Zahlreiche Dillinger Persönlichkeiten haben in den zurückliegenden Jahrhunderten mit ihrer Arbeit von sich Reden gemacht. Hierzu zählen unter anderem die Dillinger Franziskanerin Theresia Haselmayr und Regens Johann Evangelist Wagner, deren segensreiches Wirken heute in den nach ihm benannten Einrichtungen fortgeführt wird. Weltbekannt ist die Gesundheits-Lehre von Pfarrer Sebastian Kneipp, der in Dillingen studierte. Auch die Erfindung von Wilhelm Bauer, der gebürtig aus Dillingen stammt, genießt bis heute große Bekanntheit: das U-Boot. Und jedes Jahr zur Weihnachtszeit erklingt mit „Ihr Kinderlein kommet“ ein Lied aus der Feder von Christoph von Schmid, der ebenso mit Dillingen eng verbunden war. Nur einige Beispiele, die zeigen: Aus der Donaustadt kommen Innovationen, die die Jahrhunderte überdauern. Nicht sonderlich bekannt ist heute dagegen der Name „Balthasar Staindl von Dillingen“ – und das, obwohl auf ihn eine historische Besonderheit zurückgeht: das erste bekannte bürgerliche (nicht-höfische) Kochbuch im deutschsprachigen Raum. Nur wenig weiß man über den Autor. „Der Dillinger stand vermutlich in den Diensten der Fugger-Familie oder des Fürstbischofs“, so Dr. Felicitas Söhner, Leiterin des Dillinger Stadtarchivs. Mitte des 16. Jahrhunderts – vermutlich 1544 – erschien erstmals sein gesammeltes Werk, welches nahezu unverändert bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts immer wieder aufgelegt wurde. Im Dillinger Stadtarchiv befindet sich eine der raren Faksimileausgaben.
Felicitas Söhner berichtet: „Staindl wendete sich mit seinem Kochbuch an Männer und Frauen aus dem Bürgertum.“ Er teilte sein Werk nach Speisearten in acht Kapitel ein: „Mandel und Weinbeeren“, „Äpfel, Birnen und Kirschen“, „Eier und Milch“, „Fische und Stockfische“, „Fleisch, Wildbrät und Geflügel“, „Gebäck und Küchlein“, „Essig und Wein“ sowie „Suppen und Reis“. Ein Klassiker seines Buchs ist die „Saure Linsensuppe“. Das Rezept hierzu – welches sich etwa für den heutigen Gründonnerstag anbietet – wird so auch heute noch gekocht und ist auf Mittelaltermärkten sehr beliebt. Seine fast 500 Jahre merkt man dem Gericht keineswegs an. Im Gegenteil: Aufgrund seiner fleischlosen Rezeptur und (saisonalen) Produkten, welche allesamt in der Region erworben werden können, entspricht es voll dem modernen Zeitgeist.
Für das abgebildete Foto hat Felicitas Söhner das Rezept selbst nachgekocht und kann berichten: „Richtig lecker – auch für heutige Geschmäcker!“ Der Blick auf das historische Kochbuch von Balthasar Staindl ist der Startschuss für eine Serie mit dem Titel „Fundstück des Monats“.
Im Rahmen eines sogenannten „Blogs“ sollen regelmäßig spannende Einblicke in die Bestände des Archivs gewährt und ausgesuchte Exponate gezeigt werden. „Ob Urkunden, Fotos, Plakate, Verträge oder Briefe – die Vielfalt macht den Reiz der vorgestellten Exponate aus“, so die Dillinger Archivarin.
Im Internet
Auf folgender Internetseite kann die Präsentation der Fundstücke zudem nachgelesen werden: https://stadtarchivdillingen.wordpress.com