiden sich, zu uns zu ziehen oder eine Familie hier zu gründen“, sagte der CSU-Stadtrat. Der Neubau der Mittelschule und der Kinderkrippe in Schretzheim, die Förderung der Stadt für die neue FOS des Schulwerks und das neue Parkhaus neben dem künftigen Haus der Wirtschaft werden Dillingen Düthorns Worten zufolge noch anziehender machen.
Fraktionschef Albrecht Witte (SPD, FW, Grüne) zog folgendes Resümee zum Haushalt 2018: „Anders als befürchtet, besser als erwartet, erfreulicher als erhofft.“ Zu den erfreulichsten Ergebnissen zähle es, dass es gelungen sei, die Schulden weiter von 0,7 Millionen auf 200000 Euro zu senken. Gleichzeitig erhöhe Dillingen seine Rücklage von 4,8 auf 5,2 Millionen Euro. Die Stadt verfüge demnach über ein Kapitalvermögen von 5,0 Millionen. Witte erinnerte daran, dass für das Parkhaus ein Darlehen von 1,5 Millionen Euro nötig werde. Auch wenn es das Kommunalunternehmen baue, sei die Stadt Gewährsträger für die Kosten. Der Neubau der Mittelschule schlage 2019 mit sechs Millionen Euro zu Buche. Dieses Jahr sei deshalb „nur ein vorübergehendes Atemholen“. Witte forderte dringend eine Debatte, ob die Mittelschule als Passivhaus gebaut werden könne. Die Energieeinsparung amortisiere die Mehrkosten. Es gebe auch Gesprächsbedarf bei der Integration von etwa 500 Flüchtlingen, die in Dillingen leben, und einer Tages- und Kurzzeitpflege, die dringend notwendig sei. "Kommentar