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Dillingen: Die Welt von Hildegard von Bingen heute

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Die Welt von Hildegard von Bingen heute

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    Hildegard von Bingen (Filmszene)
    Hildegard von Bingen (Filmszene) Foto: DPA, Symbolbild

    In seinem Hildegard-von-Bingen-Abend setzte der Katholische Akademikerkreis den Akzent einmal nicht darauf, ein gesellschaftlich oder kirchlich aktuelles Thema zur Sprache zu bringen und gedanklich zu durchdringen. Als Gast hatte er vielmehr eine Künstlerin engagiert, die Sängerin Ute Kreidler, bekannt für ihr Bestreben, mit Kompositionen der berühmten Äbtissin aus dem 12. Jahrhundert Herz und Sinne ihrer Zuhörerschaft zu gewinnen. Die Ankündigung ihrer Performance war so einladend, dass sich der Veranstaltungsort, die ehemalige Kapuzinerkirche füllte.

    Die ehemalige Kapuzinerkirche war als Veranstaltungsort fast idel

    Ute Kreidler gastierte in der ehemaligen Kapuzinerkirche.
    Ute Kreidler gastierte in der ehemaligen Kapuzinerkirche. Foto: Müller

    Der Raum mit seiner immer noch sakralen Atmosphäre war für die Entfaltung der Klanggestalten und die begleitende Licht-Installation fast ideal. Fast, denn die gesprochene Moderation erreichte die Hörerschaft nur in eingeschränktem Maß. Deshalb mussten sich die Themen der einzelnen Gesänge mitunter allein durch ihre musikalische Ausformung erschließen: die Anrufung und der Ruhm Gottes, die Erfahrung seiner Geistes- und Lebenskraft, aber auch Sphärenharmonie und Himmelsmusik, und nicht zuletzt das Lob Marias.

    Die herbe Schönheit von Hildegards Melodien

    Dies alles brachte die Interpretin eindringlich zur Geltung. Mit ihrer gut fokussierten, durchweg sauber intonierenden Stimme ließ sie die herbe Schönheit von Hildegards Melodien – übrigens in einem beachtlichen Tonumfang – aufleuchten. So machte sie deren Abkunft von der Gregorianik hörbar, akzentuierte aber auch die beinahe improvisatorisch wirkenden Koloratur-Elemente, mit denen sich die selbstbewusste, kreative Nonne von einer liturgisch orientierten Normierung der Musik erkennbar, wenn auch nicht gewaltsam gelöst hatte.

    Auch moderne Elektronik kam zum Einsatz

    Ähnlich behutsam ging Ute Kreidler bei der Bearbeitung von Hildegards Tonschöpfungen vor: Sie geleitete diese sozusagen mit fester Hand in unsere Gegenwart, ohne ihnen dabei ihre mittelalterliche Signatur zu nehmen. So sorgte sie immer für eine akustische Anmutung jener weiten Kirchen- oder Klosterräume, für die Hildegards Werke komponiert gewesen sein dürften. Dafür nahm sie, überlegt und dezent, moderne Elektronik zu Hilfe: für einen kathedralenhaften Nachhall, für Orgelpunkte, ostinate Begleitfiguren, Echos, akkordische Harmonien, aber etwa auch für Vogelgezwitscher. Nicht wenig mittelalterliche Farbigkeit brachte sie selbst ein: mit Harfen – gezupft und tänzerisch-rhythmisch geschlagen, mit Orgelpfeifen, mit Klangschale und Flöte. Und sie beeindruckte auch ganz einfach als Persönlichkeit durch ihre künstlerische und spirituelle Glaubwürdigkeit.

    Am Ende des Abends war es ihr, der eingetretenen Stimmung und dem großen Applaus nach, gelungen, ihrem Publikum eine echte „spirituelle Auszeit“ zu verschaffen und eine Ahnung von Hildegards Gottes-, Welt- und Menschenverständnis zu vermitteln.

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