Nun also doch. CSU-Vorsitzender Markus Söder geht mit dem CDU-Chef Armin Laschet ins Duell um die Kanzlerkandidatur. Der nordschwäbische CSU-Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange hat am Sonntag die Sitzung des geschäftsführenden Vorstands der Unionsfraktion im Berliner Reichstag miterlebt und war vom Verlauf etwas überrascht. Denn dort erklärte Söder seine Bereitschaft, als Kanzlerkandidat anzutreten. „Er hat ein Angebot formuliert und einen richtig starken Auftritt hingelegt“, sagt Lange. Es sei jedenfalls eine Sitzung gewesen, „die man so schnell nicht vergessen wird“, stellt der Nördlinger fest. Der Bayerische Ministerpräsident habe in ganz Deutschland viel Akzeptanz hinzugewonnen. Und es seien auch einige CDU-Kollegen auf ihn zugekommen, „dass es Söder machen soll“, sagt Lange. Der Ball liege jetzt aber bei der CDU, denn: „Ich kenne die Arithmetik und ich kenne Berlin“, sagt Lange. Die Meinungsumfragen sprächen zwar klar für Söder, die CDU sei aber der größere Partner. „Und die Arithmetik spricht für Armin Laschet“, sagt Lange. Auch wenn Söder viele gute Argumente für die Kanzlerkandidatur auf seiner Seite habe.
Der Nördlinger stellt fest: „Markus Söder ist jemand, dem viele Kanzler zutrauen.“ Er habe in dieser nicht einfachen Phase der Corona-Pandemie gezeigt, dass er Deutschland in dieser Krise führen könnte. Lange sagt, ihn würde es freuen, mit einem CSU-Kanzlerkandidaten Wahlkampf zu machen.
Georg Winter stellt sich hinter Markus Söder
Auch der Dillinger CSU-Kreisvorsitzende Georg Winter begrüßt Söders Vorstoß. „Markus Söder ist Ministerpräsident und Vorsitzender der CSU. Als solcher achtet er darauf, dass der Einfluss Bayerns in Berlin groß bleibt. Von daher ist es richtig, dass er seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärt hat“, teilt Winter auf Anfrage mit. Armin Laschet habe als CDU-Vorsitzender allerdings die größere Mannschaft um sich und dadurch die bessere Ausgangsposition, stellt der Landtagsabgeordnete fest. Die Bewerbung von Markus Söder sei aber „überzeugend“, betont Winter: „Damit bleibt die CSU auf Augenhöhe und untermauert ihren Führungsanspruch und die künftige Verhandlungsposition.“
Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz sagt: „Eine lebendige Demokratie ist geprägt von einem Wettbewerb der Ideen und Persönlichkeiten. Deswegen hat die jetzige Personalentscheidung durchaus ihre Berechtigung.“ Angesichts der ernsten Umstände sei es aber wichtig, dass innerhalb der Union jetzt so schnell wie möglich Klarheit über die „K-Frage“ geschaffen wird, damit dann die volle Konzentration wieder bei der Bewältigung der Pandemie liegt. Der stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende sagt: „Ich persönlich kann mir Markus Söder gut als Bundeskanzler vorstellen und traue ihm dieses Amt zu.“ Gleichzeitig wäre Kunz jedoch „nicht traurig, wenn uns Söder als Bayerischer Ministerpräsident erhalten bleibt“.
Katja Müller glaubt an Söders Durchsetzungsfähigkeit
Ähnlich argumentiert Kunz’ Bürgermeister-Kollegin Katja Müller aus Lauingen. Auch sie sagt: „Würde Markus Söder Kanzler werden, würden wir in Bayern einen guten Mann als Ministerpräsidenten verlieren.“ Das gesagt, spricht sich die Rathauschefin klar für eine Kandidatur Söders aus. Aus ihrer Sicht hat der einen klaren Vorteil gegenüber Laschet. „Er hat in der Krise Durchsetzungsfähigkeit bewiesen.“
Müller traut dem Franken zu, auch im Rest von Deutschland viele Stimmen für die Union zu sammeln. Das zeigten einerseits die Umfragen und andererseits das Management Söders in der Coronakrise für den Freistaat. Der eingeschlagene Weg werde im Rest Deutschlands sehr anerkennend betrachtet, glaubt Müller.
Wertingens stellvertretende Bürgermeisterin Christiane Grandé traut beiden Männern das Kanzleramt zu. „Mit Dr. Markus Söder und Armin Laschet stellen sich zwei Ministerpräsidenten der Kanzlerfrage, die sicher beide den Aufgaben eines Bundeskanzlers gewachsen sind“, so Grandé gegenüber unserer Zeitung. Doch auch sie würde es begrüßen, wenn Söder als dritter CSU-Kandidat ins Rennen um die Kanzlerschaft für die Union geht.
Hat Söder noch Chancen?
Ein Franke war ja bereits einmal Bundeskanzler – der Fürther Ludwig Erhard ging 1963 jedoch für die CDU ins Rennen und folgte Konrad Adenauer nach. Die beiden Kandidaten der CSU mussten sich in der Vergangenheit ihren Kontrahenten geschlagen geben – 1980 unterlag Franz Josef Strauß gegen Helmut Schmidt, 2002 scheiterte Edmund Stoiber bei dem Versuch, den damaligen Kanzler Gerhard Schröder aus dem Amt zu drängen.
Des Rückhalts aus Bayern kann sich Markus Söder also sicher sein, wie aus den Stimmen der Mandatsträger aus dem Landkreis hervorgeht – ob das für eine Kanzlerkandidatur reicht, ist allerdings fraglich. Am Montag hatte sich das CDU-Präsidium demonstrativ hinter Armin Laschet gestellt.
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