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Dillingen: Artenschutz im Landkreis Dillingen: Wollen Sie ein Blühpate sein?

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Artenschutz im Landkreis Dillingen: Wollen Sie ein Blühpate sein?

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    Das Landwirteehepaar Clara und Anton Dirr mit BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer (links) auf dem Acker, den der Hettlinger Landwirt für die Blütenpatenschaften zur Verfügung stellen will. Das Plakat des BBV wurde einen Tag nach der Aufnahme zur Makulatur: Bayerischer Bauernverband, Bayerische Staatsregierung und die Initiatoren des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ haben sich geeinigt, dass die Forderungen des Volksbegehrens umgesetzt werden.
    Das Landwirteehepaar Clara und Anton Dirr mit BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer (links) auf dem Acker, den der Hettlinger Landwirt für die Blütenpatenschaften zur Verfügung stellen will. Das Plakat des BBV wurde einen Tag nach der Aufnahme zur Makulatur: Bayerischer Bauernverband, Bayerische Staatsregierung und die Initiatoren des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ haben sich geeinigt, dass die Forderungen des Volksbegehrens umgesetzt werden. Foto: von Weitershausen

    Rettet die Bienen. Das Volksbegehren war und ist in aller Munde. Auch im Landkreis Dillingen. Dort findet aber derzeit noch eine ganz andere Aktion statt. Eine, die ebenfalls zum Natur- und Artenschutz beitragen soll. Mit der Übernahme von Blühpatenschaften haben einzelne Landwirte und der Bayerische Bauernverband (BBV) gestartet. Soll dies Bauern neue Einkommensquellen erschließen? Keineswegs, sagt Landwirt Anton Dirr aus Hettlingen beim Treffen auf einem Acker, den er für die Aktion zur Verfügung stellt. Und BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer erklärt: „Die Bearbeitung der Flächen für die Blühpatenschaften kostet den Landwirten Zeit und Geld.“ Die große Frage ist: Wer ist bereit, ein Blühpate zu sein?

    Die Motivation für die Aktion: Nach all der Kritik an der Landwirtschaft wollen die Bauern nun einen sichtbaren Beitrag für die „blühenden Landschaften“ leisten. Doch Maßnahmen in der Landwirtschaft allein, so Bayer, genügten nicht, um den Artenrückgang zu bremsen. Landwirte in Bayern hätte sich in Zusammenarbeit mit dem BBV auch aus diesem Grund zu der Blühpaten-Aktion entschlossen. Jetzt könnten all die Kritiker beweisen, wie ernst sie es mit dem Natur- und Artenschutz halten.

    Bis Ostern kann man sich anmelden

    Landwirt Dirr erklärt das Prozedere: „Mit einem Beitrag von 50 Euro kann jedermann bei mir über zwei Jahre eine 100 Quadratmeter große Blühpatenschaft übernehmen.“ Zur Aussaat komme auf dem von ihm bearbeiteten Boden ein Kilo der mehrjährigen Veitshöchheimer Blumenmischung „Bienenwiese“ zum Anschaffungspreis von 40 Euro pro Kilogramm. Insgesamt 1,57 Hektar stelle er für diese Aktion zu Verfügung, weshalb insgesamt 150 Blühpatenschaften möglich seien. Anmeldungen werden bis Ostern unter der E-Mail-Adresse: bluehpatenschaften-hettlingen@ gmx.de entgegengenommen.

    Sollte das Angebot nicht vollständig genutzt werden, müsse er auf der Restfläche jedoch wieder Mais anbauen. Denn eines sei sicher, so der Landwirt. „Die Landwirtschaft lebt von der Kulturpflanzenproduktion, um überhaupt ein Einkommen erzielen zu können. Egal ob Futter- oder Biogasmais, Getreide, Kartoffeln oder Hackfrüchte mit Tierhaltung, dies ist unser täglich Brot“, sagt Dirrs Frau Clara. Mit der Blühpflanzenaktion des BBV wollten die Landwirte jedoch zeigen, wie wichtig auch ihnen der Artenschutz ist, betont die Bäuerin.

    Rettet die Bienen: Umstrittenes Gesetz

    Bayer nennt ein Beispiel dafür. „Dies zeigt sich bereits seit Jahren an den 1,2 Millionen Hektar Kulturlandschaftsprogramm-Flächen in Bayern“, sagt der BBV-Kreisgeschäftsführer. Dieses KULAP-Programm sei bereits im Jahr 1988 von der Bayerischen Staatsregierung ins Leben gerufen worden. Schwerpunkte seien dabei der Klimaschutz, Boden- und Wasserschutz sowie der Erhalt der Artenvielfalt und Kulturlandschaft. Zudem sei auch die Förderung des ökologischen Landbaus Bestandteil. Daher könnten die Landwirte und der BBV auch mit der Übernahme des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ als Gesetz leben, sagen Bayer und Dirr übereinstimmend, da auch parallel in einem zweiten Gesetz umstrittene Punkte angepasst werden sollen.

    Für sie sei beispielsweise die darin enthaltene Forderung, bis zum Jahr 2030 allein 30 Prozent der Flächen in Bayern ökologisch zu bewirtschaften, eine Utopie, da die Nachfrage am Markt dies einfach nicht hergeben werde. Im Volksbegehren werden auch mehr Blühwiesen gefordert. Mit den Blühpatenschaften könne nun ein Anfang gemacht werden. So sieht es auch Landwirt Patrick Wetschenbacher in Schwenningen. Er bietet ebenfalls Blühpatenschaften zu jeweils 100 Quadratmetern für 50 Euro inklusive Saatgut und Bodenbearbeitung an. Mittlerweile habe er bereits zehn solche Patenschaften abgeschlossen, berichtet Wetschenbacher. Der Landwirt hat für seine Aktion bereits Flyer gedruckt und in Geschäften in Höchstädt und Dillingen ausgelegt. Er nehme noch Bewerbungen entgegen, sagt Wetschenbacher (Telefon 0151/64038170). Er werde so viel Fläche anbieten, wie bei ihm an Nachfrage hereinkomme. Und die Blühpaten können, wenn sie wollen, auch bei beiden Landwirten ein Namensschild an den entsprechenden Flächen anbringen.

    Was das mit Flächenfraß zu tun hat

    Bayer sagt aber: „Maßnahmen in der Landwirtschaft allein genügen nicht, um den Artenrückgang zu bremsen.“ Vielmehr sei ein echter „Gesellschaftsvertrag“ für Artenschutz und Landwirtschaft in Bayern notwendig. Denn wenn es die Gesellschaft mit dem Artenschutz wirklich ernst meine, müssten eben alle mit anpacken – beispielsweise, um den Flächenfraß zu stoppen. Bürger müssten dann verstärkt regionale Lebensmittel kaufen. Ebenso sollten laut Bayer klare Grenzen für Freizeit- und Sportaktivitäten in der Natur gesetzt werden. Zudem müsse bereits in der Schule mehr Wissen über Ernährung, Lebensmittelerzeugung, Landwirtschaft sowie den Arten- und Naturschutz vermittelt werden, sagt der BBV-Kreisgeschäftsführer. Artenschutz gehe nicht nur die Landwirte, sondern „auch ihre lauten Kritiker“ an.

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