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Die Erfahrung von Dankbarkeit für geteilte Zeit

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Die Erfahrung von Dankbarkeit für geteilte Zeit

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    Positive Erfahrungen mit dem Caritas-Projekt "Zeit teilen" haben (von links) die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Ingrid Riegler, Maria Schilling und Irmgard Scheßl. Foto: Brugger
    Positive Erfahrungen mit dem Caritas-Projekt "Zeit teilen" haben (von links) die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Ingrid Riegler, Maria Schilling und Irmgard Scheßl. Foto: Brugger Foto: Brugger

    Wir sprachen mit Maria Schilling (Donaualtheim), Irmgard Scheßl (Dillingen) und Ingrid Riegler (

    Frage: Wer Zeit teilen möchte, muss erst einmal selber Zeit haben: Wie geht das bei Ihnen?

    Schilling: Ich bin Rentnerin und Witwe. Dadurch habe ich viel freie Zeit, mich in verschiedenen Bereichen einzubringen. So arbeite ich u. a. im Weltladen und betreue eine Person über die Caritas.

    Scheßl: Meine Kinder sind erwachsen und studieren. Jetzt habe ich mehr Zeit als früher und möchte mich sinnvoll engagieren. Es freut mich, wenn ich jemandem helfen kann, der die Hilfe benötigt.

    Riegler: Obwohl meine Kinder noch kleiner sind, nehme ich mir die Zeit für das Projekt, weil ich es für wichtig halte. Und manchmal sind die Kinder auch mit dabei.

    Frage: Wie sehen Ihre Angehörigen und Freunde Ihren Dienst?

    Riegler: Obwohl ich schon von Anfang an begeistert war, ist mein Mann erst skeptisch gewesen, ob ich das zeitlich alles schaffe. Aber mittlerweile habe ich ihn überzeugt.

    Scheßl: Bis auf meine Angehörigen weiß kaum jemand, dass ich zwei Frauen betreue. Meine Familie unterstützt meinen Einsatz.

    Schilling: In meinem Freundeskreis kommt schon ab und zu die Frage, was ich denn da immer mache. Für mich ist es aber wichtig, eine sinnvolle Aufgabe und Kontakt zu Mitmenschen zu haben.

    Undank ist der Welten Lohn, heißt es. Können Sie das aus Ihrer Erfahrung bestätigen?

    Scheßl: Nein. Ich betreute längere Zeit eine ältere Dame bis zu ihrem Tod, die keine Angehörigen in der Nähe hatte, und half ihr im Alltag. Sie war fast schon ein Mutterersatz für mich geworden. Die Erfahrungen, die ich in dieser Zeit machte, waren für mich ein große Bereicherung.

    Schilling: Ich möchte die Erfahrungen nicht missen und erlebe schon eine große Dankbarkeit. Oft sprechen wir über frühere Zeiten, tauschen gemeinsame Erfahrungen aus oder sprechen über Fernsehsendungen oder Politik.

    Riegler: Die Menschen erzählen viel aus ihrem Leben. Wenn man Zeit hat, hinzuhören, erfährt man oft spannende Dinge. Es tut den Leuten gut, wenn ihnen jemand zuhört und sich mit ihnen unterhält. Und oft helfen mir Erfahrungen von älteren Menschen weiter: Ob es nun Lebenserfahrungen oder Kochrezepte sind, da ist alles mit dabei. Und man merkt, dass die Menschen dankbar dafür sind, dass man sich Zeit für sie nimmt.

    Wie bekommen Sie Kontakt zu den Personen, die Sie betreuen? Ist der ehrenamtliche Dienst versichert?

    Riegler: Bei der Caritas melden sich ältere Menschen, die Unterstützung benötigen. Diese werden dann an uns weitervermittelt.

    Scheßl: Alle Helferinnen und Helfer sind während des Einsatzes über das Projekt versichert.

    Wo Menschen sind, da "menschelt" es. Was passiert, wenn keine gegenseitige Sympathie vorhanden ist?

    Riegler: Wenn ich schon am Telefon das Gefühl habe, dass die Chemie nicht stimmt, kann es nicht funktionieren. Die Bereitschaft zum Miteinander muss von beiden Seiten vorhanden sein. Man merkt es schnell, wenn jemand die Hilfe eigentlich gar nicht will, weil sie z. B. über die Kinder aufgezwungen wird.

    Die betreuten Menschen müssen selber entscheiden, ob sie Hilfe benötigen und wer ihnen sympathisch ist. Doch in diesem Fall findet die Caritas eine Lösung, die für alle gut ist.

    Wenn ich mich nicht auf Dauer binden möchte: Ist kurzfristiges Engagement möglich?

    Scheßl: Natürlich. Man kann jederzeit aussteigen oder weniger machen. Schon bevor es das Projekt "Zeit teilen" gab, habe ich mich engagiert. Nun bin ich seit März dabei, und es gefällt mir ganz gut.

    Schilling: Ich bin seit Januar dabei und habe anfangs jeden Tag eine Person besucht. Das war mir aber dann zu viel. Jetzt bin ich dreimal in der Woche abends unterwegs, je nach Absprache.

    Was macht das Projekt attraktiv, worin sehen sie Vorteile?

    Scheßl: Gut finde ich, dass man selber die Zeit frei einteilen kann. Manchmal ist es ein Telefongespräch, dann hole ich ein paar Lebensmittel. Es ist nicht übermäßig viel zu tun. Den Menschen tut es gut, einen Ansprechpartner zu haben. Es ist schön, die Erfahrung zu machen, dass ein älterer Mensch mit meiner Hilfe in seiner vertrauten Umgebung bleiben kann.

    Schilling: Immer wieder denke ich, dass auch ich einmal auch froh wäre, jemanden zu haben, der mir hilft und für mich da ist, wenn ich ihn brauche. Man merkt die Sinnhaftigkeit seines eigenen Tuns in diesem Projekt.

    Riegler: Wir haben keine Verwandten in der unmittelbaren Nähe. Durch die Betreuung habe ich schon viele Leute kennengelernt. Und die Kinder freuen sich auch, wenn sie mitgehen dürfen.

    Kontakt: Anneliese Mayr, Telefonnummer: 01577/9459985, per E-Mail: zeit-teilen@caritas-dillingen.de oder aber Internet: www.caritas-dillingen.de

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