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Dillingen: Das „Baby“ Dillinger Geburtshilfe gedeiht

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Das „Baby“ Dillinger Geburtshilfe gedeiht

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    Sie fühlt sich gut aufgehoben im Dillinger Kreiskrankenhaus: Diana Reichard aus Demmingen mit Rafael. Ihr erstes Kind kam am Donnerstag zur Welt.
    Sie fühlt sich gut aufgehoben im Dillinger Kreiskrankenhaus: Diana Reichard aus Demmingen mit Rafael. Ihr erstes Kind kam am Donnerstag zur Welt. Foto: Berthold Veh

    Dr. Gerhard Nohe ist Chefarzt der Dillinger Klinik für Frauengesundheit. Am Samstag hat der Mediziner zu einer Fortbildung ins Kreiskrankenhaus eingeladen. Im Grunde ist es aber ein kleines Fest, denn die Klinik feiert den ersten Geburtstag der wiedereröffneten Geburtshilfe. Im vergangenen Jahr hatte die Abteilung für mehrere Monate geschlossen werden müssen, und Mütter aus der Region brachten ihre Babys außerhalb der Landkreisgrenzen zur Welt.

    Diana Reichard wohnt zwar in Demmingen im Landkreis Heidenheim, also knapp außerhalb des Dillinger Landes. Für die 35-Jährige war Dillingen aber das am nächsten liegende Krankenhaus. „Bei einer problematischen Schwangerschaft hätte ich mir vielleicht Aalen oder Augsburg ausgewählt“, sagt die Demmingerin. Aber das Team in Dillingen habe sie überzeugt. „Wir fühlten uns hier von Anfang an gut aufgehoben.“ Ihr Bub hatte sich Zeit gelassen, aber am Donnerstag war es endlich so weit. Rafael Reichard kam zur Welt. „Unsere Hebamme Isabell Bartl hat das so professionell gemacht“, sagt die glückliche Mama, die dabei Tränen der Freude nicht unterdrücken kann. Ihr Mann Wilfried habe auch im Familienzimmer in der Klinik übernachten können und diese Momente des Glücks mitbekommen.

    Dr. Gerhard Nohe freut sich mit den Hebammen (von links) Anita Hartmann, Isabel Heigl und Isabell Bartl, dass sich die Dillinger Geburtshilfe gut entwickelt habe.
    Dr. Gerhard Nohe freut sich mit den Hebammen (von links) Anita Hartmann, Isabel Heigl und Isabell Bartl, dass sich die Dillinger Geburtshilfe gut entwickelt habe. Foto: Veh

    „Wir wollen die Hausgeburt in die Klinik holen“

    Dies ist ebenfalls ein Ziel, das Chefarzt Nohe und das Hebammenteam verfolgen. „Wir wollen die Hausgeburt in die Klinik holen“, sagt er unserer Zeitung. Sanft und sicher, so lautet das Motto der Klinik. Bei der Entbindung sollten sich die Mütter wie zu Hause fühlen, und nicht wie in einem Operationssaal. Im ersten Jahr seit der Wiedereröffnung habe es bereits etwa 500 Geburten in der Abteilung gegeben. In diesem Jahr werden es laut Prognose knapp 600 werden. Mehr als 90 Prozent der Mütter hätten in der jüngsten Patientenbefragung mitgeteilt, dass sie mit der Geburtshilfe in Dillingen zufrieden sind. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen, Johann Popp, stellt fest, dass es jetzt mehr Geburten in Dillingen gebe als vor der Schließung.

    Chefarzt Nohe hat, wie er auf Anfrage bestätigt, die jüngsten Diskussionen verfolgt, dass wegen der medizinischen Qualität zwangsläufig der Trend zu größeren Kliniken gehen wird. „Das erzählen sie doch schon seit 20 Jahren, dass die kleineren Kliniken aussterben werden“, sagt der Mediziner. Für Dillingen sieht Nohe die aktuelle Lage jedenfalls entspannt. Für die medizinische Qualität seien ein gutes Team – Nohe nennt mehrfach auch seine Leitende Oberärztin Grazyna Anna Goik –, fachliche Kompetenz und eine entsprechende Ausrüstung notwendig. Über all das verfüge die Klinik für Frauengesundheit Dillingen, die wirtschaftlich nicht von der Geburtshilfe, sondern von der Gynäkologie lebt. Auch schwierigere Fälle könnten in Dillingen ohne Probleme behandelt werden, die Verlegungsquote liege unter fünf Prozent. Auch bei den Hebammen hat sich der personelle Engpass in den vergangenen Monaten entspannt. „Wir sind derzeit acht Hebammen“, informiert Sprecherin Isabel Heigl. Die Sitatution sei derzeit „komfortabel“. Die Geschäftsleitung der Kreiskliniken habe viel für diese Verbesserung getan.

    Für den Erfolg der Abteilung braucht es vier Dinge

    Das vorübergehende Aus der Geburtshilfe hat laut Popp schmerzlich bewusst gemacht, dass es für den Erfolg der Abteilung vier Dinge brauche: Ärzte mit einer entsprechenden Qualifikation, Hebammen, Kinderkrankenschwestern und die künftigen Mütter. „Das Vertrauen der schwangeren Frauen muss in jedem einzelnen Fall erst gewonnen werden“, sagt Popp. Der Bezirksrat dankt allen Beteiligten für ihren Einsatz. Die Wiedereröffnung der Dillinger Geburtshilfe sei ein „mittleres Wunder“ gewesen.

    Kunz sagt, er höre „ganz viel Positives“

    Oberbürgermeister Frank Kunz erinnert daran, dass für den Erhalt der Geburtshilfe neben der engagierten Mannschaft auch der politische Wille maßgeblich gewesen sei. Es würde nicht zur Familienfreundlichkeit der Stadt Dillingen passen, wenn Schwangere zur Entbindung in große Zentren fahren müssten. Der Erfolg gebe allen Beteiligten recht, sagt Kunz. Er höre „ganz viel Positives“ über die Dillinger Klinik für Frauengesundheit. Krankenhäuser sollten in kommunaler Trägerschaft bleiben, denn dort stehe der Mensch und nicht die Wirtschaftlichkeit im Mittelpunkt.

    Am Ende spricht ein hochkarätiger Referent: Prof. Dr. Werner Mendling (Wuppertal) gibt aktuelle Informationen zu gynäkologischen Infektionen. Eine Fortbildung in diesem Bereich sei dringend notwendig, erläutert Mendling. Erst vor drei Jahren sei das Thema gynäkologische Infektionen in die Weiterbildungsordnung aufgenommen worden.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Geburtshilfe Dillingen arbeitet erfolgreich

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