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Dillingen: Das ist die Bereitschaftspraxis in Dillingen

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Das ist die Bereitschaftspraxis in Dillingen

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    Dr. Stephanie Gierer, Neurologin aus Dillingen, gehört auch zum Team von Ärzten, die in der neuen Dillinger Bereitschaftspraxis arbeiten. Doch viele Patienten wissen gar nicht, was das ist.
    Dr. Stephanie Gierer, Neurologin aus Dillingen, gehört auch zum Team von Ärzten, die in der neuen Dillinger Bereitschaftspraxis arbeiten. Doch viele Patienten wissen gar nicht, was das ist.

    Mitten im Dillinger Kreiskrankenhaus befindet sich eine Klinik: die sogenannte Bereitschaftspraxis. Sie ist eine eigenständige Ambulanz. Der ärztliche Bereitschaftsdienst kümmert sich um dringende Fälle, die nicht bis zum nächsten Tag warten können, um den Hausarzt aufzusuchen. Häufige Probleme sind fieberhafte Infekte bei Kindern und Erwachsenen, Zeckenbisse, Insektenstiche, Platzwunden, Prellungen, Harnwegsinfektionen, die Pille danach – das sind keine Notfälle, aber ein Arzt wird trotzdem gebraucht. Etwa, um ein Antibiotikum zu verschreiben. Wer die Telefonnummer 116117 wählt, erfährt genau, welcher Arzt sich wo seines Problems annimmt. Die 112 dagegen gilt nur für Notfälle.

    Stephanie Gierer hat auch Dienst in Dillingen

    Heute hat Dr. Stephanie Gierer Bereitschaftsdienst in Dillingen. Ein paar Stühle und eine Garderobe empfangen die Besucher hinter der Tür im Erdgeschoss des Dillinger Krankenhauses. Auf einem Tisch steht eine Wasserflasche samt Glas. Abfalleimer, Schirmständer, Grünpflanze. Am Ende eines kleinen Flures ein wuchtiger Tresen mit wichtigen Telefonnummern, Werbung für den Organspendeausweis und einem Schild, welche Apotheke heute Notdienst hat. Am Tresen werden die Patienten von einer Sprechstundenhilfe weiter ins Arztzimmer geschickt. Von dort geht es bei Bedarf weiter ins Behandlungszimmer, ins Labor oder zur Notaufnahme. „Man muss jeden Fall behandeln, jeder Patient ist ein Auftrag“, betont Gierer.

    Doch in der Regel ginge alles sehr schnell. 60 Patienten hat Gierer während eines Dienstes schon behandelt, das sei nicht viel. „In unserer Facharztpraxis für Neurologie muss und kann ich mir wesentlich mehr Zeit nehmen. In der Bereitschaftspraxis geht es aber um schnelle Lösungen, um die Basisversorgung.“ Wer Rückenschmerzen hat, braucht vielleicht ein Schmerzmittel; ein Harnwegsinfekt benötigt vielleicht ein Antibiotikum, Mütter von kleinen Kindern werden zu Durchfallerkrankungen beraten. Dagegen werden Unfallopfer in der Notaufnahme des Krankenhauses versorgt. Kernspintomografien oder Ultraschall-Untersuchungen gibt es in der Bereitschaftspraxis nicht. Gierer näht auch keine Platzwunden, sondern schickt die Patienten weiter zu den Spezialisten, ebenso wie Kinder mit einem fieberhaften Infekt. Gierer ist Neurologin. „Die Bereitschaftspraxis soll den Patienten nicht zum Ausweichen dienen statt eines Termins beim Hausarzt“, betont sie. Kommen sollten Patienten mit Problemen, die nicht warten können oder wenn sie unsicher sind. Manche kommen auf Geheiß ihres Hausarztes und kriegen eine Cortison- oder Antibiotikuminfusion auf Rezept.

    Rezept für ein Schmerzmittel

    Laut Kassenärztlicher Vereinigung sind es zurzeit vor allem Insektenstiche, Kreislaufbeschwerden, Allergien wie Heuschnupfen, die Sommergrippe oder Wunden nähen/klemmen/tackern oder pflastern, was in den Bereitschaftspraxen insgesamt behandelt wird.

    Ein älteres Pärchen betritt die Praxis. Er hat nur einen Schuh an, humpelt, klagt über große Schmerzen. Es ist Mittwochnachmittag, 17 Uhr. Die Praxis seines Hausarztes ist geschlossen, aber Dr. Gierer stellt ihm das benötigte Rezept aus, sodass er noch am gleichen Tag an ein Schmerzmittel kommt.

    Gierer liegt der neue Bereitschaftdienst. Früher gab es auch Bereitschaftsdienste. Alle Ärzte mit Kassenzulassung sind dazu verpflichtet. Doch früher dauerte der Dienst viel länger. Je nach Wochentag ab 18 oder 13 Uhr immer bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr, und von Freitagmittag bis Sonntagfrüh. Gierer erinnert sich an viele lange Nächte. Auch die anderen Kollegen im Dillinger Praxisnetz Pradix wollten kürzere Dienstzeiten. Am Wochenende ist die Bereitschaftspraxis in Dillingen nun von 9 bis 21 Uhr besetzt und mittwochs und freitags von 16 bis 21 Uhr. Außerhalb greift die Notaufnahme. „Ich finde es besser. Es sind kürzere Dienstzeiten und die sind abgeschlossen“, meint Gierer. Die Organisation mit den Kollegen am Tresen sei super, und die Arbeitszeiten auch. Heute hat sie den ganzen Vormittag in ihrer Facharztpraxis verbracht, hatte danach eine besondere Sprechstunde für Behinderte und trat dann direkt ihren Bereitschaftsdienst an.

    Einen Fahrdienst gibt es auch noch

    Parallel zum Arzt vor Ort im Dillinger Krankenhaus gibt es noch einen Fahrdienst. Das ist ein Kollege, der während der Bereitschaftszeiten die Patienten besucht, die es nicht ins Krankenhaus schaffen. „Er bekommt eine SMS mit Daten aufs Handy, kann den Patienten anrufen und nachfragen, ob der nach Dillingen kann oder ein Rettungswagen nötig ist“, erklärt die Ärztin. Das Einzugsgebiet des Fahrdienstes ist riesig: Neben den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries gehört auch ein Teil des Augsburger Landkreises bis Meitingen dazu. Außerdem muss dieser Kollege die Notfallversorgung beherrschen, befindet sich zur Behandlung dann in der Regel in einem Privathaushalt und weit weg vom Krankenhaus. Immerhin habe man jetzt immer einen medizinisch geschulten Fahrer dabei, anders als früher. Der Fahrdienst habe die ganze Nacht Bereitschaft. Doch mehr als acht Hausbesuche seien aufgrund der großen Distanzen kaum möglich. Wäre Telemedizin da keine Lösung? „Sie hat ihren Platz, aber kaum in der Notfallversorgung“, sagt Gierer. Doch gerade ihren Parkinsonpatienten, die teils von weit herkommen, würde sie den Aufwand, für eine Kontrolle in die Neurologische Praxis zu kommen, gerne ersparen. Die Telemedizin könnte da helfen, langjährige Patienten aus der Ferne zu sehen, um dann auch deren Familienangehörigen ein Rezept mitgeben zu dürfen – was bislang nicht erlaubt ist.

    Weiter in die Notaufnahme

    Ein junger Mann kommt rein, Hut auf, Jogginghose an. „Ich hab das schon länger“, fängt er an, bevor sich die Tür zum Arztzimmer hinter ihm schließt. Nach wenigen Minuten schickt Gierer ihn weiter zur Notaufnahme. „Sie wissen nicht, ob es etwas Ernstes ist?“, erkundigt sich der Mann mit bangem Blick. „Die Kollegen können Sie genauer untersuchen“, entgegnet Gierer und drückt ihm die notwendigen Formulare hin die Hand. Ansonsten bleibt es an diesem Tag ruhig. Zeit, für Fachlektüre oder ein kurzes Gespräch mit der Sprechstundenhilfe. Bis der Dienst vorbei ist.

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